Behandelter Abschnitt 2Kor 13,6-10
So wendete der Apostel die unwürdige Forderung einiger in Korinth bezüglich seiner Apostelschaft zum Segen für sie selbst als auch zur Widerlegung ihres Arguments. So hatte er sich am Anfang dieses Briefes mit ihrer Unterstellung der wankelmütigen Leichtfertigkeit, wenn nicht gar der Unwahrhaftigkeit auseinandergesetzt, indem er auf der unumstößlichen Wahrheit dessen bestand, was er von Christus predigte, und auf der Kraft Gottes im Segen des Heiligen Geistes, der sie in den Gläubigen bestätigte. Nicht weniger überwältigt er hier die, die in ihrem Bestreben, seinen Auftrag von Christus zu entehren, ihren eigenen Anspruch auf Christus zunichtemachten. Suchten sie den Beweis für Christus, der in Paulus sprach und der nicht schwach gegen sie, sondern mächtig in ihnen war? Sie sollten sich selbst prüfen, ob sie im Glauben waren. Der Apostel begnügte sich mit keinem besseren Beweis als mit dem seiner Bekehrten in Korinth, es sei denn, dass sie tatsächlich verwerflich waren, was weder sie noch er behaupteten. Vielmehr wollte er ihnen, und das verlangten sie, keinen Beweis seiner apostolischen Macht in strenger Zucht geben.
Ich hoffe aber, dass ihr erkennen werdet, dass wir nicht unbewährt sind. Wir beten aber zu Gott, dass ihr nichts Böses tun mögt; nicht damit wir bewährt erscheinen, sondern damit ihr tut, was recht ist, wir aber wie Unbewährte seien. Denn wir vermögen nichts gegen die Wahrheit, sondern für die Wahrheit. Denn wir freuen uns, wenn wir schwach sind, ihr aber stark seid; um dieses bitten wir auch, um eure Vervollkommnung. Deswegen schreibe ich dies abwesend, damit ich anwesend nicht Strenge gebrauchen muss, nach der Gewalt, die der Herr mir gegeben hat zur Auferbauung und nicht zur Zerstörung (13,6–10).
Es ist unmöglich, sich einen bewundernswerteren Umgang mit einem Gemütszustand vorzustellen, der für den Apostel ebenso betrüblich wie demütigend gewesen sein muss. Ihre hochmütige Undankbarkeit und Kurzsichtigkeit brachte nur eine Antwort hervor, die vollständig und vernichtend, aber dennoch würdevoll, bescheiden und liebevoll war. Sein Herz war mit ihrem weiteren Segen beschäftigt, mehr als mit seiner Apostelschaft, die er mehr um ihretwillen als um seinetwillen geltend machte. An ihr zu zweifeln, könnte eher ihren eigenen Glauben gefährden als seine Apostelschaft, die er, wenn nötig, zur Rechtfertigung des Herrn gegen ihre Bosheit ausüben sollte, wie es schon durch die Gnade in ihrer Bekehrung geschehen war. Aber er betete, dass sie keinen solchen Anlass geben würden, nicht, damit die Gültigkeit seines Anspruchs in Erscheinung trete, sondern dass sie das täten, was Gläubigen geziemt, auch wenn es ihm an solchen Beweisen mangeln würde oder er jemals so herabgesetzt würde. Es gäbe dann keine Gelegenheit zur Machtentfaltung, da ihr ehrenhafter Wandel für die Wahrheit zeugen würde; und was den Apostel betrifft, so könnte er sagen: „Denn wir vermögen nichts gegen die Wahrheit, sondern für die Wahrheit. Denn wir freuen uns, wenn wir schwach sind, ihr aber stark seid“ (V. 8.9). Auch dafür betete er, für ihre Vervollkommnung.
Es war der Anti-Kirche vorbehalten, eine unumstößliche Autorität zusammen mit der Immunität vom Irrtum zu behaupten. Wo Unterschiede unter den Gläubigen bestehen, ist es eine Torheit, einen Charakter zu beanspruchen, der nur an ihre Übereinstimmung in der Kraft des Geistes gebunden ist. Und der Apostel verwirft, was der römische Pontifex sich anmaßt, dass die Entscheidung clave errante bindet. Die unvermeidliche Auswirkung, früher oder später, wird Zerstörung sein, nicht Erbauung. Es ist nicht Christus, sondern menschliches Denken, um nicht zu sagen Anmaßung.
Ob es nun die Anmaßung eines Einzelnen ist oder die einer Versammlung, oder ob es, wie in einer bemerkenswerten Theorie, das Oberhaupt zusammen mit dem ist, der die Versammlung als Ganzes repräsentiert, ein solcher Anspruch ist fiktiv und zerstörerisch für die Herrlichkeit des Herrn. Die Verheißung ist streng bedingt, nicht absolut; und niemals gab es ein offensichtliches Versagen, außer wenn die Bedingung gebrochen wurde, und dann gab der Herr in aller Treue seine Zustimmung nicht. Um bedingungslos wahr zu sein, hätte es auch eine Unfehlbarkeit geben müssen, die nicht einmal einem Apostel, sondern Gott allein zukommt. „Er leitet die Sanftmütigen im Recht und lehrt die Sanftmütigen seinen Weg“ (Ps 25,9); und dies jetzt in der Versammlung durch seine eigene garantierte Gegenwart und Verleihung, obwohl nichts schwerer vorstellbar scheint, wo die verschiedenen Willen so vieler natürlich unterschiedlich handeln würden. Doch Er ist da in der Mitte, um seine gnädige Macht zu erweisen, wenn man wahrhaftig darauf wartet, mit der Unterwerfung im Geist unter das geschriebene Wort, das sein göttliches Licht auf Tatsachen und Personen wirft, damit alle ohne Zwang oder Betrug in der Furcht Gottes einmütig handeln, oder die, die abweichen, in ihrem Eigenwillen offenbart werden, ob sie wenige oder viele sind.