Behandelter Abschnitt 2Kor 5,18-21
Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat: Nämlich dass Gott in Christus war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt. So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm (5,18–21).
Der eine Gegenstand der Versöhnung, wie wir in Kolosser 1 lesen, umfasst alle Dinge im Himmel und auf der Erde. Aber das ist in der Zukunft und wartet auf die Erscheinung Christi. In der Zwischenzeit sind die Gläubigen bereits versöhnt, denn sie sind nicht nur aus Gott geboren, sondern auch erlöst. Aufgrund des Werkes Christi kann Gott frei handeln, indem Er ihre Beziehung nicht nur wiederherstellt, sondern auch wiedergutmacht, wie es seiner eigenen Natur und der ihren entspricht, gemäß seiner Liebe und zu seiner Ehre. Die traditionelle Orthodoxie irrt, wenn sie auf dem Tod Christi beharrt, um den Vater mit uns zu versöhnen. Die Heilige Schrift spricht niemals so. Aber wenn sie erklärt, dass Gott die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit die Gläubigen nicht verlorengehen, sondern ewiges Leben haben, dann ist es nicht weniger zwingend, dass der Sohn des Menschen erhöht werden muss, um dasselbe gesegnete Ergebnis zu erreichen (Joh 3,14-16). Noch gefährlicher ist der Irrtum, der übergeht, dass Gott Licht ist, in dem Bestreben, zu betonen, dass er Liebe ist. Gnade regiert durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. Wir dürfen die notwendige Sühnung unserer Sünden durch das Blut Christi nicht durch die gesegnete Tatsache abschwächen lassen, dass wir auch mit Gott versöhnt sind. Die Feindschaft war auf unserer Seite, nicht auf seiner; aber was war unsere böse Natur, was unsere Sünden, in seinen Augen? Verabscheut Gott nicht Ungerechtigkeit und Widerspenstigkeit, heuchlerische Form oder gar Gleichgültigkeit gegenüber seinem Willen? Und wenn Er sie verabscheut, hat Er dann nicht die Majestät, sie zu rechtfertigen, und die Autorität, sie zu richten? Nach der Sünde und vor dem Gericht kam Christus, der sich nicht nur hingab, um Gott in dieser Welt zu offenbaren, sondern um am Kreuz zu leiden. Statt eines gerechtes Gerichts am Ende, das den schuldigen Menschen erwartet, ist der Herr Jesus in seinem Tod so der Sünde begegnet, dass Er Gott sogar verherrlicht hat, so dass die göttliche Gerechtigkeit nun den Gläubigen rechtfertigt; und die Versöhnung ist so vollständig, dass wir kraft seiner Erlösung in einer ganz neuen Beziehung stehen, die seinen Charakter von dem auferstandenen Christus ableitet. Zu gegebener Zeit wird alles im Himmel und auf der Erde entsprechend neu gemacht werden. Schon jetzt, wenn man in Christus ist, gibt es eine neue Schöpfung. Das Übrige wird zu seiner Zeit folgen, sei es für unseren Leib, sei es für Himmel und Erde; aber für uns ist die Versöhnung jetzt eine Tatsache. Gott hat uns mit sich selbst versöhnt durch Christus, so sicher, wie Er den Dienst der Versöhnung gegeben hat.
Denn die rettende Gnade Gottes hat einen Dienst, der Ihm selbst entspricht. Sie regiert nicht, wie das Gesetz, ein Volk, das bereits in Beziehung zu Gott steht; sie ruft, wie Christus es tat, nicht die Gerechten, sondern die Sünder zur Buße. Das Wort der Wahrheit, das es verkündet, damit alle es hören, ist das Evangelium der Erlösung; und die, die es hören, leben nicht nur, sondern werden aus Gnade durch den Glauben gerettet, mit Christus lebendig gemacht, gemeinsam auferweckt und sitzen in Christus Jesus in himmlischen Örtern, damit Gott in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in seiner Güte gegen uns in Christus Jesus erwiese.
Versöhnung ist also ein Begriff von reicher Bedeutung und geht weit über Buße oder Glauben, Erweckung oder Rechtfertigung hinaus. Es ist, wenn wir das Bild entlehnen dürfen, das dem Wort zugrundeliegt, die Abrechnung Gottes mit demjenigen, der, wenn er nichts zu zahlen hat, sich seiner Gerechtigkeit unterwirft. Die göttliche Liebe in Christus hat alles auf sich genommen und den Feind und Verlorenen nicht nur in die Freiheit, sondern in die volle Gunst gesetzt, in der Hoffnung auf Gottes Herrlichkeit, ja sogar jetzt in Gott selbst durch unseren Herrn Jesus Christus. Es geht nicht nur um unsere Veranlagungen und Empfindungen, sondern um die Beziehung zu Gott, ohne die wir Sünder waren, in die seine Gnade uns, die wir glauben, jetzt gebracht hat, nicht entsprechend dem nicht gefallenen Adam, sondern entsprechend dem gestorbenen, auferstandenen und verherrlichten Christus, kraft seiner Erlösung außerhalb von uns, freilich nicht ohne unsere Wiedergeburt.
Aber folgen wir der Erklärung des Apostels über den Dienst der Versöhnung: „Nämlich dass Gott in Christus war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt“ (V. 19). Durch einen Wechsel der Form in den Partizipien scheint erstens der dauerhafte Aspekt der Gegenwart Christi hier auf der Erde angedeutet zu werden, und zweitens der Auftrag des Evangeliums, der in seinen Dienern niedergelegt wurde, als er nicht mehr hier war. Gott hat in uns, sagt der Apostel, das Wort der Versöhnung niedergelegt. Aber was hat Er getan, als der Versöhner selbst hier war? Es war nicht das Gesetz, das jede Annäherung verbot und jede Übertretung registrierte; es war Gott (oder: Gott war) in Christus, „[die]10 Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (V. 19). Das ist nicht der Tod Christi, sondern seine lebendige Gegenwart; noch ist es folglich, dass Er die Gläubigen durch seinen Tod versöhnte, sondern die Haltung Gottes in Ihm gegenüber nicht nur den Juden, sondern einer schuldigen, rebellischen Welt; und es war versöhnend – Jude oder Heide, das spielt keine Rolle, wenn es Gott dort und so in Christus war –, die Welt versöhnend, und folglich ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend. War es nicht so, wie Er sich gegenüber der Frau in Lukas 7 und den Samaritern in Johannes 4 verhielt? Aber warum einzeln benennen? Es war sein besonderer Aspekt in Christus hier auf der Erde, in Gnade zu handeln, nicht im Gesetz, und daher unterschiedslos, ihnen ihre Vergehen nicht zuzurechnen. Einerseits kam Er, um die Verlorenen zu suchen und zu retten; andererseits heißt es: „wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Joh 6,37). Denn das Brot Gottes ist Er, der vom Himmel herabkam und der Welt das Leben gibt. So war Er mehr als das Manna, die Speise der Engel (Ps 78,25), so ist Er für die Welt, nicht nur für Israel. „Denn dies ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag“ (Joh 6,40). Die Gegenwart Christi oder Gottes in Ihm war der völlige Beweis, dass der gefallene Mensch unheilbar ist. Vor der Sintflut war er sich selbst überlassen; und das Verderben und die Gewalttätigkeit waren so groß, dass Gott alles wegfegen musste, außer Noahs Familie in der Arche. Nach der Sintflut wurde zu gegebener Zeit die große Prüfung des Gesetzes in der auserwählten und abgesonderten Nation durchgeführt; aber sie übertraten auf jede Weise, Volk und Priester, Richter und Könige, bis es „kein Heilmittel“ gab, sogar nachdem Prophet auf Prophet in wahrhaft göttlicher Geduld gesandt worden war. Zuletzt sandte er ihnen seinen Sohn und sprach: „Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Dieser ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbe in Besitz nehmen! Und sie nahmen ihn, warfen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird er jenen Weingärtnern tun?“ (Mt 21,37-40).
Das ist die Darstellung Gottes der menschlichen Verantwortung, wie sie in Israel bis zum Gericht erprobt wurde. Aber die Darstellung der Gnade in Christus hier auf der Erde ist nicht weniger wahr und von unendlicher Bedeutung; und die Verwerfung des Menschen gegenüber Gott in der Gnade war ebenso offensichtlich und vollständig wie sein völliges Versagen unter dem Gesetz. Denn obwohl Christus hier war und die Fülle der Gnade und Wahrheit in Ihm, nahm Er Zöllner und Sünder auf, rechnete ihnen ihre Vergehen nicht zu, doch sie kreuzigten Ihn, wie sie den Herrn für einen Götzen verlassen hatten. „Wo aber die Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überreichlicher geworden“ (Röm 5,20); und über die menschliche Ungerechtigkeit in ihrer schlimmsten Form triumphiert Gott in Christus, ja in seinem Kreuz. Daher, als der Sohn des Menschen aus der Welt verstoßen wurde, als es nicht mehr Gott in Christus ist, der die Welt versöhnt und sich über jedes Vergehen erhebt, hat Er das Wort der Versöhnung in auserwählte Gefäße gelegt; und wie wir das Handeln Gottes in Christus in den Tagen seines Fleisches beschrieben finden, so folgt hier sein Charakter als ausgesandt, um von Ihm zu zeugen: „So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“ (V. 20.21). Die Würde ist in der Tat groß. Sie repräsentieren nicht Leviten noch Priester, noch den Hohepriester, sondern den gestorbenen und auferstandenen Christus, und dies unter dem Aspekt der göttlichen Gnade, Gott gleichsam (es war nicht angebracht, absolut zu sprechen) ermahnend durch uns; wir bitten im Namen oder anstelle Christi: Lasst euch versöhnen mit Gott. So lautet der Ruf des Evangeliums an die Welt im Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes. Die Gnade Gottes und Christi ist in jedes Wort eingeprägt; und menschliche Anmaßung ist von ihrem Wesen ebenso ausgeschlossen wie menschlicher Wert oder menschliche Mittel von jener neuen Schöpfung, in der alles von Gott ist und durch den aus den Toten auferstandenen Christus fließt.
Calvin legte Vers 20 so aus, dass der Apostel sich an die Gläubigen wendet. Er erklärt, dass er ihnen diese Botschaft jeden Tag überbringt. Christus hat also nicht gelitten, um unsere Sünden einmalig zu sühnen, noch wurde das Evangelium nur zur Vergebung der Sünden verordnet, die wir vor der Taufe begangen haben, sondern damit wir, so wie wir täglich sündigen, auch durch einen täglichen Erlass von Gott in seine Gunst aufgenommen werden. Denn dies ist eine immerwährende Botschaft, die in der Kirche bis zum Ende der Welt eifrig erklingen muss; und das Evangelium kann nicht gepredigt werden, wenn nicht Vergebung der Sünden verheißen wird.11 Das ist ein ebenso großer Irrtum, wenn nicht so verderblich, wie der breitkirchliche Rationalismus, der lehrt, dass die Welt mit Gott versöhnt ist. Das Gegenteil von Letzterem geht aus eben diesem Vers hervor. Der Apostel veranschaulicht den Ruf des Evangeliums, den er zu verkünden beauftragt war, mit den Worten: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Diese Ermahnung beinhaltet, dass sie noch nicht versöhnt waren; und keine kühne Behauptung, keine gewundene Argumentation kann sich dem klaren Ausdruck der Schrift entziehen. Nicht weniger deutlich widerspricht der Apostel dem ersten Irrtum in Vers 18, der besagt, dass Gott uns durch Christus mit sich selbst versöhnt hat – eine Tatsache, die für den Gläubigen vollendet ist, wie andere Schriftstellen bestätigen, die das Thema behandeln. Es ist falsch, dass der Apostel sich hier an Gläubige wendet; er gibt ein Beispiel für den wahren Ruf an die Unbekehrten. Weder hier noch an anderer Stelle bezeugt er, dass er den Gläubigen jeden Tag eine solche Botschaft wie diese bringt.
Ein anderer Apostel, nicht weniger wahrhaftig von Gott inspiriert, erklärt ausdrücklich, dass Christus einmal für die Sünden gelitten hat; wie der Hebräerbrief (Kap. 10,11–14) das Judentum einer täglichen Versorgung für die täglichen Sünden durch die Offenbarung beiseiteschiebt, dass Christus, nachdem Er ein Opfer für die Sünden dargebracht hat, sich in Ewigkeit (εἰς τὸ διηνεκές) zur Rechten Gottes gesetzt hat: „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden.“ Es wird nicht geleugnet, dass wir täglich eine Fußwaschung brauchen, um das ausdrucksvolle Beispiel unseres Herrn anzuführen; aber dies ist die Waschung mit Wasser durch das Wort als Antwort auf seine Fürsprache, nicht eine erneute Anwendung des Blutes oder eine andere Versöhnung in Gottes Gunst: eine seltsame Lehre aus dem Haupt des Calvinismus. Die Wahrheit ist, dass keiner der Reformatoren den gesegneten Trost kannte, dass Christus sowohl durch Wasser als auch durch Blut gekommen ist; und die Bemühung, das Blut die Arbeit des Wassers tun zu lassen, hat auch in den Köpfen der Protestanten allgemein die volle Wirksamkeit des Blutes, das von jeder Sünde reinigt, beeinträchtigt. Von den Katholiken brauchen wir nicht zu sprechen, da sie sich weigerten, von dem Licht der Reformation zu profitieren.
Es wird auffallen, dass der kritische Text die argumentative Partikel weglässt, mit der die Authorized Version den letzten Vers einleitet. Der Satz ist nicht so sehr eine Begründung für den Ruf, der vorausgeht, als vielmehr eine Erklärung, die der Apostel im weiteren Verlauf hinzufügt, um den Ruf weiter zu verstärken. Er, der keine Sünde kannte – das ist nicht nur eine Tatsache, sondern es ist auch keine andere Annahme zulässig –, wurde für uns zur Sünde gemacht, damit wir in Ihm Gottes Gerechtigkeit würden: eine höchst vollständige und gesegnete Erklärung der Art und Weise, wie die Gnade ihren Sieg errungen hat, als der schuldige Mensch die letzte mögliche Hoffnung durch Christus verloren zu haben schien, indem er ihn sogar auf seinem Weg der versöhnenden Liebe verwarf. In dieser Verwerfung bis zum Tod am Kreuz hat Gott noch etwas anderes gewirkt, nämlich Sühnung; Er machte Christus zur Sünde und legte für uns sein ernstes, schonungsloses Urteil über die Sünde auf sein heiliges Haupt, damit wir in Ihm Gottes Gerechtigkeit würden. So wurde unsere Versöhnung durch Sühnung und Stellvertretung bewirkt, die beiden Böcke des Versöhnungstages, die ihre Bedeutung in dem Werk Christi am Kreuz finden (3Mo 16), wie wir beide Teile in Hebräer 9,26-28 unterscheiden können. Er wurde zum Fluch für uns, damit der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Heiden käme (Gal 3,13.14).
Das aoristische, nicht Präsens, Subj. ist die wahre Form, denn „wir würden“, wie alle Kritiker nach jeder Handschrift von Wert zugeben. Warum Scholz und andere γινώμεθα lesen, ist schwer zu sagen, denn jede Autorität, die er zitiert, ist gegen ihn. In der Tat wäre es schwer zu zeigen, welche Handschrift die Gegenwart liest, nicht einmal Matthaei oder Scrivener zitieren eine einzige Kursive dafür. Doch Dr. Hodge sagt auch, der Apostel benutze das Präsens, weil diese Rechtfertigung fortlaufend sei: eine Lehre und Kritik, die gleichermaßen falsch ist. Denn von der christlichen Rechtfertigung wird regelmäßig als Vergangenheit gesprochen (z. B. in Röm 5 als eine Tatsache, in Röm 6 als ein Zustand). Letzteres ist aber das Perfekt. Wo das Präsens verwendet wird, ist es abstrakt.
Der Christ wird die besondere Art bemerken, in der Gottes Gerechtigkeit hier im Blick auf „uns“ vorhergesagt wird. An anderer Stelle ist es das, was im Evangelium offenbart und erklärt wird, sowohl um sein Handeln mit den Gläubigen früherer Zeit als auch noch vollständiger in dieser Zeit zu rechtfertigen (Röm 1,3). Es ist das, dem der eifrige, aber ungebrochene Jude sich nicht unterwarf (Röm 10), indem er jenen Segen verlor, indem er Christus Jesus ablehnte, der uns von Gott zur Gerechtigkeit gemacht wurde und zu allem, was wir brauchen (1Kor 1). Er ist von Gott durch den Glauben, im Gegensatz zum eigenen Glauben (Phil 3). Aber hier und nur hier wird gesagt, dass wir solche werden, eine Tatsache, die im Gläubigen so wahrhaftig vollbracht ist wie das unvergleichliche Werk dessen, an den er glaubt. Christus wurde kraft seines Werkes im Himmel zur Rechten Gottes gesetzt: Kein anderer Platz war angemessen, um Gottes Wohlgefallen an seinem Tod auszudrücken, in dem die Sünde gerichtet und Gott für immer verherrlicht wurde. Deshalb hat Er Christus von den Toten auferweckt und in die himmlischen Örter gesetzt; oder, wie der Herr sagte, der Geist sollte die Welt der Gerechtigkeit überführen, indem Er zu seinem Vater ging und sie Ihn nicht mehr sahen (Joh 16,10). Hätte es hier Gerechtigkeit gegeben, hätte die Welt Christus aufgenommen, damit Er herrschte; aber die Welt erwies sich als unter der Herrschaft Satans stehend, indem sie Ihn verwarf, so wie Gott seine Gerechtigkeit zeigte, indem Er Ihn an dem höchsten Ort droben aufnahm. Und dort werden wir, mit Ihm verbunden, Gottes Gerechtigkeit in Ihm. Seine Gerechtigkeit wirkte nicht nur darin, dass Er Christus auf diese Weise erhöhte, sondern auch darin, dass Er uns in Ihm entsprechend rechtfertigte. Nichts kann die Kraft des inspirierten Ausdrucks übertreffen, was sowohl die Sünde als auch die Gerechtigkeit zum Lob des Erlösers und zu unserer Glückseligkeit betrifft.
10 Es gibt keinen wirklichen Grund für die Bemerkung von Bischof Middleton (Doctrine of the Greek Article, S. 350, 351, Rose’s ed. 1845), dass κόσμος (Welt) hier und in Galater 6,14 zu den Wörtern gehört, die die Natur von Eigennamen haben und daher in diesen beiden Fällen ausnahmsweise auf den Artikel verzichten. Der wahre Grund hat nichts mit seiner ausdrucksstarken Stellung zu tun, sondern liegt einfach darin, dass das Wort in beiden Fällen charakteristisch verwendet wird, und daher, obwohl wir es im Englischen nicht so ausdrücken können, zwingender ist, als wenn „die“ Welt in beiden Fällen als objektive Tatsache dargestellt würde. Daher ist die kritische Lesart, die nicht nur ὁ, sondern τῳ in Galater 6,14 fallen lässt, richtig. Ferner ist es nicht die Tatsache, dass Plutarch (περὶ Στωικ. ἐναντ.) den Artikel mit κόσμος weglässt, denn er ist sowohl in Reiskes ed. 1778, x. 348. als auch in Wyttenbachs, Oxon. 1800, v. 193. Das Zitat des Bischofs stammte aus einer alten Ausgabe und einem schlechten Text. Winer und T. S. Green folgen in demselben Kielwasser, indem sie k. mit vielen anderen Wörtern wie ἥλιος, γῆ, die den Artikel fallen lassen können, als nahezu gleichwertig mit Eigennamen einstufen. Dies ist wie bei allen Fehlern der Analyse. Sie haben wohl Alford und Ellicott in die Irre geführt, nicht aber Dr. Lightfoot, der offenbar nichts Unregelmäßiges sieht und lediglich bemerkt, dass der Satz dadurch (d. h. durch die unartikulierte Form) an Straffheit gewinnt. So ist in unserer Stelle der ganze Satz absichtlich und wesentlich charakteristisch, θεὸς ἦν ἐν Χριστῳ κόσμον καταλλάσσων ἑαυτῳ, und τόν in der Tat gebracht hätte, was genau das ist, was nicht beabsichtigt ist, ebenso wenig wie ἦν καταλλάσσων = versöhnt, wie Wetstein sagt. Es ist der Aspekt oder die Haltung seiner Gegenwart in Christus, nicht eine vollendete Tatsache (die durch den Aorist-Teil in Vers 18 ausgedrückt wird).↩︎
11 „Observandum hic Paulo negotium esse cum fidelibus. testatur se quotidie id illos perferre hoc mandatum. non ergo passus est Christus ut semel tantum peccata nostra expiaret; neque in hoc institutum Evangelium ut quae ante Baptismum“ und so weiter. 1. Calv. Nov. Opera Omnia, vii. 244, Amstel. 1671.↩︎