Behandelter Abschnitt 2Thes 1,9-10
Wir haben nun die Objekte des Handelns des Herrn bei seiner Offenbarung vom Himmel gesehen; und sie sind eindeutig seine Feinde, in keiner Weise und in keinem Deut seine Freunde. Es ist sein Gericht über die gesamte Erde; Er kann nicht versagen, das Rechte zu tun. Dies wird noch deutlicher durch die ernste Beschreibung, die folgt: die Strafe erleiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke, wenn er kommt, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben; denn unser Zeugnis bei euch ist geglaubt worden (1,9.10).
Die gegenwärtige Drangsal seitens der Verfolger unterscheidet sich also wesentlich von der Drangsal jenes Tages, die nicht die Gläubigen, sondern die treffen wird, die sie hassen und verletzen. An jenem Tag werden ihre Verfolger die Strafe des ewigen Verderbens vor der Gegenwart des Herrn und vor der Herrlichkeit seiner Macht empfangen. Wie in Matthäus 25,31‒46 ist es nicht das Gericht am großen weißen Thron über die ungläubigen Toten, sondern das Gericht über die Lebenden, und doch ist es endgültig. Ihr Verderben ist unwiederbringlich, da sie für immer von seiner Gegenwart und von der Herrlichkeit seiner Macht ausgeschlossen sind; die Gottlosen sind hier (wie die Abtrünnigen in Israel; Dan 12,2) der Schande und ewigen Verachtung preisgegeben.
Andererseits wird der Herr zu jener Zeit gekommen sein, „verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und um bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben“. Gesegnete Aussicht „an jenem Tag“ und tröstlich für die Thessalonicher, zu hören, dass sie zu denen gehören, die auf diese Weise ein Wunder zu seinem Lob sein werden, denn dies scheint das gnädige Motiv des Satzteils zu sein, „denn unser Zeugnis bei euch ist geglaubt worden“ (V. 10). Die Gläubigen in Thessalonich mögen sich in Bezug auf die Toten geirrt haben und in Bezug auf die Lebenden in die Irre geführt worden sein; dennoch unterlässt es der Apostel nicht, sie durch die Andeutung zu bestärken, dass das göttliche Zeugnis, das er selbst und andere abgelegt hatten, nicht vergeblich gewesen war, sondern tatsächlich auf sie eingewirkt hatte.
Der aufmerksame Leser wird bemerken, dass vom Herrn nicht gesagt wird, dass Er an jenem Tag für die Gläubigen kommt und sie zu sich nimmt und sie im Haus des Vaters darstellt, wie es in Johannes 14 heißt. Hier wird Er gekommen sein, um in ihnen verherrlicht zu werden und um von allen, die glaubten, bewundert zu werden. Es ist ein offensichtlich anderer und späterer Teil seiner Ankunft: Es ist nicht die verborgene Begebenheit, die dem Wunsch des Herrn so nahekommt, dass, wo Er ist, auch sie bei Ihm sein mögen, damit sie seine Herrlichkeit sehen, die der Vater Ihm gegeben hatte, sondern die äußere Darstellung, Christus in ihnen und der Vater in Ihm, wenn sie in der Herrlichkeit sind und so in einem vollendet werden. Die Welt wird dann daran erkennen, dass der Vater den Sohn gesandt hat und die Gläubigen liebt, die mit Ihm in der Herrlichkeit erscheinen, wie Er Ihn geliebt hat (vgl. Joh 17,22.23). Die Aufnahme seiner Heiligen in den Himmel ist eine Sache; eine ganz andere und nachfolgende ist ihr Erscheinen mit Ihm in der Herrlichkeit und das Gericht über die Welt.
Weiterhin ist es interessant, die Richtigkeit des Präteritums „die geglaubt haben“ anstelle des „glauben“ des Textus Receptus in Vers 10 zu beachten.2
So wurde allmählich der Weg für die vollständigere und entschiedenere Korrektur des Irrtums, der in Thessalonich eingeschleust worden war, deutlich gemacht. Die wahre Natur des Eingreifen Gottes wurde geklärt. Dieser Tag wird durch die Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel mit den Engeln seiner Macht in flammendem Feuer gekennzeichnet sein. Es wäre für den entschlossensten Spiritualisten schwer, dies auf solche Vorsehungsereignisse anzuwenden, die damals üblich waren und die der Feind ausnutzte, um die Gläubigen zu verführen. Auch waren die Menschen in jenen frühen Tagen noch nicht so weit gegangen wie in späteren, dass solche wie Macknight sagten, dass, als die Apostel schrieben, vier Kommen Christi stattfinden sollten ‒ drei von ihnen bildlich, aber das vierte ein wirkliches und persönliches Erscheinen; dass von diesen verschiedenen Kommen häufig in der Schrift gesprochen wird; und dass, obwohl das Kommen Christi, Jerusalem zu zerstören (!), und sein ewiges Reich aufzurichten (!), von seinen Aposteln als dann nahegekommen dargestellt wird, keine Stelle aus ihren Schriften hervorgebracht werden kann, in der sein persönliches Erscheinen, um die Welt zu richten, gesagt oder auch nur angedeutet wird, dass es nahe ist! Die Wahrheit ist, dass es ein und dieselbe Erscheinung des Herrn ist, die das letzte Haupt (das Tier) der heidnischen Macht stürzen, den Menschen der Sünde vernichten und die Gläubigen in Herrlichkeit zeigen wird, wie Er auch an jenem Tag die Welt in Gerechtigkeit richten wird. Nichts kann weiter von der Wahrheit entfernt sein, als dass der Geist nicht von ein und demselben Tag spricht, von dem stets erklärt wird, er sei nahe, also nicht in weiter Ferne. Außerdem ist die Gegenwart des Herrn, die Seinen zu versammeln, um mit Ihm droben zu sein, nicht getrennt von den verschiedenen Aspekten seines Erscheinens, die wir gerade aufgezählt haben, obwohl sie ihnen notwendigerweise vorausgehen. Denn sie folgen Ihm an jenem Tag aus dem Himmel und erscheinen mit Ihm in der Herrlichkeit, anstatt gerade dann entrückt zu werden, um Ihm zu begegnen. Sein Kommen für die Gläubigen ist souveräne Gnade, die ihr Werk für uns vollendet; seine Offenbarung vom Himmel ist, um Rache an seinen Feinden zu üben und in seinen Gläubigen in der gerechten und vergeltenden Regierung jenes Tages verherrlicht zu werden.
2 Ersteres ist nicht nur die Lesart in der Complutensischen Ausgabe, sondern auch die aller Unzialen, fast aller Kursiven, sowie der alten Versionen und Väter, mit Ausnahme von ein oder zwei lateinischen Kopien. Erasmus scheint Stephens, Beza und andere in die Irre geführt zu haben, und so auch unsere autorisierten Übersetzer. Zweifellos ist das Präsens das häufigste, aber wenn der Aorist vorkommt, gibt es immer eine besondere Angemessenheit wie hier. Denn die herrliche Schau, die von den Heiligen vorausgesagt wird, bezieht sich bei dieser Lesart ausdrücklich auf die vergangenen Gläubigen. Die Bedeutung dessen wird umso eindrücklicher, wenn wir lernen, dass die große Segensernte für die Menschen auf der Erde folgt, wenn Er und die Verherrlichten über die Welt herrschen, wenn die Erde voll von der Erkenntnis des Herrn (und seiner Herrlichkeit; Hab 2,14) sein wird, wie die Wasser das Meer bedecken (Jes 11,9). An jenem Tag wird es keine Frage des Glaubens mehr sein wie jetzt, und daher der ungeheuerliche Irrtum des Peschitos (nicht des Philoxenos), des Syrers und so weiter, die den Glauben an „unser Zeugnis“ mit jenem Tag verbinden und ihn so in die Zukunft verlegen, im krassen Widerspruch zu der ihnen vorliegenden Schrift. Was auch immer das Handeln der Gnade an jenem Tag sein mag, der Apostel beschränkt den Glauben und den hier beschriebenen herrlichen Lohn sorgfältig auf den Empfang des Zeugnisses, bevor die Schau der Herrlichkeit und des gerechten Gerichts eintrifft.↩︎