Behandelter Abschnitt Gal 5,14-15

Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Wenn ihr aber einander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet (V. 14.15).

Hatten sie nicht das Gesetz erprobt? Und was war das Ergebnis? Hatten sie sich gegenseitig gebissen und verzehrt? Das ist nicht die Erfüllung des Gesetzes, sondern die Begierde. Wenn Menschen darüber reden oder sich wünschen, Gesetzgelehrte zu sein, erfüllen sie es dann jemals? Es beginnt mit selbstbewussten Worten und endet ohne Taten und Wahrheit. Wenn dagegen Christus der Gegenstand eines Menschen ist, wird das Gesetz, obwohl es den Geist nicht beschäftigt, doch erfüllt. Christus ist die Kraft Gottes; das Gesetz ist die Kraft der Sünde. Ich habe genau dasselbe Wort Gottes, das mir von Christus und dem Gesetz sagt; und beides steht in demselben Brief (1Kor). Aber es kommt nicht darauf an, wo das Thema behandelt wird. Der wichtige Punkt, auf dem der Heilige Geist besteht, ist nicht, dass das Gesetz nichts Gutes war, sondern dass, da unsere Natur schrecklich schlecht ist, niemals etwas Gutes daraus entstehen kann, wenn das Gesetz auf unsere böse Natur einwirkt, außer dass es sie verdammt. Die Frage ist: Was stärkt mich für das Gute? Die Antwort ist: nicht das Gesetz, sondern Christus. Das Gesetz, das gebe ich zu, ist ausgezeichnet. Aber ihr habt über das Gesetz als ein Mittel gesprochen, um gut zu wandeln: was für eine Art von Heiligkeit habt ihr da hervorgebracht? Sich gegenseitig zu beißen und zu verzehren! Das ist keine Liebe. Aber es ist die Wirkung eures Gebrauchs des Gesetzes, dessen ihr euch rühmt. Das ist die Folge. Das Gesetz ist eine tödliche, zerstörende Kraft; nicht weil das Gesetz schlecht ist, sondern weil unsere Natur schlecht ist. Und bedenke, dass das Gesetz unserer Natur auferlegt ist. Das Gesetz wurde nicht dem neuen Menschen gegeben, sondern dem alten.

Das war die Weisheit Gottes. Das Gesetz diente dem Zweck, die schlummernde Sünde zu hervorzulocken. Aber was soll dem neuen Leben Kraft geben und seine Zuneigung hervorrufen? Was soll die neue Schöpfung nähren und sie zu lebendiger Übung aufrufen? Nicht das Gesetz. Aber er sagt uns noch mehr. Er hat gezeigt, dass die Liebe die Summe und das Wesen des Gesetzes ist. Wenn also die Liebe überwiegt, ist das Gesetz erfüllt; aber unter euch gibt es im Gegenteil Zank, Streit und jedes böse Werk. Welch ein Schlag gegen ihre gesetzlich begründete Selbstüberheblichkeit! Nun geht er noch weiter und gibt ihnen ein positives Wort.