Behandelter Abschnitt 2Kor 1,23-24
Nachdem der Apostel auf diese Weise die Verunglimpfung seines eigenen Wortes in Gnade zum Lob des Evangeliums in Korinth gewendet hat, geht er anschließend mit großem Ernst dazu über, sein wahres Motiv dafür zu erklären, dass er nicht vorher in ihre Stadt gekommen ist.
Ich aber rufe Gott zum Zeugen an auf meine Seele, dass ich, um euch zu schonen, nicht wieder nach Korinth gekommen bin. Nicht, dass wir über euren Glauben herrschen, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude; denn ihr steht durch den Glauben (1,23.24).
Wäre er vorher gekommen, so wäre es mit einer Rute geschehen (vgl. 1Kor 4,21). In dem Wunsch, sie in Liebe und in einem Geist der Sanftmut zu vereinen, hatte er sein Kommen aufgeschoben, bis die Gnade in ihnen Selbsterkenntnis bewirkt hatte. Die Verzögerung und die zwischenzeitliche Hinwendung zu einem anderen Ort, lieferten den Anlass für unwürdige Unterstellungen, die bereits angesprochen wurden. Es war wirklich so, als wollte er sie schonen, dass er nicht kam; aber er hütet sich sorgfältig vor dem Vorwurf, sich eine ungebührliche Autorität anzumaßen: „Nicht dass wir über euren Glauben herrschen, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude“ (V. 24). Nichts wird wirklich getan, was nicht in der Seele vor Gott geschieht. Sogar solche Apostel wie Paulus oder Johannes versuchten nicht einen Moment lang, zwischen die Gläubigen und Gott zu treten. Die Apostel teilten ihre Meinung mit, damit die Gläubigen die gleiche Gewissheit wie sie selbst hatten und ihre Freude völlig wäre: „denn ihr steht durch den Glauben“. So muss es sein, wenn man Gott gefallen will. Ohne Glauben ist das unmöglich. Nicht durch die Furcht oder Gunst der Menschen, wie gesegnet sie auch sein mögen, stehen die Gläubigen, sondern durch den Glauben. Als Mitarbeiter ihrer Freude würde er sich lieber dem Vorwurf aussetzen, seine Meinung zu ändern, wenn jemand so schlecht wäre, so von ihm zu denken und zu reden, als mit ihnen hart umzugehen, wie er es in Treue hätte tun müssen, wenn er so gekommen wäre, wie er es zuerst vorhatte. Er wartete darauf, dass das Wort Gottes sein heilsames Ziel, vermischt mit Glauben, in denen, die es hörten, wirkte. Er wollte sein Werk mit Freuden tun, und nicht mit Seufzen, denn das wäre für sie nicht vorteilhaft. War dies, um über sie zu herrschen, wie stolze Menschen behaupten könnten? Es war, um ihre Freude am Glauben zu fördern, als ihr Diener um Jesu willen.