Denn in Christus Jesus vermag weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirkt (5,6).
Nun zeigt er, nur am Rande, dass es eine sehr große Realität im moralischen Zustand des Gläubigen gibt. Es ist nicht nur so, dass er die Rechtfertigung hat und eine Hoffnung, die damit einhergeht; sondern derselbe Glaube, der ihn wissen lässt, dass er gerechtfertigt ist, und der ihn auch auf die Herrlichkeit blicken lässt, zu der er bestimmt ist, wirkt in der Zwischenzeit durch die Liebe, nicht durch das Gesetz. Er will uns auf die Frage der praktischen Heiligung hinweisen; und er zeigt, dass der Gläubige es nicht nötig hat, sich unter das Gesetz zu stellen; denn wenn sein Glaube durch die Liebe wirkt, so vollbringt er das, was das Gesetz suchte, aber nie bewirkte oder erhielt. Er will damit keineswegs sagen, dass, obwohl der Gläubige gerechtfertigt ist und auf die Herrlichkeit wartet, in der Zwischenzeit nichts mehr in ihm wirkt. Es ist eine mächtige und einflussreiche Angelegenheit; aber sie wirkt durch die Liebe. Ihr Ursprung und ihre Ruhe sind in der Liebe Gottes; sie kennt das Heil, das aus dieser Liebe entspringt. Die Liebe Gottes, die sich in Christus zeigt, erfüllt das Herz des Gläubigen. Er hat eine Hoffnung, die nicht zuschanden wird. Und warum nicht? Weil die Liebe Gottes in sein Herzen ausgegossen ist (Röm 5,5). Und ich nehme diese Liebe Gottes in ihrer größtmöglichen Bedeutung, erstens als Gottes Liebe zu uns, und zweitens als unsere zu Ihm. Sie ist die Fülle des Empfindens der Liebe Gottes in uns; und die Wirkung ist, dass sie uns befähigt, Gott und jeden anderen zu lieben. Wenn Menschen selbst durch und durch glücklich sind, können sie nicht anders, als andere zu lieben.
Dies ist also das Prinzip, auf dem der Gläubige steht – er ist bereits gerechtfertigt; er wartet auf die Herrlichkeit; und in der Zwischenzeit gibt es den Glauben, der durch die Liebe wirkt. Deshalb ist es keine Frage der Beschneidung. Wir sind Christen; und die ganze Grundlage des Gesetzes und dieser Fragen ist daher weg. Wie kommt das zustande? Aus einem sehr gesegneten Grund. „Denn“, sagt er, „in Jesus Christus vermag weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirkt.“