Behandelter Abschnitt Heb 8,3-6
Die unermessliche Überlegenheit Christi als Hoherpriester wird in Hebräer 9 und 10 mit dem ausführlichsten Beweis beschrieben. Hier legt der Heilige Geist nur in wenigen Worten den Grundsatz fest, dass es sich um ein wirkliches aktives Amt und nicht um einen bloßen Titel handelt, wobei seine himmlische Herrlichkeit seinen Funktionen nur zusätzliche Kraft verleiht.
Denn jeder Hohepriester wird dazu bestellt, sowohl Gaben als auch Schlachtopfer darzubringen; daher ist es notwendig, dass auch dieser etwas hat, was er darbringt. Wenn er nun auf der Erde wäre, so wäre er nicht einmal Priester, weil solche da sind, die nach dem Gesetz die Gaben darbringen (die dem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge dienen, wie Mose eine göttliche Weisung empfing, als er im Begriff war, die Hütte aufzurichten; denn „sieh zu“, spricht er, „dass du alles nach dem Muster machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist“). Jetzt aber hat er einen vortrefflicheren Dienst erlangt, insofern er auch Mittler eines besseren Bundes ist, der aufgrund besserer Verheißungen gestiftet ist (8,3–6).
Das eigentliche Ziel des Hohepriestertums ist also die Darstellung dessen, was für Gott annehmbar ist und vom Menschen in höchstem Maß benötigt wird. Der Dienst am Wort ist etwas ganz anderes, nämlich die Weitergabe dessen, was Gott dem Menschen offenbart. Wie der erste das jüdische System kennzeichnete, so kennzeichnet der zweite das Christentum und, wie man hinzufügen kann, ganz besonders das Evangelium der Gnade Gottes, das in der ganzen Schöpfung unter dem Himmel verkündet wird. Auch das Amt der Versammlung konnte nur sein, als die Versammlung ins Leben gerufen wurde. Hier steht es nicht in Frage, ebenso wenig wie das „große Geheimnis“, zu dem es gehört.
Aber es gibt noch eine andere Überlegung, die im vierten Buch Mose eindeutig und wiederholt zum Ausdruck kommt (3,9; 8,19; 18,6.7) und die nicht übersehen werden sollte. Die Leviten in ihrer Gesamtheit waren, ungeachtet der Unterschiede in ihrem Dienst, Aaron und seinen Söhnen gegeben. Sie waren ganz und gar dazu bestimmt, Aaron im Namen der Kinder Israels zu dienen. Auf diese Weise wurde der Dienst in der Stiftshütte im Wesentlichen vom aaronitischen Priestertum abhängig gemacht, und es gab keinen anderen Platz und keine andere Angemessenheit. Der äußere Dienst hing in seinem Wert und seiner Akzeptanz völlig von der inneren Anbetung ab. Der Stamm Levi war mit Aaron verbunden und diente ihm, und er hatte keine andere Daseinsberechtigung. Da sich das Priestertum nun zweifellos geändert hat, findet notwendigerweise auch eine neue Änderung des Gesetzes statt. Aber das Prinzip bleibt bestehen. Nach dem Bild Melchisedeks steht ein anderer Priester auf, der nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens eingesetzt ist, der sich zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln gesetzt hat, „ein Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte, die der Herr errichtet hat, nicht der Mensch“ (V. 2). Jeder wirkliche Dienst, der vom Herrn ausgeht, hängt also von Ihm im Heiligtum ab und bezieht sich dort auf Ihn. Andernfalls wird er falsch, wenn die Quelle menschlich ist oder die Motive weltlich sind. Der Herr kann an seiner eigenen Entehrung nicht beteiligt sein. Wie wichtig ist es für seine Diener, sich an dem zu orientieren, was nicht nur ein alttestamentliches Vorbild ist, sondern die klar offenbarte Wahrheit der apostolischen Briefe! Der Heilige Geist ist die Kraft allen wahren Dienstes; aber Er wirkt in uns, damit wir dem Herrn Jesus dienen, und es ist derselbe Herr, was immer die Verschiedenheit der Dienste sein mag. An Ihm, der hinter dem zerrissenen Vorhang steht, hängen der ganze Wert und die ganze Wirksamkeit dessen, was es hier auf der Erde an Dienst gibt.