Aber während der Zeit der Zerstreuung Israels, und noch bevor sie begann, von dem Augenblick an, als ihre Schuld voll war, wurde dieser himmlische Plan Gottes allmählich auf der Erde offenbart. Dabei müssen wir uns daran erinnern, dass die Versammlung nicht nur ein Teil des ewigen Ratschlusses Gottes ist und ein herrliches Teil im Himmel zusammen mit Christus hat, auf das wir warten, sondern auch auf der Erde besteht und in das Handeln Gottes hier auf der Erde eintritt. Das ist der Punkt, an dem wir in diesem Brief angekommen sind. Wir hatten die tieferen Gedanken Gottes; aber da der Brief die Wege Gottes auf der Erde berührt, hätten wir keinen vollen Überblick über den Platz der Versammlung gehabt, wenn Er uns nicht die Aufeinanderfolge der Haushaltungen hier auf der Erde gegeben hätte. Daher haben wir die Elemente, aus denen sich die Versammlung zusammensetzt: „Deshalb erinnert euch daran, dass ihr, einst die Nationen im Fleisch, die Vorhaut genannt werden von der so genannten Beschneidung, die im Fleisch mit Händen geschieht“ (V. 11). Hier befinden wir uns auf einem völlig anderen Boden. Sie sind nicht mehr „Kinder des Zorns“, Menschen, die von Natur aus einer so schlecht und tot waren wie der andere; sondern hier werden die Menschen auf der Erde unterschieden – die Vorhaut auf der einen und die Beschneidung auf der anderen Seite. Wir befinden uns also auf irdischem Boden, auf dem Boden der Haushaltungen, in denen Gott einen Teil der Menschheit von einem anderen nach seinem eigenen Willen trennt. Und das, nicht weil der eine besser war als der andere, sondern um seine eigene Weisheit und Absicht zu zeigen. Die große Masse der Juden war genauso böse in den Augen Gottes wie die Nationen. Und einige aus den Nationen bekehrten sich, wie Hiob, während es viele Juden gab, die in ihren Sünden umkamen. Aber trotz alledem hat Gott einen Unterschied zwischen Juden und Heiden gemacht. Daher sagt Er: „Deshalb erinnert euch daran, dass ihr, einst die Nationen im Fleisch“ wart (V. 11). Ihr wart unter dem Rest der Menschheit, ausgeschlossen von der Berufung Gottes; ihr wurdet nicht an einen Platz gebracht, an dem ihr wie Abraham abgesondert für Gott Zeugnis ablegen konntet. Die, welche die Beschneidung genannt werden, nennen euch die Vorhaut. dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, entfremdet dem Bürgerrecht Israels, und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine Hoffnung habend, und ohne Gott in der Welt (2,12).
Sie hatten keinen Anteil am Gemeinwesen Gottes, das in Israel errichtet wurde; und sie waren „Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung“. Gott gab herrliche Verheißungen in Form eines Bundes und verpflichtete sich, sie zu erfüllen. Die Nationen hatten weder Anteil noch Los daran. Es gab Verheißungen über die Nationen, aber keine für sie. Israel war der direkte Teil, der von den Verheißungen betroffen war – sie, und nur sie. Wir müssen uns genau daran erinnern, was diese Verheißungen bedeuteten. Sie wurden nicht Abel oder Henoch gegeben, noch viel weniger Adam und Eva, obwohl es üblich ist, von der Verheißung im Garten Eden zu sprechen. Aber die Heilige Schrift spricht dort nie von Verheißungen. Und wenn wir 1. Mose 3 untersuchen, finden wir die Weisheit Gottes darin; denn es konnte in keiner Weise eine Verheißung sein. Wem gegenüber sollte es ein Versprechen geben? Zu wem wurde es gesagt? Zu der alten Schlange. Kein Gläubiger konnte sich eine Verheißung an ihn vorstellen. Es war eine Androhung, dass er seine Macht verlieren würde. Gott richtete die Sünde, die gerade in die Welt gekommen war: Ist das die geeignete Zeit, in der Verheißungen gemacht werden? Es ist streng genommen eine Offenbarung Gottes, überhaupt nicht in der Form einer Verheißung, sondern eine Erklärung, die darin besteht, das Gericht über die Schlange anzukündigen, und die zeigt, dass der Nachkomme der Frau ihr den Kopf zermalmen würde. „Die Verheißungen“ gehen also nicht weiter als bis zu Abraham: Sie sind mit den Haushaltungen Gottes verbunden. Man kann fragen: Haben wir keine Verheißungen? Ich antworte: Wir haben alle Verheißungen Gottes; aber wie und wo? Sie sind Ja und Amen in Christus Jesus (2Kor 1,20). Wenn wir Christus haben, sind wir Abrahams Nachkommen und Erben der Verheißungen, wenn auch auf eine ganz andere Weise als die Juden sie von alters her hatten oder in Zukunft haben werden. Wir kommen auf den Boden der reinen Barmherzigkeit und stehen völlig außerhalb des Bundes. Mit der Versammlung oder mit uns Nichtjuden gibt es so etwas wie einen Bund nicht. Ich meine nicht, dass wir nicht die Segnungen empfangen, die zum neuen Bund gehören: Wir haben alles, was darin gesegnet ist, und auch Besseres; aber nicht wie Israel. Sie empfangen diese als Untertanen der Verheißungen Gottes, während wir gesucht und erreicht und durch souveräne Gnade gesegnet werden – ohne jeden Anspruch unsererseits, und doch ist etwas Besseres für uns vorgesehen. Wir füllen die Lücke zwischen der Verwerfung des Messias und seiner Annahme durch Israel; und wir gehören eher zu dieser Klammer als zu den Handlungen Gottes hier auf der Erde, auf eine sehr bemerkenswerte Weise, wie ich zu zeigen hoffe.
Hier wird also zuerst der Unterschied herausgestellt. Er will, dass wir wissen, was unser Zustand war. Wir haben auf nichts ein Recht; wir haben nicht den geringsten Anspruch an Gott; wir hatten keinen solchen vorgeschriebenen Platz, der uns verliehen wurde, wie Israel ihn durch die Verheißungen hatte. Sie hatten sogar als nicht bekehrte Menschen einen Platz in der Welt; und der Tag wird kommen, an dem sie, nachdem sie sich bekehrt haben, eine erhabene Stellung in der Welt haben werden, eine irdische Auszeichnung und Herrlichkeit, die niemals unser Teil war und niemals unser Teil sein wird. Denke nun nicht, dass wir nicht etwas viel Besseres haben werden, aber wir werden niemals eine solche Stellung auf der Erde haben. Wir werden eins sein mit Christus über alle Dinge – aber nicht während unsers natürlichen Lebens hier auf der Erde. Die Herrlichkeit der Versammlung wird erst im Auferstehungszustand in ihrer ganzen Fülle in Erscheinung treten, soweit sie der Welt offenbart wird. So werden die Heiligen in Ephesus hier daran erinnert, wie ihr Zustand als Nationen war: „dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, entfremdet dem Bürgerrecht Israels und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine Hoffnung habend, und ohne Gott in der Welt“ (V. 12). Sie hatten keine Hoffnung und erwarteten kein göttliches Eingreifen, das sie auf der Erde befreien würde: Sie konnten nur von dem träumen, wovon Menschen bis heute träumen – von einer Vollkommenheit des Menschen auf der Erde. Sie hatten keine Verbindung mit Gott in der Welt, während die Juden Ihn hatten, um alle ihre Geschicke zu lenken – wie sie leben sollten und wie ihr Erbe zu regeln war. Gott kümmerte sich um alle ihre häuslichen Angelegenheiten, so auch um ihre Anbetung: Alles stand vollständig unter der eindeutigen Anordnung Gottes. Wenn sie Gott so in der Welt hatten, kannten die Nationen nichts dergleichen. Und in was werden wir aus diesem erbärmlichen Zustand herausgebracht? In die Stellung, die Israel hatte? Das wird an anderer Stelle behandelt. In Römer 11 geht es darum zu zeigen, dass die natürlichen Zweige des Ölbaums ausgebrochen wurden, damit wir, die wilden Zweige, eingepfropft werden können. Das Thema dort ist nicht die Versammlung, sondern lediglich der Besitz der Verheißungen und der Platz des Zeugnisses vor Gott hier auf der Erde. Das sind verschiedene Dinge. Jeder Getaufte – das heißt, jeder, der sich äußerlich zu Christus bekennt – gehört zum Ölbaum. Alle diese haben eine besondere Verantwortung, da sie keine Heiden sind (auch keine Juden), sondern im Besitz der Aussprüche Gottes sind und den Namen Christi auf eine äußerliche Weise tragen.