Behandelter Abschnitt Heb 7,23-25
Ein weiterer Beweis für die Überlegenheit gegenüber dem levitischen Priestertum wird für unseren Herrn Jesus in seinem andauernden Triumph über den Tod angeführt, von dem weder Aaron noch sein Nachfolger mehr befreit waren als andere Menschen. Sie alle sind dem Tod erlegen, was ihr Priestertum notwendigerweise zu einem Nachfolgepriestertum machte, um überhaupt existieren zu können.
Und von jenen sind mehrere Priester geworden, weil sie durch den Tod verhindert waren zu bleiben; dieser aber, weil er in Ewigkeit bleibt, hat ein unveränderliches Priestertum. Daher vermag er diejenigen auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden (7,23–25).
Der Text wurde bereits zweimal in diesem Kapitel (V. 8.16) angewandt: das erste Mal in der Argumentation über das Vorbild des Melchisedek, der nur als „Lebendiger“ den Zehnten bekam und bezeugt wurde, wobei die Schrift über seinen Tod ebenso schweigt wie über seine Geburt (während unter dem Gesetz nur „Sterbende“ den Zehnten erhielten); das zweite Mal in der Gegenüberstellung der jeweiligen Prinzipien, ein Gesetz der fleischlichen Anordnung, schwach und nutzlos auf der einen Seite, und auf der anderen Seite die Kraft des unauflöslichen Lebens, durch dessen Vollkommenheit wir Gott nahen. Der Heilige Geist bemerkt hier, wie bereits erwähnt, dass die Zahl der Priester der Leviten begrenzt war, weil der Tod den Fortbestand verhinderte, während der Hohepriester unseres Bekenntnisses wegen seines ewigen Bleibens „ein unveränderliches Priestertum hat“. Der persönliche Gegensatz zwischen seinem ewigen Bleiben und den vielen Söhnen Aarons, die durch den Tod gehen mussten, unterstreicht das Priestertum in seinem Fall als unanfechtbar.
Man kann sich keinen so überzeugenden und unwiderlegbaren Beweis vorstellen. Denn der Tod beweist die Schwachheit und Sündhaftigkeit des Menschen; und das umso mehr, als er dazu bestimmt war, mit entsprechender Vorsorge zu leben, wenn er Gott gehorcht hätte. Dennoch hat Jesus den Tod geschmeckt, aber keineswegs durch die Sünde, sondern als Opfer dafür. Durch die Gnade Gottes hat Er den Tod für alle oder alles geschmeckt. Und diese unendliche Handlung seiner Liebe ist uns nicht nur vor Gott in einer Weise und in einem Ausmaß zum Nutzen geworden, mit dem sich nichts anderes vergleichen lässt, sondern gab Anlass, die Macht eines unvergänglichen Lebens in Ihm zu zeigen. „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn aufrichten“ (Joh 2,19). Wenn die Heilige Schrift ihr bemerkenswertes Geschlechtsregister der Patriarchen (1Mo 5) aufzeichnet, die 930, 912, 910, 895, 962, 969 und 777 Jahre lebten, folgen jeweils die feierlichen Worte „und er starb“. Hätte Jesus so viele Jahre gelebt wie andere oder doppelt so viele wie die ältesten, hätten die Menschen vielleicht noch gesagt: Wartet ab, was das Ende sein wird. Aber nachdem Er als Mensch gerade lange genug gelebt hatte, um den Willen Gottes vollkommen zu erfüllen, legte Er auf dem Höhepunkt seines Leben in einer einzigen Generation nieder, damit er es in der Auferstehung wieder aufnehmen konnte. Auf diese Weise wurde einerseits die Macht Satans in seiner letzten Festung, dem Tod, zunichtegemacht, andererseits der Sieg des Sohnes Gottes nach der vollständigen Unterwerfung unter Gottes Gericht über die Sünde. Es war seine Auferstehung, die den Tod für besiegt erklärt hat. Er allein ist der Lebendige, der tot war und nun für immer wieder lebendig ist, im Besitz der Schlüssel des Todes und des Hades (Off 1). Und als der Auferstandene übt Er sein Priestertum in der Höhe aus.
Deshalb gibt es nur einen. Der Tod hat keine Herrschaft mehr über Ihn, so wie die Sünde nie eine hatte. Kein Nachfolger ist nötig, keiner, der Ihn, der ewig bleibt, ersetzen könnte. Vergebliche Suche! Denn kein anderer hatte die Befähigung. Durch den Tod gab es kein Fortbestehen. Daher steht Er in offenkundigem Gegensatz zu den Söhnen Aarons, die in einer zahlreicheren Familienfolge als die Söhne Davids folgten, bis Er kam, der verheißene und vorausgesagte Sohn, der der König nach dem Herzen Gottes ist, nicht nur in der Form, sondern in der Wirklichkeit, da Er der Priester ist, der einzige Mittler, dessen wirksame Liebe bis zum Äußersten bewiesen wurde, als Er für unsere Sünden starb, und der jetzt lebt, um zu unterstützen, zu bewachen und mitzufühlen sowie für uns, die wir glauben, Fürsprache einzulegen.
Und die Macht, durch die Er ewig lebt, ist die Garantie für ein entsprechendes Heil (V. 25). Denn wenn die Priester, die Söhne Aarons, sich selbst nicht vor dem Tod retten konnten, so konnten sie noch weniger andere retten. Erst als Christus sein Werk vollbracht hatte, das seinen Tod für die Sünder notwendig machte, wurde Er, nachdem Er vollendet war, der Urheber des ewigen Heils für alle, die Ihm gehorchen. „Denn wenn wir, da wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden“ (Röm 5,10), das heißt durch Ihn. Er bleibt in Ewigkeit, und weil das so ist, hat Er ein unveränderliches Priestertum. So kann Er auch die, die durch Ihn Gott nahen, völlig erretten. In seinem Fall handelt es sich nicht um die kalte oder armselige Berufung auf ein göttlich verordnetes Amt, das von einem unwürdigen Inhaber ausgeübt wurde, was, wie wir in früheren Tagen sehen können, so manchem Sohn Aarons den Tod brachte und weit mehr Israeliten in der Tat bis zum Ende der traurigen Geschichte mit Trauer und Schande erfüllte. Wenn schon das Gesetz nichts vollkommen machte, so brachten die zahlreichen Priester, die einander ablösten, noch weniger Kraft und Nutzen.