Behandelter Abschnitt 1Kor 15,12-19
Nachdem er so die große Sorgfalt gezeigt hat, mit der Gott für die Auferstehung Christi, wie sie von den Aposteln gepredigt und von allen Christen geglaubt wurde, Zeugen vorgesehen hatte, fährt er nun fort, von ihr auf die Auferstehung der Toten zu schließen, und auch von ihrer Leugnung der Auferstehung auf ihre Wirkung auf Christus und das Evangelium:
Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er aus den Toten auferweckt sei, wie sagen einige unter euch, dass es keine Auferstehung der Toten gebe? Wenn es aber keine Auferstehung der Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferweckt; wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist also auch unsere Predigt vergeblich, vergeblich auch euer Glaube. Wir werden aber auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir in Bezug auf Gott bezeugt haben, dass er den Christus auferweckt habe, den er nicht auferweckt hat, wenn wirklich Tote nicht auferweckt werden. Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt. Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig; ihr seid noch in euren Sünden. Also sind auch die in Christus Entschlafenen verloren gegangen. Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus Hoffnung haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen (15,12–19).
Die Philosophie mag in Dualismus, Pantheismus oder Materialismus ausarten; sie mag die Vernunft oder die Erfahrung zum einzigen Kriterium der Wahrheit machen; sie mag sich der schöpferischen Phantasie eines Platon oder der reinen Vernunft eines Aristoteles rühmen; aber Stoiker und Epikureer spotten und entziehen sich der Auferstehung, die die Macht Gottes am Schauplatz der völligen Nichtigkeit und Verderbnis des Menschen zeigt. Der Seele dürfen sie sich rühmen. Es ist die Seele des Menschen; und ihre Fähigkeit, ihr Intellekt, mag bei den Bösen so groß sein wie bei den Gerechten. Aber Gott allein kann die Toten auferwecken. Der Mensch hat nicht einmal eine Vorstellung davon. Sogar der belesene Plinius (Nat. H.) leugnet die Möglichkeit: Revocare defunctos ne Deus quidem potest. Dann würde das orientalische Denken, das die Materie immer als wesentlich böse ansieht und deshalb die Befreiung vom Körper zur höchsten Segnung macht, denen, die solchen Spekulationen Gewicht beimessen, in die gleiche Richtung helfen. Christus, der von den Toten auferstandene Christus, ist nicht nur der Todesstoß für alle diese Erfindungen des menschlichen Intellekts, sondern stellt als die große Tatsache, die Gott dem Glauben vor Augen stellt, den Sieg über das Böse in Ihm fest, der dessen Folgen trug, im gerechten Gericht Gottes, damit Er in souveräner Gnade mit dem Menschen handele, dem Gläubigen unterdessen durch den Heiligen Geist moralische Kraft gebe und ihn offen und triumphierend mit Christus in demselben auferstandenen Zustand verbinde, bald und für immer.
Wir können also das Bemühen Satans verstehen, unter den Christen Zweifel und die Leugnung der Auferstehung der Toten zu wecken. Als Siegel der Gnade und Herrlichkeit Christi, der Wunder, die Er gewirkt hat, und der Wahrheit, die Er gelehrt hat, ist seine Auferstehung von allergrößter Bedeutung; nicht weniger ist sie der Beweis dafür, dass Satan besiegt ist, für die angenommene Erlösung, für den verherrlichten Gott, sogar in Bezug auf die Sünde und die Sünden, die Christus an seinem Leib auf dem Holz getragen hat. Es ist die Kraft des neuen und inneren Lebens, und es ist der Inhalt und die Quelle der herrlichsten Hoffnung, in der der Christ und die Versammlung darauf blicken, mit Christus in den himmlischen Örtern glückselig zu werden, und dies in der Tat, wie jetzt in der Zusage, da Christus bereits das Gericht Gottes für den Gläubigen getragen hat, der vom Tod ins Leben übergegangen ist.
Vergeblich hat die Vernunft also einen Zustand unvergleichlicher Überlegenheit gegenüber der Gegenwart oder gar der Vergangenheit eingewandt, bevor die Sünde eintrat und das Werk Gottes auf der Erde verdarb. Vergeblich verschmähte sie die Wiedervereinigung von Seele und Leib, als ob sie eine hoffnungslose Gefangenschaft, ein Zurückgehen und nicht Vorwärtsgehen und eine ewige Erniedrigung für den Geist nach seiner Befreiung sein müsse. Der auferstandene Christus ist die vollkommenste mögliche Antwort, in der Gott uns schon jetzt den Menschen nach seinem Ratschluss der Herrlichkeit, der aus seiner Liebe fließt und auf seiner Gerechtigkeit gründet, durch den Glauben schauen lässt: keine Vorstellung, sondern eine Tatsache, bezeugt, wie es seit Anbeginn der Welt keine gab, an Genauigkeit und Kompetenz und Fülle wie auch an Gewissheit, wobei allein jene Zeugen ausgeschlossen sind, die mit ihrer Natur unvereinbar waren und daher eine moralische Unmöglichkeit darstellten.
Es ist unmöglich, die Apostelgeschichte zu lesen, ohne zu sehen, dass die Auferstehung Christi das alles überragende Zeugnis war, das den Menschen, ob Juden oder Heiden, vorgestellt wurde: nicht nur, dass Er für unsere Sünden gestorben ist, sondern dass Gott Ihn von den Toten auferweckt hat. Zu sagen, dass es keine Auferstehung der Toten gibt, bedeutet offensichtlich, das beiseitezuschieben (V. 12). Es ist die Einführung Christi, die jedes Denken des Menschen in göttlichen Dingen auf die Probe stellt. Die universale Botschaft, das Evangelium für jedes Geschöpf, ist, dass der Heiland von den Toten auferweckt worden ist, nachdem Er für die Sünde gelitten hat. Die Leugnung der Auferstehung leugnet nicht nur die zukünftige Hoffnung der Gläubigen, sondern die beständige Tatsache Christi, die Triebfeder der guten Botschaft Gottes. Denn es ist klar: Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden; und wenn Christus nicht auferweckt worden ist, was wird dann aus der Predigt der Apostel? Was wird aus dem Glauben der Heiligen in Korinth und überall sonst? (V. 13.14). Er hatte ihnen zuvor gesagt, dass es eine Rettung durch das Evangelium für solche gibt, die an der gepredigten Wahrheit festhielten, es sei denn, sie glaubten vergeblich (εἴκη, V. 2), in welchem Fall sie ebenso bereit wären, aufzugeben wie zu empfangen. Nun geht er weiter, und statt von ihrem subjektiven Zustand als einem leichten Empfang der Wahrheit zu sprechen, weist er darauf hin, dass, wenn Christus nicht auferweckt worden ist, wie das Evangelium erklärt, die Predigt der Apostel objektiv so vergeblich (κενόν) war wie der Glaube der Heiligen. Aber es gibt noch etwas Genaueres: „Wir werden aber auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir in Bezug auf Gott bezeugt haben, dass er den Christus auferweckt habe, den er nicht auferweckt hat, wenn wirklich Tote nicht auferweckt werden“ (V. 15).
Die Auferstehung Christi ist also lebenswichtig und grundlegend. Sie ist kein zusätzliches Vorrecht, kein Beweis ex abundanti, den man stutzen kann, ohne den Gehalt der göttlichen Gnade zu schmälern. Wenn es nicht wahr ist, sind die Fundamente weg, das Evangelium ist wertlos, Gott selbst falsch dargestellt, und die Zeugen sind Lügner. Die unermessliche Tatsache der Auferstehung war eine, die Christus nicht nur immer und immer wieder vorausgesagt hat, sondern auf die Er die Wahrheit seiner Mission und seiner Sohnschaft gegründet hat. Sie ist die Offenbarung jener Macht der Befreiung von Tod und Gericht, die die gegenwärtige Freude des Christen ist, da sie das hellste Zeugnis für die Wirksamkeit der Sühnung und das Pfand der Herrlichkeit mit Christus bei seiner Wiederkunft ist. Daher werden auch die auserwählten Zeugen, wenn es nicht wahr ist, der Lüge überführt, weil ihr Zeugnis Gott der Lüge bezichtigt, indem es Ihm die Auferweckung des Christus zuschreibt, den Er nicht auferweckt hat, wenn in der Tat keine Toten auferweckt werden.