Behandelter Abschnitt Kol 1,24-25
Es ist natürlich falsch, mich mit dem Unbekehrten auf eine Stufe zu stellen, als ob ich das Evangelium nötig hätte; aber es ist auch eine Beraubung, wenn ich mich nicht daran erfreue, sozusagen um seiner selbst willen, als der Rechtfertigung Gottes selbst. Kein anderer Teil der Wahrheit bringt eine solche Entfaltung der Gnade und der göttlichen Gerechtigkeit hervor wie das Evangelium. Was das Zeugnis den Menschen gegenüber betrifft, so mag es mehr das sein, was sich auf ihre Not als verlorene Sünder bezieht; aber für die Christen ist es von nicht geringer Bedeutung, dass das Herz mit seiner aktiven Gnade beschäftigt und der Verstand mit seiner weiten Tragweite erfüllt und das Gewissen durch die Wahrheit gestärkt wird, die verkündet, wie vollkommen das Blut Christi von aller Sünde reinigt. Es ist unmöglich zu sehen, wie das Evangelium Gott rechtfertigt, bis ein Mensch Frieden mit Ihm hat. Dies ist praktisch wichtig. Eine Person, die kaum Gottes Barmherzigkeit in Christus kennt, hat Erleichterung, hat das Heilmittel für die Sünde; aber ein solches Heilmittel bringt nicht immer die völlige Rechtfertigung Gottes vor Augen. Es ist mehr die Vorstellung des Sündenbocks, als des Bockes, der getötet wurde. Im Evangelium sehen wir nicht nur das Mittel für unsere Sünden, sondern dass Gottes Wahrheit und Majestät und Liebe und seinen ganzen Charakter verherrlicht wird. Es geht nicht nur um die Verurteilung des Bösen und die Vergebung der Sünden, sondern um ein Zeugnis seiner reichen Gnade in Christus. Doch der Apostel fügt hier hinzu:
Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch und ergänze in meinem Fleisch das, was noch fehlt an den Drangsalen des Christus für seinen Leib, das ist die Versammlung, deren Diener ich geworden bin nach der Verwaltung Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist, um das Wort Gottes zu vollenden (1,24.25).
Hier scheint eine Andeutung zu sein, dass die beiden Ämter, die der Apostel hatte, in Verbindung miteinander stehen und er sie beide auf sich bezieht. Vom Evangelium sagt er: „deren Diener ich geworden bin“. So ist es auch hier; doch da dies eine innigere Sache war, wird hinzugefügt: „nach der Verwaltung Gottes“ und so weiter. Das Evangelium, zu dessen Diener er gemacht wurde, führt ihn sofort dazu, von seinen Leiden für sie zu sprechen, nicht gerade die Leiden des Evangeliums, aber seine Leiden für sie. Dann spricht er davon, dass er das, was von den Leiden Christi zurückbleibt, ergänzt und so weiter, um seines Leibes willen, der die Versammlung ist. Zweifellos gab es die Leiden, die ausschließlich den Erlöser in Stellvertretung für uns trafen. Aber in jeder anderen Hinsicht bewirkten die Leiden, die Christus erduldete, wie vollkommen Er auch gelitten hat, nicht, dass seine Heiligen, von der Gemeinschaft der Leiden mit Ihm ausgeschlossen wären. Seine Leiden waren absolut vollkommen, als Zeugnis der Gerechtigkeit, als Mensch auf der Erde, und als Zeugnis der Gnade, von Seiten Gottes. Aber es war weit mehr als ein Zeugnis am Kreuz, als Er für uns zur Sünde gemacht wurde, und alles, was Gott als Richter war, fiel dort auf Ihn. Gerechtigkeit und Gnade waren der Anlass seiner Leiden im Leben hier auf der Erde; das heilige Gericht über die Sünde war das, was seine Leiden am Kreuz kennzeichnete, damit Gott seine Gnade uns, die wir glauben, gerecht erweisen kann, ohne dass irgendeine Frage des Gerichts übrigbleibt.
Wiederum freut sich der Apostel über seine Leiden, anstatt sie für hart zu halten oder davor zurückzuschrecken. Welch ein Gegensatz zu Petrus am Ende von Matthäus 16! Christus hat sie nicht sozusagen allein für sich beansprucht; Er hat einige für andere übriggelassen. Die Leiden, von denen hier gesprochen wird, sind hauptsächlich Leiden der Liebe zur Versammlung, zu den Heiligen Gottes; aber sie schließen auch das ein, was der Apostel als Zeuge für Christus in dieser Welt erlitt. Es waren wirkliche äußere Leiden von Feinden, wie er sagt, „in meinem Fleisch“. Er macht es nicht nur zu einer Frage seines Geistes; obwohl, wenn dieser nicht mit den Prüfungen verbunden gewesen wäre, das Leiden keinen Wert gehabt hätte. Aber er hat es nicht leichtgenommen, auch was seinen Körper betrifft. Einige in Kolossä, so wissen wir aus dem Ende von Kolosser 2, traten für asketische Übungen zur Abtötung des Leibes ein, was, wie der Apostel sie wissen lässt, durchaus mit einer gründlichen Aufblähung des Fleisches vereinbar ist. Was ihn jedoch betrifft, so würde er die Leiden Christi um seines Leibes willen ausfüllen. Paulus war in erster Linie ein Diener der Versammlung, in einem Sinn, in dem andere es nicht waren. Zweifellos war das Geheimnis durch den Geist den heiligen Aposteln und Propheten offenbart worden. Aber Gott hatte es Paulus anvertraut, um sein Wort zu vollenden.