Aber was ist für uns das durchquerte Rote Meer? Die Auferstehung Christi; nicht die Menschwerdung oder gar das Kreuz Christi, obwohl wir auf beides nicht verzichten könnten. Das Kreuz, obwohl es das Wesentlichste aller Dinge für Gottes Herrlichkeit und unsere Not ist, gibt uns nicht die Macht Gottes. Es zeigt uns das, was Gott seine Schwachheit nennt, und wenn ich Christus dort betrachte, wurde Er „in Schwachheit gekreuzigt“ (2Kor 13,4). Er unterwarf sich in allem und lieferte sich der Macht seiner Geschöpfe aus; Er stieg in das Gericht Gottes hinab und sank sogar unter die schwache Hand des Menschen. Aber wenn wir die Auferstehung betrachten, ist jede Spur von Schwachheit für immer verschwunden, und nichts ist zu sehen als nur die triumphierende Macht Gottes; eine Macht, die weit über alles hinausgeht, was mit dem Gesetz oder der Schöpfung zu tun hat. Es ging darum, in das Grab hinabzusteigen, nicht nur von einem Menschen, sondern von dem Menschen, der in seiner Person die Sünden jedes Menschen, der an Ihn glaubt, getragen hat. Und so vollkommen wurde Gott im Blick auf diese Sünden verherrlicht, dass Er den verachteten, verworfenen und verlassenen Menschen von der unerhörten Last befreite und Ihn zu seiner eigenen Rechten in die himmlischen Örter setzt. Wir haben hier den erstaunlichen Gegensatz zwischen dem Grab, in dem Christus lag, und der Herrlichkeit, zu der Er jetzt erhoben ist, immer noch als Mensch – als verherrlichter Mensch – weit über alle Geschöpfe, seien sie noch so hoch oder gesegnet: über die Geschöpfe, die in einem Sinn weit über dem Menschen waren und nie einen Makel oder Fall kannten:
über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen (1,21).
Es wird dann die Darstellung der Engelscharen sein, wenn der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit kommen wird und alle heiligen Engel mit Ihm. Aber jetzt ist Er über sie alle erhaben. Als Gott über ihnen zu stehen, wäre nichts Neues; das war immer der Fall. Aber Er hat die Menschheit über sie erhöht; Er ist dort erhöht in unserer Natur – natürlich auferstanden, aber immer noch in der Natur des Menschen. Er hat uns eine gegenwärtige Verbindung mit dem Thron Gottes gegeben. Denn die Anwendung von alledem wird uns hier gegeben – „die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte“ (V. 19.20). Es ist nicht nur die überragende Größe seiner Kraft gegenüber Christus, sondern gegenüber uns in Christus. Die Macht, die in unserer Befreiung von Satan gewirkt hat, die uns unseren Platz als Heilige vor Gott gegeben hat, ist dieselbe Macht, die Christus aus den Toten auferweckt und Ihn an den herrlichsten Platz im Himmel gesetzt hat. Gibt es danach noch etwas Schwieriges? Wenn wir wüssten, dass wir die Macht, die die Welt ins Leben gerufen hat, zur Verfügung haben, sollten wir dann nicht über Unmöglichkeiten lachen?
Aber wir haben eine Wirksamkeit (energeia), die größer ist als die, die bei der Schöpfung eingesetzt wurde – nicht weniger als die, die Christus von den Toten auferweckt hat. Das Wort Gottes sagt uns das ausdrücklich. Warum sind wir dann so schwach? Weil wir so schwach sind, es zu glauben. Die große Menge der Kinder Gottes weiß überhaupt nichts davon. Aber selbst die, die durch die Gnade Gottes davon gehört haben, wie wenig dringen sie da hinein! Es ist eine Sache, es lehrmäßig nicht zu leugnen, eine andere, es anzuwenden und darin zu leben, nicht nur in großen Bedrängnissen oder schweren Schlägen, sondern in den gewöhnlichen täglichen Pflichten, bei dem, was uns als Heiligen geziemt, uns dem Willen Gottes zu unterwerfen. Wir vergessen, wenn wir uns in schwierigen Umständen befinden, wenn wir inmitten von Feinden sind, wenn wir es mit unsichtbaren Feinden zu tun haben, was der Apostel für uns betet. Nämlich, dass wir die überragende Größe seiner Macht an uns, die wir glauben, erkennen, die Er in Christus gewirkt hat, als Er ihn von den Toten auferweckte. Wenn die Kraft des Heiligen Geistes so in Paulus gewirkt hat, dann war das nur die Antwort des Dieners auf das Herz des Meisters, der so sehr darum bittet, dass wir die Kraft erkennen, die über allen Hindernisse steht. Kein Heiliger konnte das wissen, bis die Auferstehung vollendet war. Es ist für uns, die wir glauben – ausschließlich für die Heiligen des Neuen Testaments, die nach dem Tod und der Auferstehung des Herrn hinzugerufen wurden.
Ach, wie sind die Mächtigen gefallen. Wie schwach erkennen sie jetzt ihre eigenen Vorrechte. Angenommen, wir erwarten für eine bestimmte Sache einen Erlöser, dann wäre es völlig richtig, nach diesem Erlöser zu rufen, wir würden empfinden, dass er lange auf sich warten ließe. Aber wenn Er gekommen ist, glaubst du, dass es richtig oder angemessen wäre, Ihn zu drängen, zu kommen? Das ist der Fehler, den die Menschen heute machen. Sie benutzen die Sprache der Psalmen und wenden sie auf die christliche Erfahrung an. Aber wir können in den Psalmen nicht die Offenbarung dessen haben, was wir hier haben. Gottes Barmherzigkeit haben die Menschen sicherlich schon vor der Auferstehung Christi erfahren; aber es war nicht vergleichbar mit der Kraft, die wirkte und Christus von den Toten auferweckte. Es ist ein großer Fehler, das Alte Testament so falsch zu gebrauchen, dass es die Sprache unserer Erfahrung wird – es ist Missbrauch, nicht Gebrauch. Es ist Unglaube, etwas Altes mit der himmlischen Kraft der Auferstehung Christi zu verwechseln. Allerdings wäre es Sünde, das Alte Testament nicht zu unserem eigenen Nutzen und Wohl zu gebrauchen.
Dies ist also das Maß der Kraft, die an uns wirkt – dieselbe Kraft, die in Christus gewirkt hat. Wie sind alle diese Dinge bezüglich Gott zu erkennen? In der völligen „Erkenntnis seiner selbst“ (V. 17). Du wirst niemals irgendeine Wahrheit richtig verstehen, außer in der sich vertiefenden Erkenntnis Christi. Der Mangel an dieser Erkenntnis ist die Ursache der Schwachheit unter uns: bloße Lehre ist keine Verbindung mit Christus. Wenn die Blume von dem getrennt wird, was ihre Quelle, ihr Halt und ihre Stütze ist, ist sie fortan dem Verfall und dem Tod preisgegeben. Wir haben das, was lieblich und voller Segen ist, in Christus; aber wenn wir es als solches erkennen, seine Wahrheit beweisen und uns immer daran erfreuen wollen, müssen wir diese Dinge als mit Christus verbunden betrachten. Lasst mich auf Christus schauen, und ich sehe dort das Leben, das Gott mir gegeben hat, und auch die Hoffnung darauf, auch was das Erbe betrifft. Wer würde es wagen zu sagen: Es ist Anmaßung, dass Christus es hat? Nein, aber es ist das, was Ihm zusteht. Gott liebt und erfreut sich an Ihm als Menschen so sehr, dass Er nichts von dem, was Er gemacht hat, vor Ihm zurückhalten könnte. Er ist der Erbe von allem; und wir, die wir in Christus verborgen sind, können in die Fülle seiner Berufung und in das Erbe eintreten, weil wir mit Christus vereinigt sind. Und wie man die Berufung und das Erbe nur in der völligen Erkenntnis Christi erkennen kann, so ist es auch mit „der überragenden Größe seiner Kraft“.