Es besteht also kein Zweifel an der Nachsicht, in der wir aufgerufen sind, miteinander umzugehen; dennoch müssen wir uns davor hüten, die Gnade in Leichtfertigkeit oder Zügellosigkeit zu verwandeln. verfinstert am Verstand, entfremdet dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens (4,18).
Hier beginnt er mit dem Inneren. Wir werden feststellen, dass wir dazu neigen, uns und andere mit etwas Äußerem zu beschäftigen. Aber der Apostel geht zur Wurzel des bösen Wandels der Nationen vor. Ihr Verstand war eitel und leer, wie es bei allen ist, die Gott nicht deutlich und klar und einsichtig vor Augen haben, in welcher Sache auch immer es sein mag. Was diese Heiden betrifft, so kümmerten sie sich überhaupt nicht um Gott; sie waren „ohne Gott in der Welt“. Folglich gab es nichts als den leeren, schwammigen Verstand und Mund des Menschen, der sich eine Sache einbildete und eine andere ausdrückte. Was war die Folge? Der Verstand wurde verfinstert. Sie waren „entfremdet dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens“ (V. 18). Das sind verschiedene Beschreibungen, nicht des äußeren Wandels, sondern der Wurzel all der bösen Früchte, die sie hervorbrachten. Gott war nicht in allen ihren Gedanken. Sie waren „entfremdet dem Leben Gottes“. Wie könnte es auch anders sein? Das Leben Gottes ist nur in seinem Sohn zu finden; sie hatten Ihn nicht, und folglich hatten sie auch nicht das Leben. Weit davon entfernt, Genuss oder ein gerechtes Empfinden der Bedürftigkeit zu haben, waren sie dem Guten entfremdet; und dies wegen der Blindheit oder Härte ihres Herzens. Das ist die Beschreibung, woher offensichtlich der böse Wandel dieser Heiden kam; die Summe und die Substanz ist, dass er aus ihrer Unwissenheit hervorkam. Und sie waren unwissend, weil ihre Herzen hart waren, nicht weil sie dumm waren. Was für eine ernste und praktische Wahrheit für jeden Menschen, ob bekehrt ist oder nicht! Unser Verhalten ergibt sich aus unserem Urteil, und unser Urteil aus unseren Gefühlen. So wird der Zustand unseres Herzens sehr wichtig für unsere Praxis. Wir finden hier, dass der ganze äußere Mensch seine Quelle im inneren Menschen findet, und der innere Mensch wird durch das geformt, was das Herz regiert.
Daher ist es so überaus wichtig, dass Christus das Ziel des Herzens ist – ja, das einzige Ziel. Denn nichts ist verbreiteter, als geteilte Zuneigung zu haben. In der Tat, es ist die große Sache, vor der wir uns alle hüten müssen. Hätten wir ein einfältiges Auge und ein Herz, das Christus gründlicher und bewusster gewidmet wäre, was wäre die Folge? Das Herz gibt dem Urteil immer Richtung, Farbe und Kraft. Es gäbe niemals ein persönliches Schwanken, und es gäbe nichts als ein friedliches gemeinsames Wandeln im Licht Gottes, ohne irgendeinen Ausrutscher oder Versagen. Das ist die Theorie eines Christen (vgl. Phil 1 und Kol 1). In der Praxis gibt es Schwierigkeiten. Wer von uns hat nicht schon schweres Versagen und Sünde bekennen müssen? Wer hat nicht schon sagen müssen: „Ich weiß nicht, wie Gott über dieses oder jenes denkt?“ Mit einem Wort, der Verstand war oft verfinstert und der Wandel anders als der Wandel dessen, dem wir angehören.