Behandelter Abschnitt Eph 4,15-16
Dann haben wir die entgegengesetzte praktische Art und Weise, in der sich unser Wachstum vollzieht. sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, [der] Christus (4,15).
Der Ausdruck scheint tiefer zu sein als das, was wir hier haben. Es heißt „die Wahrheit festhaltend in Liebe“, nicht nur „in Liebe die Wahrheit reden“, obwohl das natürlich ein sehr wichtiger Teil des Wahrhaftigseins ist, aber es ist nicht alles; und wir alle wissen, dass es sehr wohl möglich ist, in Gedanken und Gefühlen nicht wahrhaftig zu sein, wobei die Worte ganz richtig sind. „Die Wahrheit festhaltend in Liebe“ schließt die Wahrheit in den inneren Teilen in sich.
Wir finden hier die beiden wesentlichen Merkmale der Gottseligkeit, die in Christus in unendlicher Vollkommenheit zu finden waren. Er war das Licht. Was auch immer Er sagen mochte, Er spiegelte genau die volle Wahrheit Gottes selbst wider; nein, Er war die Wahrheit. Wir finden einen bemerkenswerten Ausdruck, als unser Herr mit den Juden sprach und sich selbst als das Licht der Welt vorstellte (Joh 8,12). Sie fragten Ihn: „Wer bist du“, worauf Er antwortete: „Durchaus das, was ich auch zu euch rede“ (V. 25). Wenn man diese Worte abwägt, wird man die Kraft dieser Worte erkennen. Unser Herr ist genau und absolut das, was Er ausspricht; seine Worte vermitteln mit unfehlbarer Gewissheit, was Er ist. Er war gewiss wahrhaftig in der Liebe. Die Worte unseres Herrn zeigten den inneren Menschen so vollständig; Er war so vollkommen durchsichtig, dass nicht eine Sache in Ihm von der Wahrheit abwich; nichts erschien anders als genau das, was Er war. Und das, weil keine Sünde in Ihm war und kein Trug in seinem Mund gefunden wurde. Es gab keinen Gegenstand außer Gott vor seiner Seele, wie Er selbst sagt: „weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue“ (Joh 8,29). Und du kannst dich darauf verlassen, dass es allein die Kraft der Wahrheit ist, die Er uns gibt, wenn wir Christus in allem praktisch vor Augen haben. In dem Augenblick, in dem wir irgendetwas Eigenes vor uns haben, gleiten wir ab, und es kommt das heraus, was nicht die volle Wahrheit ist, denn Christus allein ist die Wahrheit, und Er allein gibt uns die Wahrheit in vollkommener Liebe; und nur in dem Maß, wie wir von Ihm erfüllt sind und Ihn unter Ausschluss all unseres eigenen Bösen besitzen, wandeln wir selbst in der Wahrheit. Wenn wir unser Herz auf irgendeine Sache oder Person außer Christus gerichtet haben, kommt das Böse zum Vorschein, und es ist gut für uns, das zu wissen und zuzugeben. Bei unserem Herrn war es nie so. Er konnte sagen: „Ich habe den Herrn stets vor mich gestellt“ (Ps 16,8). Und Er hat sich selbst uns gegeben, damit wir Ihn immer vor uns haben.
Es war Speise und Trank unseres Herrn, den Willen seines Vaters zu tun; dennoch musste Er natürlich Gott wegen unserer Sünden in einer Weise begegnen, wie es niemand zu tun berufen ist. Wir gehen von einer durch Christus vollbrachten Erlösung aus, die uns in die Gegenwart Gottes gebracht hat, und die uns auffordert, entsprechend der Gnade zu wandeln, die uns dorthin gebracht hat und die uns dort hält. Wir mögen es nicht alle begreifen, aber wir haben durch das Werk Christi mit uns selbst abgeschlossen; wir sind Gott nahegebracht, sind bei Ihm zu Hause, und von diesem Ort aus sind wir aufgefordert, alles zu betrachten, was uns hier auf der Erde begegnet; und hier müssen wir beurteilen, was der Wille Gottes ist, denn wir sind offenkundig schwach, wenn wir nicht deutlich seinen Willen tun. Es ist nicht nur so, dass Gott uns nach und nach Christus gleichgestalten will, sondern das hat Er jetzt im Blick. Und trotz allem, wo das Herz aufrichtig ist und Christus vor jemandem steht, mag es auch große Unterschiede geben, aber das ist Gottes Freude an seinen Kindern. Das Kind bleibt nicht immer ein Kind, sondern wird ein Mann: und so soll es auch bei der Familie Gottes sein. Er möchte, dass wir alle wachsen.
Dies ist also das Ziel der Gaben Christi. Er ist bestrebt, uns zu segnen, schon jetzt in der Welt, und das ist das Ziel allen Dienstes. Es ist nicht etwas, das unseren Gedanken und Vorbereitungen überlassen bleibt, sondern es liegt alles in den Händen des Herrn. Er ist es, der seine Heiligen liebt, der sie segnet und der seine einzelnen Diener, die mit den Heiligen zu tun haben, dazu bringt, unmittelbar mit Ihm selbst verbunden zu sein und seine Ziele vor Augen zu haben in einer Pflicht, die sie Ihm und nicht ihnen gegenüber zu erfüllen haben. Denn wenn die Versammlung der große Gegenstand für jemanden wird, ist der Segen von viel geringerem Charakter, minderwertig in allen seinen geistigen Zügen. Es mag richtige Empfindungen füreinander geben, aber es gibt etwas, das viel höher ist als die Liebe zu den Brüdern, so gottgemäß sie auch sein mag; und wenn du nicht der Bruderliebe nachstrebst, wirst du versagen, in der Liebe zu wandeln. Gott ist höher als die Liebe, und das ist genau der Unterschied, den wir im Moment so dringend brauchen. Eines der wichtigsten Dinge, vor denen wir uns hüten müssen, ist das Bestreben Satans, die Menschen davon zu überzeugen, dass, weil Gott Liebe ist, die Liebe Gott ist. Aber das ist nicht so. Wenn ich sage, dass Gott Liebe ist, bringe ich zum Ausdruck, was Er in der aktiven Kraft seiner heiligen Natur ist. Aber das ist nicht alles, was Gott ist. Er ist ebenso sehr Licht wie Er Liebe ist; und ich sollte seine Liebe besitzen, ohne sein Licht zu leugnen. Was jetzt bei vielen vorherrscht, ist die Vergöttlichung der Liebe, um Gott seines Lichtes zu berauben. Aber wo wir es klar vor Augen haben, nicht dass die Liebe „Gott ist“, sondern dass „Gott Liebe ist“, wird die Liebe nicht weniger, sondern in der Tat wahrer und reiner sein. Während sie die aktive Quelle unseres eigenen Herzens wird, wird sie nicht im Streit mit seinem Charakter gefunden werden, sondern wird Raum dafür lassen, dass Gott sich uns gemäß allem, was Er ist, zeigen kann. Gott ist wahrhaftig in der Liebe. Nimm zum Beispiel sein Handeln mit mir bei der Bekehrung. Ist der Glaube das Einzige, was der Heilige Geist bewirkt? Was ist das erste Ergebnis seines Wirkens in einem Sünder? Er macht nichts aus ihm. Ist das Liebe? Ja, es ist die Liebe Gottes, die mit mir in der Wahrheit dessen handelt, was Er ist, und was der furchtbare Zustand des Sünders ist. So ist die Wirkung, die auf das Herz desjenigen, der erneuert wird, ausgeübt wird, nicht nur der Glaube an Christus, sondern die Reue gegenüber Gott; es ist das Urteil über seinen ganzen moralischen Zustand in seinen Augen. Und wie man beides in Gottes Umgang mit einem Menschen von Anfang an vorfindet, und in der moralischen Antwort, die in dem Gläubigen hervorgebracht wird, so ist es durchweg wahr. Wo das Handeln eines Gläubigen in der Gegenwart Gottes gesund ist, wird der Raum für die göttliche Liebe gewiss nicht weniger offen sein, und doch wird dabei die Heiligkeit und Majestät Gottes aufrechterhalten. Wir sollten nicht wünschen, von Schmerzen verschont zu werden, was auf Kosten der Ehre Gottes geschieht. Es gibt keine Herzensprüfung seitens Gottes, ohne dass wir dadurch gesegnet worden sind. Wir könnten den Segen in einer noch volleren Weise haben, wenn wir nicht so viel versagen würden oder vergessen, was wir sind. Aber angenommen, wir halten uns nicht so an Christus, dass wir über uns selbst erhoben werden, dann müssen wir schmerzlich lernen, was wir sind. Doch Gott wendet das alles zum Segen. Das ist das große Ziel dieses Kapitels. Er hat uns an einen gesegneten Ort gebracht. Erstens sind wir in Christus vor Gott; und zweitens wohnt Gott in uns: Das eine ist unser großes Vorrecht, das andere ist auch unsere ernste Verantwortung, die sich aus der Tatsache ergibt, dass Gott uns zu seiner Wohnstätte gemacht hat.
Sofort werden alle verkrampften kirchlichen Vorstellungen durch die Wahrheit verdrängt, dass wir seine Wohnung sind. Wenn wir uns nur als eine Versammlung treffen, verschwindet eine solche Verbindung mit Gott. Aber wenn es nur zwei oder drei wären, muss ich mich auf der Grundlage der Versammlung versammeln, oder sie findet keine Anerkennung von Gott; während zwei oder drei in dieser Weise versammelte Christen Gottes Willen tun und Ihn in sich wohnen lassen würden. Dort ist Christus, und dort wohnt Gott in besonderer Weise. Gott kann segnen, wo Er nicht so anerkannt wird; Er kann sogar im Papsttum segnen. Seine Gnade ist so reich und frei und über alle bösen Wege der Menschen erhaben, dass Er den Namen Christi unter den widrigsten Umständen gebrauchen kann. Doch das ist etwas ganz anderes, als wenn Gott sein Siegel auf das setzt, was wir tun. Damit Er selbst daran teilhaben kann, müssen wir wahrhaftig sein und nach Gottes Gedanken handeln. Ich glaube, dass erst in unseren Tagen, seit der Zeit, in der die Apostel, besonders Paulus, erweckt wurden, diese große Wahrheit durch den Heiligen Geist zu offenbaren, dass sie auf die Gläubigen einwirkt, so dass sie in Übereinstimmung mit Gott kommen. Ich bin mir keines angemessenen Zeugnisses dafür seit dem Niedergang der Christenheit bewusst. Es gab Bemühungen von Menschen in Hülle und Fülle, die Gegenwart zu verbessern und die Vergangenheit nachzuahmen; aber beides ist etwas ganz anderes als Gottes Vorsorge im Wort für Gläubige in einem gefallenen Zustand. Wenn du einen Menschen siehst, der sich einfach nur ernsthaft bemüht, besser zu werden, sagst du zurecht, dass er unter dem Gesetz steht und das Evangelium nicht versteht. Genauso ist es, wenn eine Anzahl von Christen versucht, die Christenheit durch neue Pläne und Bemühungen zu verbessern, so würde ich sagen, dass sie, wenn sie die Natur der Versammlung Gottes und die Beziehung des Heiligen Geistes zu ihr verstehen würden, empfinden würden, dass bloße Vereinigung ein schlechter Ersatz für Einheit ist. Sie würden sich vor Gott wegen des Zustandes der Versammlung demütigen und das Wort Gottes untersuchen, um zu sehen, ob es nicht eine wirkliche und niedrige, aber göttliche Ausrichtung für den tatsächlichen Zustand der Dinge in der Christenheit gibt. Möge Gott seine Heiligen von der unheiligen wie ungläubigen, aber sehr allgemeinen Vorstellung befreien, dass wir aufgrund der gegenwärtigen Umstände gezwungen sind, weiterhin zu sündigen! Für Menschen mit geistlicher Einsicht ist der Gedanke, Gott zu jemandem zu machen, wie wir selbst sind, unerträglich. Wenn ich seine Heiligkeit in einer Sache aufgebe, wie kann ich dann in einer anderen Sache dafür einstehen oder Ihm vertrauen? Im Gegenteil, lasst uns behaupten, dass es keine Notlage gibt, in der Gott seine Heiligkeit herabsetzen oder den Mangel daran in uns gutheißen kann. Und wenn sein Wille in anderen Dingen vollkommen ist, ist er das dann weniger in dem, was die Ehre und den Namen Christi so innig und nahe betrifft wie die Versammlung? Die Menschen argumentieren mit der Tatsache, dass die Dinge jetzt nicht in Ordnung und nicht so schön sind. Sie gehen sogar so weit, die Verantwortung der Gläubigen zu leugnen, als ob die Christen nicht auf die eine oder andere Weise mit diesen öffentlichen Abweichungen von Gott verbunden wären. Wird man darauf drängen, dass sie sich daran halten sollen, weil sie selbst oder ihre Väter darin erzogen worden sind? Sicherlich ist die einzige Frage für uns diese: Wünschen wir, den Willen Gottes kennenzulernen und danach zu handeln? Ist dies unser Ziel, das uns leitet? Oder geht es nur um die Frage: Wo bekomme ich genug Trost oder Segen, um meinen Kopf über Wasser zu halten? Auch hiervon bin ich völlig überzeugt, dass, wenn du darin gefunden wirst, den Willen Gottes zu tun, du den meisten und besten Segen haben wirst; aber es ist nicht das wahre christliche Motiv, und es ist ein unsicherer Führer. Wir mögen hier hingehen und ein wenig Segen bekommen, und dann dorthin gehen in der Hoffnung, noch ein wenig mehr zu bekommen. Aber, wie es hier gesagt wird, ist das Wachstum, „damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin und her geworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre“ (V. 14). Er will uns vor aller List der Menschen bewahren, mit der sie auf der Lauer liegen, um uns zu verführen.
Gibt es denn kein Mittel, um inmitten der herrschenden Verwirrung Gewissheit zu haben? Sicherlich gibt es das, und wo jemand ausreichend zerbrochen ist, um zu empfinden, was Gott zusteht, wird Er alles zeigen. Wir sollten niemals an einer einzigen Sache teilnehmen, von der wir wissen, dass sie falsch ist, weder privat noch öffentlich. Natürlich mag es überall Dinge geben, die man tut oder sagt, die man nicht gutheißen kann, aber dieses persönliche Versagen ist etwas anderes als das Mitmachen bei öffentlichen gottesdienstlichen Handlungen, von denen man im Voraus weiß, dass sie prinzipiell unbiblisch sind. Dort werde ich mit der Schuld dessen identifiziert, was entgegen dem Wort Gottes getan und so durch menschliche Autorität festgelegt wird. Aber das zeigt uns, wie wichtig es ist, dass in der Versammlung nichts anderes geschieht, als das, was das Gewicht der ganzen Versammlung mit sich trägt. Daraus ergibt sich auch die offensichtliche Zweckmäßigkeit, alle strittigen Fragen aus der Versammlung herauszuhalten. Wir mögen mit einem Diener Gottes oder einem weisen Bruder darüber sprechen; aber selbst das, was mir persönlich gefallen mag, ist keine Sache, mit der ich die Versammlung Gottes beschäftigen darf, es sei denn, ich glaube, Gott möchte, dass ich es sage, besonders dann, wenn es auf dem Gemüt des einfachsten Gläubigen dort Raum für einen berechtigten Zweifel geben mag. Geringfügige Angelegenheiten der Zucht sollten nie in die Versammlung gebracht werden. Wenn irgendetwas von grundlegender falscher Lehre oder von grob unmoralischem Charakter auftaucht, was auch immer es sei, ist es klar, dass man davon ausgehen muss, dass alle Gläubigen das gleiche Urteil haben. Alle empfinden, dass sie keine Gemeinschaft mit Gotteslästerung oder Trunkenheit oder irgendeiner schlimmen Offenbarung des Bösen der einen oder anderen Art haben können. Dann gibt es Fälle, die das gemeinsame Urteil der ganzen Versammlung erfordern. Angenommen, ein Gläubiger wäre das, was man einen Kirchenmann oder einen Dissident nennt, und wäre wenig bewandert in biblischem Denken oder kirchlichem Handeln, so könnte es doch, wenn er wirklich aus Gott geboren wäre, keinen wesentlichen Unterschied im Urteil über solche Dinge geben. Die Kraft des Geistes ist mächtig; der Herr weiß, wie Er wirken muss; und das gemeinsame geistliche Beurteilungsvermögen aller Kinder Gottes, die in solchen Dingen von seinem Wort geleitet werden, finden ihren Ausdruck in der Ablehnung und Verurteilung all dieses Bösen. Aber die öffentliche Zucht in der Versammlung ist eine so ernste Angelegenheit, dass sie niemals angewandt werden sollte, bis das Übel einen solchen Grad erreicht hat, dass alle unvoreingenommenen Gläubigen sich darüber einig sind. Es gibt eine Tendenz unter rechtschaffenen und aktiven Köpfen, aus jeder Angelegenheit von Differenzen Fragen zu machen, über die die Versammlung entscheiden und mit denen sie handeln muss. Das ist ein schwerwiegender Fehler, der für alle Beteiligten von Nachteil ist und dem man mit dem größtmöglichen Ernst widerstehen muss. Sogar Gläubige sind geneigt, in dem, was sie gemeinsam betrifft, mit einem Vorurteil behaftet oder voreingenommen zu sein, besonders in kleinen Dingen, wo Parteigeist eine Rolle spielen kann. Außerdem würde es zur Qual werden, wenn jede private Angelegenheit in die Öffentlichkeit gebracht werden würde. Gott sei Dank, dass Er uns seine eigenen Wegweiser gegeben und uns deutlich gezeigt hat, dass niemals etwas in dem öffentlichen Bereich der Zucht in der Versammlung zu suchen hat, bevor nicht alle Mittel erschöpft sind, das zu verhindern. Das Verlangen unserer Herzen sollte die Ehre des Herrn zum Segen der anderen Gläubigen sein; wir alle wissen, dass unnötiges Zerren in die Öffentlichkeit viel Scham, Schmerz und Schwierigkeiten hinzufügen kann. Aber wenn es nötig ist, so soll es, damit es dem Herrn dient, mit dem größten Ernst und wahrer Liebe geschehen. Die Zerstörung des wahren Begriffs der Versammlung und ihres Handelns hat dazu geführt, sie lediglich auf das Niveau eines Vereins zu reduzieren, der manchmal niedriger ist als die Welt, obwohl er die höchsten Ansprüche erhebt.
Aber wenn wir an der Wahrheit festhalten, dass der Herr das auf der Erde hat, womit Er seinen Namen verbindet, auch wenn sich nur zwei oder drei zu diesem Namen versammelt haben, indem sie ihre Verbindung mit dem, was von der Welt und vom Menschen ist, aufgeben, wenn wir von Gott gelernt haben, dass Er, der uns gerettet hat, der Einzige ist, der in der Lage ist, die Versammlung zu formen und zu bewahren und zu leiten, wenn wir wissen, dass Er uns zu Gliedern seiner eigenen Versammlung gemacht hat, ist alles, was wir zu tun haben, auf der Grundlage der Versammlung zu handeln, die Gott gemacht hat. Wenn wir nun überhaupt Gott angehören, gehören wir zu seiner Versammlung, und wir sind aufgerufen, ihr praktisch zu folgen. Wenn ich auch nur einige wenige kenne, die nach dem Wort Gottes handeln, das hierauf zutrifft, bin ich frei, ja, in der Freiheit Christi verpflichtet, mich mit ihnen zu treffen. Natürlich wäre man dankbar, wenn es Hunderttausende gäbe, die sich auf diese Weise versammeln würden, auch wenn dies andererseits mehr Kummer und Prüfung mit sich bringen würde; aber die Prüfung wird nicht bloßer Ärger des Fleisches sein; sie wird, wenn wir mit Gott wandeln, die Ausübung von Gnade und Geduld sein; sie wird die wahre Liebe zu Christus hervorrufen, die das Wohl anderer sucht, und diese wird immer durch den Druck des Bösen auf allen Seiten die Fürbitte hervorrufen.
Angenommen, zwei oder drei kommen zu dem Punkt, dass sie eine menschliche Versammlung nicht anerkennen können, ebenso wenig wie eine menschliche Erlösung; sollen sie dann stillsitzen, Gott entehren und ihr Gewissen ruinieren, indem sie in bekanntem Bösen verharren? Sollen sie nicht viel mehr im Glauben im Namen des Herrn zusammenkommen? Lasst sie auf jeden Fall zusammenkommen, dem Wort folgen und dem Geist Gottes vertrauen. Sie werden Prüfungen haben, aber auch wahre Freiheit und den Heiligen Geist, der in ihrer Mitte wirkt. Er ist gegeben, um für immer bei ihnen zu bleiben; lasst sie das glauben und nicht versagen, damit zu rechnen. Sie mögen sehr schwach sein, aber der Heilige Geist ist nicht schwach. Wenn sie zusammenkommen, gibt es vielleicht niemanden, der redegewandt ist und mit Gewinn zu ihnen spricht; aber die Versammlung Gottes kommt nicht zusammen, um zu predigen, um viel oder wenig zu reden – ihr Ziel ist es, den Willen Gottes zu tun, sich an Christus zu erinnern, im Glauben an das Ziel und die Herrlichkeit Gottes in seiner Versammlung biblisch zu handeln. Wenn es ringsum zwanzigtausend Christen gäbe, die sich aber nach menschlichen Grundsätzen versammelten, welcher Gläubige kann behaupten, dass diese zwei oder drei nicht die besondere Gegenwart Gottes unter ihnen in einer Weise genießen würden, wie es die anderen nicht könnten? Je mehr wir das Empfinden des Verderbens der Kirche haben, desto voller wird das Vertrauen, dass die Grundsätze Gottes immer unversehrt und genauso verbindlich bleiben wie am Pfingsttag; je glücklicher jemand im Herrn ist, desto mehr wird er in Liebe zu allen Heiligen hingezogen werden. Möge es uns also aus Gnaden gelingen, dass wir die Wahrheit in Liebe festhalten und wir in allem heranwachsen zu Ihm hin, der das Haupt ist, der Christus (V. 15)! Das hängt nicht von der Zahl derer ab, die am Brotbrechen teilnehmen, auch nicht von den Formen und Mitteln der Ämter, sondern vielmehr davon, dass wir in der Nähe Gottes sind und seinen Willen tun, nicht nur im persönlichen Dienst und Leben, sondern auch als seine Versammlung, die nach seinem Wort zusammenkommen soll.
Es gibt also diese drei Dinge: (1) erstens und in erster Linie die Vollendung der einzelnen Heiligen; (2) zweitens das Werk des Dienstes, wo andere Personen mir dienen und (3) drittens die Auferbauung des Leibes Christi. Das Ziel und das erwünschte Ergebnis von allem ist, zu einem erwachsenen Mann heranzuwachsen, zum Maß der Fülle Christi, „damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin und her geworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die durch die Betrügerei der Menschen kommt, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum; sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus“ (4,14.15).
Erlaube mir, einen praktischen Beweis dafür zu geben. Du weißt, dass schon früh Irrlehren und Ketzereien aller Art Einzug hielten. Was war das Mittel guter Menschen in jenen Tagen? Sie formulierten Glaubensbekenntnisse und Bekenntnisse, mit denen sie versuchten, verdächtige Personen überprüfen zu können. Aber wo war die Autorität für solch ein Vorgehen? Oder fand man, dass diese Bollwerke das Böse fernhielten? Auf keine Weise, zu keiner Zeit und an keinem Ort. Es gibt nur eine Macht, die Wahrheit und Liebe aufrechtzuerhalten – eben Christus; und wo Christus wirklich geachtet wird und ohne die Einrichtungen von Menschen, mag es anfangs Schwachheit und Unwissenheit geben, aber das Ergebnis wird sein, dass die Kraft Christi in ihrer Schwachheit vollkommen gemacht wird. Die Kraft Christi wird bei denen sein, die ihre eigene Schwachheit empfinden und dennoch an Ihm allein festhalten. Auf der anderen Seite, wenn sie schwachen Gewissen in guten Menschen einen Stolperstein vorlegen, indem sie Glaubensbekenntnisse auferlegen, können sie selten, wenn überhaupt, dadurch schlechte Menschen ausschließen; noch würden geistliche Menschen, die sich für die Ehre des Wortes Gottes einsetzen und erweckt werden, die den ungerechtfertigten Charakter eines Glaubensbekenntnisses sehen, wenn sie auch noch so richtig sind, es für richtig halten, sie anzuerkennen. So behindert man die Schwachen und schließt die Starken unter den Kindern Gottes aus; man hat eine Schar von gedankenlosen oder blind ergebenen Leuten, die ihre Unterschrift geben; und was die gefährlichen Menschen betrifft: Welcher Dieb oder Räuber kann nicht über ein Glaubensbekenntnis hinwegspringen? Menschliche Beschränkungen mögen das Werk Gottes hindern und entehren, aber sie nützen nichts, um das Böse des Menschen oder Satans zu verhindern. Was du in der Schrift findest, ist, dass die Gläubigen weitergeführt werden und der Leib durch die verschiedenen Gelenke und Bänder zusammengehalten wird (Kol 2,19) und so Nahrung erhält. Das ist die Frucht des Dienstes, der in seinem ganzen Umfang ausgeübt wird; denn es kann sein, dass der Geist Gottes ein Wort durch jemanden gibt, der keine dauerhafte Gabe hat, obwohl Gott gewöhnlich einen Menschen zum Evangelisten oder Lehrer macht.
Aber ein exklusiver Dienst, so wage ich zu sagen, ist ein Eingriff in die Rechte Christi und in das Wirken des Heiligen Geistes. Gott hat in diesen letzten Tagen den Niedergang der Kirche mehr spüren lassen als in jeder mir bekannten Epoche ihrer vergangenen Geschichte; aber Er hat die Gläubigen auch lernen und fühlen lassen, dass kein Niedergang der Kirche ein göttliches Prinzip zerstört. Was für die Kirche die Wahrheit war, ist die Wahrheit für den, der glaubt. Das ursprüngliche Prinzip des Dienstes bleibt immer das einzige Prinzip, das Er anerkennt oder dem wir folgen sollten. Wie es in den Zeiten der Apostel nichts der modernen Praxis Ähnliches gab, ist es auch in unseren Tagen eine menschliche Sache – und warum sollte ein Gläubiger daran festhalten oder es rechtfertigen? Es ist absolut dem Herrn zuzuschreiben, dass die Versammlung sich nicht bei denjenigen einmischt, die nach der Schrift sein Werk tun;4 und auch, dass alle Ihm Raum lassen, andere zu erwecken, wie es Ihm gefällt. Kein Arbeiter, so geschickt und gesegnet er auch sein mag, hat alle Gaben in seiner Person. Es mag ein Glied Christi in der Versammlung geben, das von Gott dazu befähigt ist, gelegentlich durch ein Wort der Weisheit aufzuerbauen, oder das fähig ist, das Evangelium zu predigen, zu ermahnen oder in irgendeiner Weise oder in irgendeinem Maß entsprechend dem Wort Gottes zu dienen. Was wir in der Schrift finden, ist die Tür, die im Prinzip und in der Praxis für alles offengehalten wird, was Gott gibt. Sicherlich bedeutet das nicht, den Dienst zu verunglimpfen; im Gegenteil, es bedeutet, ihn und die Rechte des Herrn darin zu bestätigen. Aber die Grundlage, auf der das Amt in der heutigen Zeit ausgeübt wird, ist so vollständig, gewiss und offensichtlich menschlich, dass die Auswirkung unvermeidlich ist, eine Anzahl von Personen als Amtsträger einzusetzen, die nicht einmal Christen sind, und alle wirklichen Träger von Gaben abzulehnen, die um des Herrn willen unbiblische Formen, alte oder neue, ablehnen. Das ist ein Übel, das kein gottesfürchtiger Mensch, der gehorsam sein will, auch nur einen Augenblick lang dulden oder gar verharmlosen sollte. Es scheint mir ein guter Grund zu sein, warum es falsch ist, ein Pastor einer Konfession zu werden, die (wie alle) diesen grundlosen Traditionen folgt. Wenn du überhaupt ein Pastor bist, bist du ein Pastor Christi und von niemandem sonst. Das macht das Wort Gottes so klar wie das Licht. Die Tätigkeit der Versammlung als solche ist völlig anders. Während der Hirte natürlich ein Teil oder ein Glied der Versammlung ist, muss er dennoch, wenn er richtig handelt, von Christus her handeln und von Christus allein. Er mag sich bemühen, die Gläubigen durch an sie gerichtete Reden, Ermahnungen und so weiter zu erbauen. Er mag sich ernsthaft um die Bekehrung von Ungläubigen bemühen; aber Dienst oder kein Dienst (in letzterem Fall gäbe es natürlich einen Verlust), dennoch bleibt für die Versammlung, dass sie dazu berechtigt und verpflichtet ist, ihre eigenen Funktionen in Unterordnung unter den Herrn zu erfüllen. Noch einmal: Nicht der Dienst, sondern die Gegenwart und das Wirken des Geistes machen die Kraft der Versammlung aus. Das ist für die Versammlung ebenso wichtig zu bedenken wie für die Diener, sich daran zu erinnern, dass sie es unmittelbar mit Christus als ihrem Herrn zu tun haben. Natürlich bringt der Missbrauch des Dienstes, wie jede andere Sünde, den, der sich schuldig gemacht hat, notwendigerweise unter das Urteil der Versammlung. Kein Mensch kann jemals jenseits des Urteils der Versammlung sein, wenn er durch das Zulassen von Bösem in seinem Verhalten Anlass dazu gibt. Aber die Einmischung der Versammlung sollte niemals in Erscheinung treten, es sei denn, es handelt sich um eine bekannte böse Lehre oder Praxis.
Dies mag helfen, die praktische Bedeutung des Textes zu zeigen, nämlich was Gott tut und was Christus gibt, der gegenseitige Dienst der verschiedenen Glieder des Leibes, der Gelenke und Bänder: lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, [der] Christus, aus dem der ganze Leib, wohl zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung, nach der Wirksamkeit in dem Maß jedes einzelnen Teiles, für sich das Wachstum des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe (4,15.16).
Hier haben wir die Theorie der Versammlung, weil Gott bei der Festlegung dieser gesegneten Prinzipien nicht nur die bloßen Unfälle des Bösen berücksichtigt. Es gibt keinen solchen Gedanken, dass hier eine Schraube locker ist oder dort etwas nicht stimmt. Alles soll sich harmonisch entwickeln für das große Ziel, für das der Herr es eingerichtet hat. Wenn wir Maßnahmen der Zucht, Mittel, wo das Böse regiert, suchen, so werden diese an anderer Stelle bereitgestellt.
Es gibt eine Schwierigkeit, die oft vorgebracht wird, dass man keine vollkommene Versammlung auf der Erde haben kann. Was ist damit gemeint? Wenn der Zustand einer Versammlung gemeint ist, so wird zweifellos eine einfache Binsenweisheit behauptet, wenn es nicht eher reine Torheit ist – es gibt keine Versammlung, die jemals etwas anderes tut oder sagt als das, was ganz im Sinn Gottes ist. Es wird aber unterstellt, dass es auf der Erde keine Vereinigung von Gläubigen nach dem Willen Gottes geben kann. Ich bestreite das, weil ich glaube, dass man den Weg entsprechend seinem Willen leicht finden kann, und dass jeder Gläubige diesen Weg finden sollte. Wir sind dafür verantwortlich, den Willen Gottes über seine Versammlung zu erfahren, wenn wir zu ihr gehören, und nichts anderes zu tun. Wenn ich an einem Ort zwei oder drei Christen kenne, die danach streben, nach der Heiligen Schrift zu wandeln, dann sollte das mein Los sein. Einer mag von Natur aus ein fortschrittlicher Mensch sein, ein anderer mag seltsame Vorstellungen und Wege haben. Es mag in jedem der Einzelnen etwas fehlerhaft sein. All das soll mich nicht einen Augenblick lang abschrecken. Denn dass ich sie als Teil der Versammlung anerkenne, der dort, wo sie sind, nach Gott handelt, hängt nicht von einem makellosen Ideal in diesem oder jenem ab. Die Frage ist: Tun sie den Willen Gottes nach seinem Wort? Gottes Wille jedenfalls ist vollkommen, und wer ihn tut, der bleibt in Ewigkeit. Ist sein Wille in Bezug auf seine Versammlung nicht so absolut wie in Bezug auf alles andere? Wo der Wille Gottes anerkannt wird, dort, sage ich, ist das die Grundlage des Handelns. Müssen wir uns in dieser Hinsicht nicht um die Angelegenheiten unseres Vaters kümmern? Daher ist die eine Frage für alle, die Gott gefallen wollen: Was ist sein Wille? Sicherlich nicht, sich als die Herde von Herrn so-und-so zu versammeln (denn wo lesen wir etwas dergleichen in der Schrift), sondern sich als Christen zu versammeln, die einfach an Christus festhalten und sich auf den Heiligen Geist verlassen, dass Er alle lehrt, was der Wille Gottes ist. Ist dies, und nur dies, nicht die wahre Grundlage, auf der Christen gemeinsam handeln sollten? Wo soll ich denn Gläubige finden, die sich so versammeln? Gibt es welche, die den Glauben haben, aus dem rein Menschlichen herauszutreten, um nach den Grundsätzen zu handeln, die in Gottes Wort festgelegt sind? Dieselbe Schrift, die mir sagt, wie ich gerettet werden kann, sagt mir auch, wie ich in seinem Haus, der Versammlung Gottes, wandeln kann. Weder die Versammlung noch der Dienst ist menschlicher Klugheit oder menschlicher Willkür überlassen; was beides betrifft, müssen wir das Wort Gottes untersuchen und uns diesem unterwerfen. Gottes System (denn Er hat eines, wie es in der Schrift offenbart ist) ist das, was wir zu lernen und nach dem wir zu handeln haben; und wenn wir auch auf große Prüfungen und Schwierigkeiten stoßen und uns in denselben Schwierigkeiten wiederfinden mögen, die die frühen Gläubigen erlebten, so bestätigt uns doch auch das die Wahrheit. Sicherlich werden wir Freude und Kraft haben, wenn wir einfach vom Herrn abhängig sind und Ihm gehorsam sind. Gerade die Prüfungen werden zu einem Mittel für neuen Segen werden. Und wir werden beweisen, wie wahrhaftig Gott uns geben kann, viel von seinem Wort zu seiner eigenen Ehre zu gebrauchen, das einst praktisch nutzlos für uns war und von dem wir annahmen, dass es sich lediglich auf die Zeiten der Apostel bezog. So beginnen wir, eine gegenwärtige Anwendung des Wortes Gottes in unserer gemeinschaftlichen Stellung zu finden, genauso wie in der Erfüllung unserer tagtäglichen Bedürfnisse. Wenn dem so ist, möge es uns geschenkt sein, diese Dinge nicht nur zu wissen, sondern sie auch standhaft bis zum Ende zu tun!
4 Wenn das Ehren derer, die arbeiten und helfen, sie oder ihre Familien im Fall der Not zu erhalten, einen Anspruch auf Einmischung beinhalten soll, wird die weltliche und böse Quelle eines solchen Gedankens offensichtlich. Wollen sie die Gabe Gottes mit Geld erkaufen oder einen Diener Christi zum Angestellten von Menschen machen? Andererseits sollten wir uns vor bloßer menschlicher Unabhängigkeit hüten, die einfach Stolz ist, wo sie am wenigsten passt und am meisten schadet.↩︎