Aber wir sind Geschöpfe, wenn auch eine neue Schöpfung in Christus, und wir brauchen einen Gegenstand, damit wir vielleicht bewahrt werden und wachsen und geistlich geformt und gestaltet werden entsprechend Gott, während wir hier auf der Erde sind. Ohne das Kreuz Christi wäre das alles vergeblich; und doch sind wir nicht dazu berufen, einfach am Fuß des Kreuzes zu sein oder keinen anderen Gegenstand zu betrachten als Jesus Christus, den Gekreuzigten, wie die Menschen die Stelle missbrauchen. Nicht so:
Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist (3,18).
Das ist die gegenwärtige Aufgabe des Christen, können wir sagen. Es ist gleichermaßen die Pflicht und das Vorrecht aller Christen, nicht das Vorrecht einiger weniger, die es erreichen. Es ist kein Zustand, der in einem Augenblick durch eine Handlung des Glaubens erreicht wird, sondern ein allmählicher Prozess, der jeden Christen das ganze Leben hindurch kennzeichnen sollte. Bei der Wiederkunft Christi werden wir seinem Bild gleichgestaltet werden – dem des Sohnes, des Erstgeborenen unter vielen Brüdern. In der Zwischenzeit wirkt „der Herr, der Geist“ (denn das ist wohl die Bedeutung des letzten Satzes) in uns von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, während alles, was Christus in der Höhe verherrlicht ist, uns durch den Glauben vertrauter und realer wird. Wir brauchen ganz gewiss die demütige Gnade, die als Knecht herabkam und bis zum Äußersten gehorsam wurde, sogar bis zum Tod am Kreuz, wenn wir den Geist in uns haben wollen, der auch in Christus Jesus war.
Doch so gesegnet und unentbehrlich es auch ist, seine Liebe zu erkennen, so bleibt der Glaube des Christen doch nicht dabei stehen, noch soll er das alles festhalten, sondern mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen und so nach demselben Bild verwandelt werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Denn der Geist, obwohl Herr gleich mit dem Vater und dem Sohn ist, wirkt nicht unabhängig von Christus, sondern indem Er Ihn uns vorstellt, vom ersten bis zum letzten.
Es ist kaum nötig hinzuzufügen, dass man die Übersetzung des Schlusssatzes, die Olshausen, De Wette, Meyer und so weiter gefällt, „Herr des Geistes“, als eindeutig gegen die Wahrheit der Schrift verstoßend ablehnt – ein schwerer Fehler in einem Thema dieser Art. So Macknight, der es paraphrasiert, „der Herr des Bundes des Geistes“, aber die, die entweder geistige Einsicht oder solide Gelehrsamkeit von diesem Theologen erwarten, müssen bitter und einheitlich enttäuscht werden. Dr. Thomas F. Middleton, in seiner fähigen Doctrine of the Greek Article, verwechselt den Rand der Authorised Version, die mit meiner Ansicht gegen ihren eigenen Text übereinstimmt. So hatten es Luther, Beza und so weiter wiedergegeben. Der Leser möge ἀπὸ θεοῦ πατρός (Gal 1,2; Eph 6,23) und analoge Ausdrücke in vielen anderen Stellen vergleichen.