Behandelter Abschnitt 1Thes 4,1-2
Die Erkenntnis Christi ist untrennbar mit dem Glauben verbunden; dennoch ist sie in erster Linie ein Leben der Heiligkeit und der Liebe und nicht nur ein Glaubensbekenntnis, wie der menschliche Verstand es aufzustellen pflegt. Wir haben gesehen, wie sie in der Praxis derer wirkte, die den Thessalonichern zuerst das Evangelium verkündigten, in selbstloser Güte und Leidensbereitschaft (1Thes 1 und 2), wie auch später in tiefem Mitgefühl für die Jungbekehrten, die so bald dazu berufen waren, die Hauptlast der Drangsal zu tragen. Für das Überströmen an Liebe zur Heiligkeit betete der Apostel zum Herrn (1Thes 3). Nun fährt er fort, an sie selbst zu ermahnen:
Im Übrigen nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, wie ihr von uns empfangen habt, in welcher Weise ihr wandeln und Gott gefallen sollt, wie ihr auch wandelt, dass ihr reichlicher zunehmt. Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus (4,1.2).
Es ist eine bedeutende Sache für solche, die einst lediglich Menschen auf der Erde waren, durch die Sünde von Gott und im Geist voneinander getrennt, nur dann vereint, wenn sie für Ziele des menschlichen Willens oder der Herrlichkeit vereint waren, jetzt aber als seine Kinder mit ganzem Herzen zu wandeln, um Gott zu gefallen. Doch so ist das Christentum praktisch gesehen; und es ist wertlos, wenn es nicht praktisch ist. Es ist wahr, dass es im Licht und der Wahrheit, die Christus durch den Heiligen Geist offenbart hat, das reichste Material und den vollsten Spielraum für die erneuerte Gesinnung und das erneuerte Herz gibt. Aber es gibt in „dem Geheimnis“ keine Breite noch Länge, keine Höhe noch Tiefe, die sich nicht auf den Zustand der Zuneigung oder den Charakter des Wandels und der Arbeit auswirkt; und kein Fehler entehrt Gott oder schadet dem Menschen mehr als die Trennung von Theorie und Praxis. Die Schrift verbindet sie unauflöslich miteinander und warnt uns ernstlich vor denen, die sie trennen wollen, als Böse, die sicheren Feinde Gottes und des Menschen. Nein! Die Wahrheit soll nicht nur informieren, sondern auch heiligen, und was wir von denen empfangen haben, denen es von Gott gegeben ist, sie zu vermitteln, ist wie wir „wandeln und Gott gefallen“ sollen. Auf diesem Weg wandelt der jüngste Gläubige von Anfang an, ob Sklave oder Freier, Grieche oder Skythe, Gelehrter oder Ungelehrter. Von diesem Weg kann keiner abfallen, außer in Sünde und Schande. Es handelt sich aber nicht um eine lediglich festgelegte Richtung, wie bei einem Gesetz oder einer Verordnung. Da es sich um ein Leben handelt, um das Leben Christi, gibt es Übung und Wachstum durch die Erkenntnis Gottes. Vom Zustand der Seele hängt das Erkennen des Willens Gottes in seinem Wort ab, das dort übersehen wird, wo Leichtsinn den inneren Zustand kennzeichnet oder der Wille aktiv und unüberlegt ist. „Wenn nun dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein“ (Mt 6,22). Dann erst gibt es geistliche Festigkeit auf dem Weg. Und ein tieferes Verständnis des Wortes führt zu einem volleren Gehorsam. Man kennt Gottes Gedanken besser, und das Herz ist ernsthaft bemüht, Ihm zu gefallen. Wir werden mehr und mehr durch das Wort gesättigt.
Dies war keine neue Sorge des Apostels. Sie wussten, welchen Auftrag er ihnen durch den Herrn Jesus gab. Geht es bei einem Gott wohlgefälligen Wandel nicht um seinen Willen, seine Ehre? Er konnte auf der Erde sagen: „weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue“ (Joh 8,29). Im Himmel beschäftigt Er sich jetzt mit denen, die hier auf der Erde auf demselben Weg wandeln. Wir mögen versagen; aber ist das unser Ziel? Er unterlässt es nicht, uns durch sein Wort zu helfen, wie Er es auch durch seine Gnade tun würde, wenn wir auf Ihn schauen und uns auf Ihn stützen. Hören wir seine Stimme?