Es ist nicht ohne Belehrung für uns, dass der Apostel inmitten von so viel zu Recht verdientem Tadel loben kann. Er liebte es, alles anzuerkennen, was er konnte. Auch darin war er sicher, wie er sagte, ein Nachahmer Christi. So wirkte die Liebe in Ihm, der nicht im Geringsten an sich selbst dachte. Das ließ Ihm die Freiheit, alles, was von Gott war, in denen, die Ihm lieb waren, ohne Vorbehalt anzuerkennen und das umso mehr, als sie selbst schwach und fehlerhaft waren. Aber der Apostel war aus demselben Grund von der Furcht befreit, dass andere ihm Eitelkeit oder Stolz unterstellen könnten, als er die Korinther aufrief, ihn nachzuahmen, wie auch er Christus nachahmte. Gewiss, als er das Heil der Menschen suchte, gab es keine Selbstgefälligkeit seinerseits, sondern ein solches Leiden, wie es nur von jemandem ertragen werden konnte, der von Gott gerichtet wurde, für die Sünden derer, die Er rettete, gemäß der schonungslosen Empörung und heiligen Rache Gottes gegen das, was Ihm über alles verhasst ist. Dies war sein Werk und sein Leiden allein; aber der Apostel schätzte es zutiefst; und eine solche Wertschätzung formt das Herz entsprechend. Die unermüdliche und ausdauernde Hingabe seines Lebens war die Frucht. Er wünschte, dass dies die Korinther charakterisieren würde, anstelle des oberflächlichen Missbrauchs von Wissen, der in der Verharmlosung des Götzendienstes Christus aus den Augen verlor und durch die List des Feindes die ihm kostbaren Gläubigen gefährdete. Das war nie die Art des Apostels gewesen, der andere liebte und sich um ihren wahren Nutzen kümmerte, damit sie gerettet werden konnten. Er konnte die Korinther bitten, ihm darin zu folgen, wie auch er Christus folgte. Doch er konnte sie auch loben.
Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner gedenkt und die Überlieferungen, wie ich sie euch überliefert habe, festhaltet (11,2).
Überlieferung (oder Tradition) wird in der Schrift nicht nur für die hinzugefügten Grundsätze von Menschen verwendet, wie in Matthäus 15, sondern für das, was die Apostel den Gläubigen zuerst mündlich, dann in inspirierten Schriften vorschrieb, wie auch auf beide Arten, während der Kanon anwuchs und noch nicht vollständig war (vgl. auch Röm 6,17; 2Thes 2,15).