Behandelter Abschnitt 1Kor 10,19-22
Was sage ich nun? Dass ein Götzenopfer etwas sei, oder dass ein Götzenbild etwas sei? Sondern dass das, was [die Nationen] opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen. Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht des Herrn Tisches teilhaftig sein und des Dämonen-Tisches. Oder reizen wir den Herrn zur Eifersucht? Sind wir etwa stärker als er? (10,19–22).
Von Opfergaben zu essen war damals offensichtlich keine leichte Angelegenheit. Wie der Jude, der aß, in Gemeinschaft mit dem Altar war, so hatte der, der an dem teilhatte, was einem Götzen geopfert wurde, Gemeinschaft mit dem Götzen. Das ist seine wahre Bedeutung. Steht das im Widerspruch zu der früheren Argumentation des Apostels wie der alten Propheten, dass der Götze eine bloße Nichtigkeit war? Ganz und gar nicht. Aber wenn solche Produkte der menschlichen Vorstellung keine Existenz haben und ihre Bilder weder sehen noch hören, sind die Dämonen sehr real und bedienen sich der Phantasie des Menschen oder seiner Ängste und nehmen die Götzenopfer für sich in Anspruch. Die Nichtigkeit der Götzen ist daher kein Grund, an den ihnen geopferten Speisen teilzunehmen; denn das, was die Nationen opfern, opfern sie den Dämonen und nicht Gott (siehe 5Mo 32,17; Ps 95,6). Die Götzen und ihre Opfer mögen völlig machtlos sein; aber Dämonen, die sich dahinter verbergen, können und schließen dadurch den wahren Gott von den Personen aus und reißen die Ihm allein gebührende Huldigung an sich. Das ist die Wirkung der heidnischen Anbetung, nicht die Absicht der Anbeter oder derer, die an ihren Opfern teilnehmen. Sie hatten ebenso wenig die Absicht, Dämonen (oder gefallene und böse Geister) zu verehren, wie die Unbekehrten jetzt meinen, dem Satan zu dienen. Aber sie taten und tun es trotzdem. Die Wahrheit rückt die Dinge in ihr wahres Licht, die der Verstand, die Phantasie oder die Gleichgültigkeit des Menschen in den Schatten stellt.
Die Korinther liebten die Bequemlichkeit und versuchten, dem Kreuz zu entgehen. Warum sich über Kleinigkeiten aufregen, könnten sie argumentieren. Der Götze ist nichts, noch seine Opfer, noch sein Tempel. Wie unklug also, sich umsonst zu kränken! Gemeinschaft mit Dämonen, antwortet der Apostel, ist die Folge. Wer dort isst und trinkt, wo der Segen des Herrn nicht ist, nimmt am Fluch des Dämons teil. Wir werden im nächsten Kapitel sehen, was es bedeutet, unwürdig das Abendmahl zu essen und zu trinken. Hier ist es der eigentliche Charakter des Übels, wenn man an Dingen teilhat, die den Götzen geopfert wurden, was die eitlen Korinther aufgrund ihres überlegenen Wissens aus freien Stücken zu tun sich anmaßten. Aber niemand kann Gemeinschaft mit dem Herrn und mit Dämonen haben: Wenn er mit Dämonen in Berührung kommt, hat er dann nicht praktisch den Herrn verlassen? Sie mögen den christlichen Bekenner gern haben und ihm schaden; dem Götzendiener verweigert der Herr seine Gemeinschaft. Wenn die Gemeinschaft inklusiv ist, ist sie exklusiv. „Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich“, sagte Er selbst; „und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut“ (Mt 12,30). „Oder reizen wir den Herrn zur Eifersucht? Sind wir etwa stärker als er?“ (V. 22). Die Liebe kann nicht anders, als eifersüchtig auf ungewisse Zuneigung zu sein; sie wäre nicht Liebe, wenn sie sich nicht über Untreue traurig würde. Und ist Er so machtlos, dass wir Ihn ungestraft verachten können? Sind wir stärker als Er? Sind wir dem Untergang geweiht?
So hatte der Apostel die Gefahr des Götzendienstes aufgezeigt, und zwar nicht nur durch die Heiden in ihrer gewohnheitsmäßigen Anbetung von Götzen, sondern auch durch das Volk selbst, das der Herr als sein Zeuge dagegen abgesondert hatte. Er hatte auch bewiesen, dass die Teilnahme an Opferfesten in einem heidnischen Tempel nicht weniger götzendienerisch ist, denn wenn der Götze auch nichts ist, so sind die Dämonen als Feinde Gottes und der Menschen sehr ernstzu nehmen. Das Fleisch mag harmlos erscheinen, aber es so zu essen, bedeutet, mit den Dämonen hinter dem Götzenbild Gemeinschaft zu haben und so die Gemeinschaft mit Christus zu leugnen. Denn man kann nicht beides haben: Christentum, Judentum und Heidentum schließen einander aus. Der Herr muss eine solche Untreue der Seinen spüren und richten; seine Liebe und Ehre kann nicht an einer faktischen Abkehr vorübergehen.