Wir haben zuerst einmal unsere Vorherbestimmung als Kinder (V. 5). „Wenn aber Kinder, so auch Erben“ (Röm 8,17) – Erben eines herrlichen Erbes, da Christus zum Haupt des Universums gemacht wurde (V. 10.11). Die vorherrschende Auslegung ist, Vers 10 auf die jetzige Stellung Christi anzuwenden. Sie stellen sich vor, dass „die Fülle der Zeiten“ hier dasselbe bedeutet wie in Galater 4. Aber „die Fülle der Zeiten“ unterscheidet sich sehr von „der Fülle der Zeit“. Letztere bezieht sich auf die Zeit, die mit der Menschwerdung Christi abgeschlossen oder durch sie vollendet wurde. Die Geburt Christi ist eine ganz andere Sache als die Erhöhung Christi als Haupt über alles. Tödlicher Irrtum ist am Werk, wenn Menschen die Menschwerdung des Sohnes an die Stelle der Erlösung setzen. Unsere Vereinigung mit Christus wird von seiner bloßen Menschwerdung abhängig gemacht, nicht davon, dass Er von den Toten auferstanden ist und so seine Stellung als Haupt einnimmt. Wenn man aber unsere Vereinigung mit Christus mit seiner Menschwerdung verwechselt, so vereinigt Er sich mit der menschlichen Natur, und es gibt keine besondere Vereinigung zwischen dem Christen und Christus, weil die Menschheit dem ganzen Geschlecht, das heißt dem Menschen in der Sünde, angehört. Das führt natürlich zu der weiteren Irrlehre, dass Christus die Menschheit in ihrem gefallenen Zustand annimmt.
Es heißt weiter: damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben (1,12).
Dies ist ein Hinweis auf die Juden (von denen hier besonders die Rede ist), die Christus einmal zur festgesetzten Zeit und auf die festgesetzte Weise erblicken werden: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben“ (Sach 12,10). Nun, sagt er, sind wir diejenigen, die auf Christus gehofft haben. Unsere Hoffnung wurde auf Christus gegründet, bevor Er vom Rest des Volkes und von denen, die an Ihn glauben werden, gesehen wird. Das „wir“ in Vers 12 geht nicht über gläubige Juden hinaus. „In denen auch ihr“ (V. 13) steht im Gegensatz dazu. Das „wir“ bezieht sich auf Paulus und seine Glaubensbrüder aus Israel; das „ihr“ bezieht sich auf Gläubige aus den Heiden wie die Epheser. Wenn das so ist, ist die Bedeutung, „damit wir [christliche Juden] zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf Christus gehofft haben“. Die Nation Israel hat nicht zuvor gehofft „zum Preise seiner Herrlichkeit“. Sie werden Gegenstände seiner Herrlichkeit sein: „Steh auf, leuchte; denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des Herrn ist über dir aufgegangen!“ (Jes 60,1). Seine Herrlichkeit wird ihre Errettung umfassen; aber zum „Preise seiner Herrlichkeit“ werden die sein, die aus dem ungläubigen Volk Christus aufgenommen haben, bevor sie Ihn gesehen haben, und die folglich mit Ihm in der Herrlichkeit erscheinen werden. Glückselig sind, die Christus aufnehmen, wenn sie Ihn sehen; aber noch glückseliger sind die, die Ihn zwar nicht gesehen, aber doch geglaubt haben! (Joh 20,29).