Behandelter Abschnitt Eph 6,11-12
Dennoch erlaubt der mächtige Kampf mit den Mächten der Finsternis keine Nachlässigkeit unsererseits. Wir können es uns nicht leisten, irgendwo nicht wachsam zu sein. Wir müssen nicht so sehr gegen die Stärke des Teufels bestehen – das hat Christus getan –, sondern gegen seine Listen. In Wahrheit ist er durch das Kreuz für uns ein besiegter Feind; und wir sind berechtigt, ihn immer so zu behandeln. Deshalb sagt Jakobus: „Widersteht aber dem Teufel, und er wird von euch fliehen“ (Jak 4,7). Es sind seine Kunstgriffe, die wir vor allem und zu jeder Zeit fürchten müssen; und um ihnen zu widerstehen, müssen wir die Waffenrüstung Gottes anziehen, wie es hier hinzugefügt wird:
Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr zu bestehen vermögt gegen die Listen des Teufels. Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern (6,11.12).
Wir könnten zittern, wenn wir mit unseren Mitteln gegen solche Mächte antreten müssten. Aber so ist es nicht. Der Kampf ist der Kampf des Herrn, und unser Unvermögen bringt nur seine mächtige Hand und seine unfehlbare Weisheit hervor. Dennoch müssen wir kämpfen. Es reicht nicht aus, sich auf unsere Schwachheit oder seine Stärke zu berufen, um uns vor unserer Verantwortung zu drücken. Wir dürfen die Waffenrüstung Gottes nicht nur als unseren Besitz betrachten oder auf sie hinweisen, sondern müssen sie auf seine Aufforderung hin anlegen.
Noch etwas müssen wir beachten. Es geht hier nicht um unsere Bedürfnisse vor Gott. Denn Er hat keinen Kampf mit uns; sondern nachdem Er uns erlöst hat, ruft Er uns auf, mit den unsichtbaren Mächten seines Feindes um die Herrschaft zu ringen. Als wir einst nackt in unserem verlorenen Zustand waren, mussten wir bekleidet werden; und seine Gnade hat uns mit dem besten Gewand bekleidet, mit Christus. Das ist unsere Kleidung vor Gott: nichts Geringeres, nichts anderes, würde seiner Gegenwart entsprechen. Aber hier geht es darum, den Feind zu bekämpfen, nachdem wir mit Christus bekleidet sind; und wir brauchen eine Waffenrüstung von göttlicher Beschaffenheit, um richtig und sicher zu stehen. Auf die Einzelheiten dieser Waffenrüstung werden wir im Folgenden eingehen; zunächst möchte ich nur die allgemeine Wahrheit betonen.
Wie bemerkenswert werden wir hier in Vers 10 an Josua und in Vers 12 an Israels Feinde erinnert! An Josua erging das Wort: „Mach dich auf, geh über diesen Jordan, du und dieses ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Kindern Israel, gebe. Jeden Ort, auf den eure Fußsohle treten wird – euch habe ich ihn gegeben, so wie ich zu Mose geredet habe. ... Es soll niemand vor dir bestehen alle Tage deines Lebens: So, wie ich mit Mose gewesen bin, werde ich mit dir sein; ich werde dich nicht versäumen und dich nicht verlassen. Sei stark und mutig! Denn du sollst diesem Volk das Land als Erbe austeilen, das ich ihren Vätern geschworen habe, ihnen zu geben. Nur sei sehr stark und mutig“ (Jos 1,2.3.5-7; siehe besonders die Verse 9 und 18). Wiederum ist es klar, dass, wenn die Kanaaniter nur Feinde aus Fleisch und Blut waren, sie Vorbilder der noch tödlicheren Feinde sind, die wir zu bekämpfen haben – Feinde, die bestrebt sind, den Christen daran zu hindern, sein himmlisches Erbe in Besitz zu nehmen und es zu genießen.
Es geht hier nicht darum, merk es dir gut, das Rote Meer zu durchqueren, und dann die Wüste, wo wir lernen müssen, wer Gott ist, und wo wir uns bewähren müssen. Die Wüste ist der große Bereich der Versuchung; obwohl es zweifellos gelegentliche Kämpfe gibt wie mit Amalek und mit Midian, so ist sie doch der Bereich, wo wir auf Gottes Anordnung gehen oder bleiben müssen, wo wir täglich himmlische Unterstützung brauchen, wo es nichts anderes gibt, um uns zu unterstützen, und wo wir immer weiter marschieren mit dem himmlischen Land vor uns. Aber das Ringen hier, wie auch im Buch Josua, setzt den Durchgang durch den Jordan und den Eintritt in das Land Kanaan voraus, wo der Tag des Konflikts beginnt, und nicht der Tag der Versuchung in der Wüste.
Hat die evangelische Schule recht, wenn sie den Jordan als Bild eines Christen am Ende seines Weges durch die Welt benutzt, wenn der Gläubige heimgeht, um bei Christus zu sein? Offensichtlich nicht; denn was wäre in diesem Fall die Entsprechung für die Kriege in Kanaan? Nein! So ausgezeichnet Bunyan auch war, in diesem Punkt irrte er, folgte den Fehlern anderer vor ihm und verewigte sie weit und breit bis zum heutigen Tag. In der Tat ist dies einer der Prüfsteine dafür, wo jemand steht und wie weit er sich von der traditionellen Theologie emanzipiert hat, die ihre Jünger auf ein Minimum an Wahrheit beschränkt. Anderswo, wie zum Beispiel bei ihrem Gebrauch des Passahfestes und des Roten Meeres, gibt es unbefriedigende Erklärungen; hier gibt es absolut nichts als nur Irrtum. Und das sage ich, indem ich den Autor der Pilgerreise als ein edles und höchst fortschrittliches Beispiel der populären Ansichten herausstelle.
Die Besten ihrer Zeit in der religiösen Welt sind nur seine Kommentatoren – einige von ihnen buchstäblich. Kann es einen besseren Beweis dafür geben, wie vollständig der Kern dieses Briefes ignoriert wird? Die Wahrheit ist, dass wir im Roten Meer den Tod und die Auferstehung Christi für uns haben; im Jordan haben wir unseren Tod und unsere Auferstehung mit Ihm: Das eine führt uns in die Welt als die trostlose Wüste unserer Fremdlingschaft, das andere macht uns bekannt mit unserem himmlischen Segen, den wir uns dann durch den Sieg über den Teufel aneignen müssen. Die Unterscheidung ist ebenso klar wie wichtig, obwohl beides auf den Christen in dieser Zeit zutrifft. Wenn der herrliche Tag kommt, an dem das Erbe unser sein wird, werden wir nicht durch die Kraft des Glaubens, der so in der Praxis den Feind besiegt und das Land, das Gott uns gegeben hat, in Besitz nimmt, mit diesen Fürstentümern und Mächten in den himmlischen Örtern zu kämpfen haben: Der Kampf wird für immer für uns beendet sein. Die Vertreibung des Drachens, der „alten Schlange“, ist nicht unser Werk, sondern das Werk Michaels und seiner Engel (Off 12). Wir haben damit zu tun, ihn zu überwinden, nicht aber damit, ihn gewaltsam aus dem Himmel zu werfen. Die ganze Zeit, in der die Versammlung hier auf der Erde ist, geht unser Konflikt mit diesen geistlichen Mächten der Bosheit in den himmlischen Örtern weiter; wenn die tatsächliche Austreibung durch Gottes Macht in seiner Vorsehung stattfindet, werden wir nicht mehr hier sein, sondern droben.
Nach dem Passahfest und dem Schilfmeer gab es keine Rückkehr Israels in die Sklaverei des Pharaos; ihre Aufseher waren gestürzt und weg; es blieb nicht ein einziger von ihnen übrig: „So rettete der Herr Israel an diesem Tag aus der Hand der Ägypter, und Israel sah die Ägypter tot am Ufer des Meeres“ (2Mo 14,30). Aber die Beschneidung zeichnete die Erlösten in der Wüste nicht aus. Kaum waren die Kinder Israel auf der kanaanitischen Seite des Jordans, wälzten sie in Gilgal die Schmach Ägyptens ab. Ganz Israel wurde beschnitten, bevor sie das Schwert über die verdammten Bewohner Kanaans zogen. Sie waren in Kanaan und brauchten sich nicht mehr damit zu befassen, dorthin zu gelangen: ihre Arbeit war es, das Land zu ihrem eigenen zu machen.