Der christliche Dienst verdankt also seinen Ursprung genau diesem: der vollständigen Vergebung der Sünden von Seiten Gottes und der himmlischen Verherrlichung des Menschen in der Person Christi. Sie sind die Frucht und das Zeugnis des vollständigen Sieges. Und doch wird alles nur dem Glauben bekanntgemacht, es sei denn, dass die Wunder einst ein Zeichen für die Ungläubigen waren. Was ist die Folge? Der Mensch geht weiter in der Sünde voran. Der Teufel geht immer noch umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge (1Pet 5,8). Das Gericht Gottes hängt über der Welt. Was ist dann der Wert des Todes Christi und seines Sieges? Unermesslich groß, doch nur für die, die an Christus glauben; und deshalb gibt es inmitten dieser zerstörten Welt, und während Sünde und Satan da sind und das Gericht Gottes droht, diese wunderbare Verbindung zwischen Ihm, der zur Rechten Gottes ist, und denen, die einst arme, verlorene Sünder vor Gott waren. Er sendet Gaben herab; Er ruft diesen und jenen heraus und macht sie zu Zeugen seiner Macht, die all dies und mehr gewonnen hat; die, kurz gesagt, nichts ungetan gelassen hat, was zur Ehre Gottes und zum Segen der Menschen nötig ist. Die Welt hört den Ton nur, um die gute Nachricht geringzuschätzen, und sogar das Kind Gottes sieht sie nur schemenhaft, wenn es darüber nachdenkt. Wenn ich jedoch glaube, was Gott mir sagt, nämlich was sein geliebter Sohn getan hat, sollte ich wissen, dass all diese Dinge zwischen mir und Gott mit einer so einfachen Gewissheit verschwunden sind, als ob sie überhaupt nie existiert hätten. Ich sollte so sicher sein, dass die Sünde ausgelöscht ist, als ob ich an keiner schuldig gewesen wäre, dass Satan so gründlich gerichtet ist, als ob er im Feuersee wäre, dass Gottes gerechtes Gericht vollständig aufgehoben ist und dass nichts als seine Gnade für mich übrigbleibt. Das gilt für alle seine Kinder. Es ist das Einzige, was einen Christen ausmacht, denn es ist das, was Gott für ihn bereitstellt. Gott besitzt das Volk der Christen nicht in seiner Not oder im Zögern, wenn doch alles für sie vollendet ist. Zu bezweifeln, dass alles, was Christus ausgeführt hat, zu ihren Gunsten erfüllt ist, bedeutet praktisch, die Erlösung zu verleugnen. Wenn das alles getan und angenommen ist, was kann ich dann noch wollen? Wusste Christus nicht besser als ich, was nötig war? Wusste Gott nicht mehr als du oder ich, was seiner Heiligkeit entspricht? Und doch sagte Er, der Gott war und ist: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30). Wer oder was bin ich, um daran zu zweifeln? Deshalb bin ich es Christus schuldig, dieses Zeugnis abzulegen.
Der Dienst gründet sich auf das Werk und die Erhöhung Christi. Zweifellos gab es die Zwölf und die Siebzig, die ausgesandt wurden, bevor Christus zur Rechten Gottes hinaufstieg, aber ihre Mission während der Tage des Fleisches Christi wird in Kapitel 4 nicht erwähnt. Die Apostel werden natürlich erwähnt, aber nicht aufgrund ihrer Berufung, während Er der Messias auf der Erde war. Im Gegenteil:
Darum sagt er: „Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er die Gefangenschaft gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben“ (4,8).
Das bedeutet nicht, dass die, die zu Aposteln ernannt worden waren, als Christus hier auf der Erde war, nicht auch an diesen neuen Platz gebracht worden wären, Judas ausgenommen. Es bedeutet, dass ihre Eigenschaft als Apostel der Versammlung darauf beruht, dass sie diese Gabe von Christus hatten, nachdem Er in die Höhe aufgefahren war. Deshalb heißt es hier: „Und er hat die einen gegeben als Apostel“ (V. 11). Warum waren es zwölf gewesen? In Bezug auf die zwölf Stämme Israels; und als unser Herr sie aussandte, verbot Er ihnen daher, in irgendeine Stadt der Heiden zu gehen. Aber die Apostel der Versammlung, sind sie nur zu den Juden gesandt? Jeder weiß, dass es nicht so ist. Nachdem Christus gekreuzigt worden war, wurden die Beziehungen zu Israel abgebrochen. Der verworfene, leidende Sohn des Menschen fährt zum Himmel auf, und aus seiner himmlischen Herrlichkeit sendet Er den Heiligen Geist herab und ruft Menschen in souveräner Gnade aus der Welt heraus, bildet Glieder seines Leibes und stattet sie mit Kraft aus, Ihm zu dienen, wie es Ihm gut erscheint.
Damit ist das, was man die Nachfolger nennt, völlig erledigt. Im jüdischen Priestertum gab es eine Nachfolgeordnung, und jedes irdische Amt bildet sich nach diesem Vorbild. Aber der christliche Dienst ist nicht von Menschen eingesetzt, sondern im vollsten Sinn göttlich; und deshalb ist die ganze Quelle menschlicher Gedanken zu diesem Thema ein offensichtlicher und völliger Irrtum. Sollen wir das klare Wort Gottes für die flüchtigen Meinungen der Menschen aufgeben? Wenn das so ist, werde ich niemals irgendeine Gewissheit haben. Der Dissident wird sagen, eine Kirche muss einen Mann zu ihrem Pfarrer berufen. Er mag eine Gabe von Christus haben und sein; aber was einen Mann zu ihrem Pfarrer macht, ist ihre eigene Berufung. Es beruht also darauf, dass eine bestimmte Gemeinde wählt, wen sie will, um ihr bestimmter Pastor zu sein. Er ist ihre Wahl und daher ihr Amtsträger. Aber was, wenn es so etwas in der Schrift nicht gibt? Was, wenn eine solche Idee dem Wort Gottes fremd wäre? Es gibt nicht einmal eine Andeutung davon, die dort zu finden wäre. Wir haben die Ernennung von Männern, die sich um die Gelder und die Armen kümmern, und dies mit der Zustimmung der Versammlung. Niemand sollte eine solche Aufgabe übernehmen, wenn er nicht die Zustimmung der ganzen christlichen Versammlung hat. Die Versammlung gibt, was sie kann, und ist daher von Gott berechtigt zu sagen, wer sich um die ihr anvertrauten Gaben kümmern soll; das heißt, wer die äußeren Geschäfte der Versammlung erledigen soll. Aber kann die Versammlung, was die geistlichen Gaben wie das Lehren, Predigen, Ermahnen und Regieren betrifft, etwas anordnen? Offensichtlich nicht. Das Wort Gottes enthält nirgends eine solche Vorstellung, dass die Versammlung auswählt oder ernennt, außer bei den Gaben, die die Versammlung übertragen kann. Die Versammlung gibt Geld und kann Personen ernennen, die es verwalten. Die Versammlung gibt keine Dienstgaben und hat weder das Recht noch die Möglichkeit, sich einzumischen. Wer hat das Recht? Es ist Christus allein, der gibt, wie wir hier finden: „Nach dem Maß der Gabe des Christus. Darum sagt er: ,Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er die Gefangenschaft gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben‘“ (V. 7.8).
Das schließt sogar die wahre Versammlung Gottes von jedem Anspruch auf Autorität aus, jemand zu ernennen; und wenn man es untersucht, wird man sehen, wie die biblischen Berichte mit dem Prinzip übereinstimmen und es bestätigen. Wer außer dem Herrn hat Matthias erwählt? Wer ernannte Petrus oder die anderen? Wer redete zu der Menge am Pfingsttag? Es konnte nicht die Versammlung sein, denn die Versammlung wurde erst an diesem Tag gebildet. Petrus predigte, und durch seine Predigt wurde die Versammlung gesammelt. Es war der Herr, der auf diese Weise solche hinzufügte, die gerettet werden sollten (Apg 2,47). So geht der Dienst der Versammlung voraus, wie die Versöhnung und die Himmelfahrt Christi dem Dienst vorausgehen. Der Herr aus der Höhe beruft die Gefäße seiner Gnade, teilt Kraft mit, führt durch die Leitung seines Geistes vorwärts, wirkt durch Ihn und kontrolliert alle Umstände, so dass seine Diener mehr oder weniger treu sein Werk tun. Die Folge ist, dass Menschen gesammelt werden und die Versammlung gebildet wird. So kommt der Dienst am Wort niemals aus der Versammlung hervor, sondern aus Christus, und die Versammlung ist das Ergebnis. Der Dienst ist also der Versammlung vorgelagert, anstatt auf ihrer Autorität zu beruhen. Damit ist nicht nur das abweichende Prinzip der Volkswahl völlig beiseitesetzt, sondern auch jedes andere menschliche Mittel. Es waren nicht die Apostel, sondern Christus, der Gaben gab. Und hat Er aufgehört, sie zu geben? Sitzt Er immer noch zur Rechten Gottes? Dann, so frage ich, ist Er dort als das Haupt der Versammlung? Bleibt Er jetzt nicht genauso vollkommen und wirksam das Haupt der Versammlung wie vor dem Pfingsttag? Damals war Er da und hat die Versammlung ins Leben gerufen; und jetzt ist Er da, um die Versammlung aufrechtzuerhalten und alle ihre Bedürfnisse zu stillen. Es ist daher ebenso unmöglich, dass der Dienst versagt, wie Christus den Platz zur Rechten Gottes verlässt, bevor der Leib vollendet ist. Aber Er ist da als der Geber aller notwendigen Gaben; und die Ausübung dieser Gaben ist das, was wir Dienst nennen.