Behandelter Abschnitt Eph 1,9-11
Es wird nicht gesagt: „Er hat uns reichlich vergeben“, denn völlige Vergebung ist ein eindeutiges Bedürfnis. Aber wenn wir von „Weisheit und Einsicht“ hören, geht es um die Ratschlüsse Gottes über seinen Sohn, über und unabhängig von allen Gedanken an Notwendigkeiten. Er sagt sozusagen: „Ihr seid jetzt in der Lage, in meine Gedanken einzutreten und sie zu verstehen, wenn Ich rede. Ihr seid von der Angst um eure Sünden befreit und könnt nun in meine Absichten eindringen.“ indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm, in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvor bestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens (1,9–11).
Wir haben hier in diesen zentralen Versen deutlich die Tatsache, dass wir befähigt sind (nachdem die Frage der Sünde für uns geklärt ist), zu hören, was Gott uns über alle anderen Dinge zu sagen hat. Er hat uns jetzt nicht nur zu sagen, was Er auf der Erde tun wird, wie Er es mit Abraham tat. Die Beziehung ist höher als die, die den Patriarchen bekanntgemacht wurde. Am Anfang, als Gott der Herr alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels bildete, brachte Er sie zu Adam, dem Herrn der Schöpfung, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und wie er jedes lebendige Geschöpf nannte, das wurde sein Name. „Und Adam gab allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes Namen“ (1Mo 2,19.20). Das war verliehene Weisheit im Bereich der Natur. Aber jetzt ist sie viel tiefer und umfassender; denn es handelt sich um die Überlegenheit des zweiten Menschen und um die Einsicht, die ihren grenzenlosen Höhen und Tiefen genügt und ihnen entspricht. Dementsprechend hat Gott seine Gnade uns gegenüber in jeder Art von Weisheit und Einsicht überfließen lassen. Was auch immer seinen Charakter und die Herrlichkeit Christi zeigt, macht Er uns bekannt. Er behandelt uns nicht als Diener, sondern als Freunde. Er hat eine Sache, die Ihm näher ist als alles andere – was Er für seinen Sohn tun wird: Und Er teilt uns die Geheimnisse mit, die seinem eigenen Herzen am nächsten sind.
Wenn jemand sagt: „Ich will die Geheimnisse nicht verstehen“, so antworte ich: „Du willst nicht wissen, was Gott dich lehren will.“ Unglaube zeigt sich immer in irgendeinem Charakter von Feindseligkeit gegenüber Gott. Er gibt in seiner vollkommenen Güte den Trost der Erlösung, und dann öffnet Er diese anderen Wahrheiten. Er hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan (V. 9). Damit ist nicht etwas gemeint, was wir nicht verstehen können, sondern was wir nicht wissen konnten, bevor Gott es uns gesagt hat. Wende dich nicht ab und sage nicht: „Alles, was ich wissen will, ist, dass ich gerettet werde.“ Wir sollten den Wunsch haben, alles kennenzulernen, was Gott uns lehren möchte. Das Wort Geheimnis bedeutet, das, was Gott gern geheim hielt – etwas, das Er vorher nicht offenbart hatte, das aber ganz verständlich ist, wenn es entfaltet wird. Geheimnis im volkstümlichen Sinn ist völlig anders als sein Gebrauch im Wort Gottes. Es gibt viele Dinge in den Prophezeiungen, die sehr wunderbar sind, aber sie werden nicht als Geheimnisse bezeichnet. Das Geheimnis seines Willens, das jetzt zum ersten Mal offenbart wird, ist ein wirkliches Geheimnis. Es gibt viele Geheimnisse, die im Neuen Testament als die des Reiches der Himmel erklärt werden. Auch Babylon wird ein Geheimnis genannt. Das Geheimnis hier ist, dass Gott beabsichtigt, alle Dinge im Himmel und auf der Erde unter unseren Herrn als Haupt zu vereinen. Er will nicht die Himmel, wie sie jetzt sind, völlig von der Erde trennen, sondern ein vereinigtes System von himmlischer und irdischer Herrlichkeit haben, alles unter Christus – das ist das Geheimnis seines Willens.
Aber es gibt noch mehr als das. Er meint, dass wir die Herrlichkeit zusammen mit Christus teilen sollen. So gibt es zwei große Teile in dem Geheimnis seines Willens. Der erste ist Christus, und der zweite ist die Versammlung; und deshalb heißt es gerade in diesem Brief: „Dieses Geheimnis ist groß; ich sage es aber in Bezug auf Christus und auf die Versammlung“ (Eph 5,32). Es ist natürlich nicht „die Versammlung“, die das Geheimnis ist, sondern „Christus und die Versammlung“. Die Versammlung, wie gesegnet sie auch sein mag, ist nur ein untergeordneter Teil davon. Dass sie es überhaupt ist, liegt einzig und allein daran, dass sie Christus, dem himmlischen Haupt aller Dinge, angehört. Gottes Absicht ist hier: „für die Verwaltung der Fülle der Zeiten“ (V. 10). Dann werden die Stunden der Schande und des Leids, die jetzt stattfinden, zu Ende sein – die Zeit der Unterwerfung der Schöpfung unter die Eitelkeit, die Zeit der gerichtlichen Verblendung Israels, die Zeit der Herrschaft der Nationen, als ob Gott weder eingreifen noch es bemerken würde, die Zeit, in der die Versammlung Gottes schwach und zerbrochen ist, die Zeit der Freiheit Satans, die Menschen zu verführen und zu quälen. Diese Dinge geschehen jetzt – der Mensch, das Haupt, durch die Sünde der Krankheit und dem Tod unterworfen, und die ganze Schöpfung seufzt. Aber Gott selbst wird alledem ein Ende bereiten. Er will den Satan binden und den Menschen von seiner Verführung befreien. Er wird Israel segnen und unter ihrem Messias vereinen – die Nationen werden Gott preisen, der unter ihnen geheiligt wird – die Erde selbst wird nicht mehr der arme, seufzende, elende Schauplatz sein, der sie jetzt ist, sondern der Fluch wird beseitigt, und die Wüste frohlockt und blüht auf wie eine Narzisse (Jes 35,1). Alle diese Dinge wird Gott noch vollbringen; und wenn die geeigneten Zeiten gottgemäß vollendet sind (πληρώματος τών καιρών),1 wird Er alles verändern und Christus als Haupt, Mittelpunkt und Mittler jedes Segens hervorbringen. Christus ist der Stärkere, der den Starken bindet, der der Schlange den Kopf zertritt – der Herr des Himmels und der Erde – der Messias Israels und der über alle Völker herrschende Sohn des Menschen. All dies soll auf einfachste und wirksamste Weise geschehen, aber nicht durch die Macht des Menschen – auch nicht durch die Verbreitung des Evangeliums. Christus in Person wird die Herrlichkeit Gottes im Universum verwalten und erhalten.
Wenn die Menschen ein richtiges Empfinden für den gegenwärtigen Zustand der Versammlung hätten, würden sie Sack und Asche anziehen, anstatt in die Trompete zu blasen. Wir müssen uns vor Gott demütigen, wegen dessen, was wir sind und um uns her sehen, selbst beim Besten. Es erfordert ein großes Maß an Geduld, nicht nur zu ertragen und ertragen zu werden, sondern in Liebe weiterzumachen. Wenn wir wirklich ein Herz für Gott und seine Kinder haben, werden wir diese Dinge tief empfinden und den Segen derer suchen, die davon weggeführt werden – ja, gründlich und von Herzen – und uns daran erinnern, dass der gesegnete Tag nahe ist, an dem Christus als Haupt aller Dinge, himmlischer und irdischer, erhöht werden wird. Es steht uns zwar gut an, uns zu demütigen, aber wir brauchen nicht entmutigt zu sein. Wir wissen, dass wir eine Hoffnung haben, die nicht zuschanden werden lässt. Sie gründet sich nicht auf das, was die Versammlung oder irgendeine Gesellschaft tun wird, denn unsere Hoffnung ist Christus. Wir wissen, dass Gott uns das Geheimnis seines Willens kundgetan hat. Wo es kein geübtes Gewissen gibt, sollte diese Wahrheit nicht verworfen werden; aber in einem solchen Zustand wird sie weder erkannt noch angewendet. Gottes gesegnetes Heilmittel für die Unordnung der Welt ist Christus, der aus seiner gegenwärtigen verborgenen Stellung hervorkommen wird; und welch eine Veränderung wird es in dem Augenblick geben, wenn Er das tut! Alle Dinge im Himmel und auf der Erde werden in Christus vereint sein; und wenn dieser Tag kommt, werden wir sichtbar in unser Erbe eintreten. Wir haben bereits den Anspruch, sind aber nicht im sichtbaren Besitz: „in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvor bestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens, damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben“ (V. 11.12).
1 Da der Vers mehrere Worte und Klauseln enthält, die nicht allgemein verstanden werden, kann in dieser Anmerkung hinzugefügt werden, dass das Wort „Haushaltung, Dispensation“ (οἰκονομία) keinen Bezug auf eine bestimmte Periode oder ein bestimmtes Zeitalter hat (was im Neuen Testament durch αἰών ausgedrückt wird). Es bedeutet „Verwalterschaft“ oder vielmehr „Verwaltung“, wobei die besondere Form hier die Zusammenfassung oder Leitung (ἀνακεφαλαίωτις) aller Dinge, himmlischer und irdischer, unter Christus bezeichnet. Dies wird im kommenden Zeitalter sein, wenn Christus als Haupt über alle Dinge dargestellt wird und die verherrlichten Heiligen mit Ihm regieren werden. Es ist weder dieses Zeitalter, in dem Satan noch als Gott dieser Welt, als Fürst der Gewalt der Luft, herrschen kann, noch ist es der ewige Zustand, wenn alle Herrschaft vorbei ist und Christus das Reich übergeben haben wird, damit Gott alles in allem sei. Es ist das dazwischenliegende Millennium. Dies wird die Fülle der Zeiten sein, wobei die vorhergehenden Zeiten die notwendige Vorbereitung dafür waren. In der Zwischenzeit, nachdem die Erlösung durch das Blut Christi vollbracht ist, versiegelt der Heilige Geist den Gläubigen, und Er ist das Unterpfand des Erbes.↩︎