Behandelter Abschnitt 1Kor 6,12-20
Der Apostel wendet sich danach den fleischlichen Missbräuchen zu: Zuerst in Bezug auf die Speisen, zweitens und schwerwiegender in Bezug auf die Unzucht. Er hatte gezeigt, dass, was auch immer die Gnade Gottes in der Berufung der Lasterhaftesten ist, alle solche nach einer heiligen Art gerettet werden. Dies veranschaulicht er nun an zwei Beispielen, in denen einige sich auf die Freiheit berufen, die praktische Reinheit zu leugnen. Davon will er nichts hören. Er will die Freiheit kein bisschen schmälern, aber er behauptet, dass ihr Charakter christlich ist, wie alle unsere anderen Vorrechte auch. Was nicht von Christus ist, ist sie Sünde. So ist es mit allem, dessen wir uns rühmen: Leben, Gerechtigkeit, Frieden und Herrlichkeit. Darin unterscheidet sich die Freiheit nicht von den anderen. Welcher Christ könnte sich irgendetwas davon im oder für das Fleisch wünschen? Es hieße, den zweiten Menschen für den ersten aufzugeben: sich die Freiheit für die Sünde zu wünschen, beweist einen völligen Mangel an Liebe und Ehre für den Heiland.
Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von keinem beherrschen lassen. Die Speisen für den Bauch, und der Bauch für die Speisen; Gott aber wird sowohl diesen als auch jene zunichtemachen. Der Leib aber nicht für die Hurerei, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib. Gott aber hat sowohl den Herrn auferweckt, als er auch uns auferwecken wird durch seine Macht. Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Soll ich denn die Glieder Christi nehmen und zu Gliedern einer Hure machen? Das sei ferne! Oder wisst ihr nicht, dass der, welcher der Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist? „Denn es werden“, spricht er, „die zwei ein Fleisch sein.“ Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm. Flieht die Hurerei! Jede Sünde, die ein Mensch begehen mag, ist außerhalb des Leibes; wer aber hurt, sündigt gegen seinen eigenen. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib (6,12–20).
Wenn dem Christen alles erlaubt ist, so ist gewiss nicht alles von Nutzen. Wie Christus nie das getan hat, was nutzlos ist, so soll es auch nicht der Christ tun. Er ist frei, aber nur Christus gemäß zum Guten, und das in Liebe, zum Wohl der anderen. Aber es gibt noch einen anderen Schutz: Wenn dem Christen alles erlaubt ist, weigert er sich, sich unter irgendeine Macht zu stellen; wäre es nicht so, wäre es Knechtschaft, nicht Freiheit. So muss die Rücksicht auf das Wohl der anderen aufrechterhalten werden, wie auch die Freiheit selbst unversehrt bleibt. Der Christ ist dazu berufen, anderen zu dienen, niemals Sklave einer Gewohnheit zu sein, weder im Großen noch im Kleinen.
Die erste Anwendung des Apostels bezieht sich auf das Fleisch, das er in so knappen, verächtlichen Worten behandelt, dass die Frage für jeden gottesfürchtigen Menschen entschieden ist. Er weist dann auf eine ebenso zwingende wie überraschende Ähnlichkeit hin, die jedoch nicht weniger wahr ist: Sie passen zueinander, und beide gehen unter Gottes Behandlung zugrunde. Sie sind nur vorübergehend. Es war umso auffälliger, als es durch einen Juden zu denen kam, die Heiden waren; und alle wissen, welchen Platz das Fleisch im Judentum hatte. Aber das Christentum führt das Licht Gottes und der Zukunft zu unserer gegenwärtigen Führung ein, wie wir im zweiten Fall noch ausführlicher sehen. Denn der Leib ist „aber nicht für die Hurerei, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib“ (V. 13). Wenn der Bauch zu seinem wahren und vergänglichen Gebrauch herabgesetzt wird, wird der Leib zu einem Platz erhoben, von dem die Philosophie nichts wusste. Wie er nicht für unheilige oder ausschweifende Genüsse geschaffen wurde, so ist er für den Herrn, und der Herr ist für ihn.
Niemals wurde die Ehre des Leibes in ihr wahres Licht gestellt, bis
Christus kam und sie nicht nur in seiner eigenen Person als Mensch
bewies, sondern auch in der unseren als solche, die durch sein Blut
erlöst sind und in denen der Heilige Geist wohnt (vgl.
Es ist nicht nur so, dass unser Geist zum Herrn in den Himmel gehen wird; unsere Leiber werden auferweckt werden wie sein Leib, und zwar bei seinem Kommen, so wie viele Leiber der Gläubigen, die entschlafen waren, nach seiner Auferstehung aufstanden und aus ihren Gräbern kamen (Mt 27,52.53). Denn wenn der Tod die Schwachheit des Menschen zeigt, so zeigt die Auferstehung die Macht Gottes. Die eigentliche geistliche Auswirkung davon ist immens. Nicht unsere Seelen, sondern unsere Leiber werden zu Gliedern Christi erklärt. Die, die sich nur auf die Seele berufen, mögen einen höheren Anspruch erheben. Doch das ist weder in der Praxis noch in der Theorie wirklich so. Im Gegenteil, die Unsterblichkeit der Seele wird leicht zum Stolz des Menschen verdreht; nicht so die Auferstehung, die nicht nur Gott erhöht und den Menschen klein macht, sondern auch von gegenwärtiger Bequemlichkeit und Nachsicht befreit, wo sie im Glauben festgehalten wird. Dazu ist der Heilige Geist das Unterpfand (vgl. Eph 1,14), das uns mit dem Herrn verbindet und unsere Leiber zu Gliedern Christi macht. Daher der schlimme Zustand der Unzucht (V. 15.16). Wie widersprüchlich ist die Unreinheit, sich mit einer Hure zu einer solchen Intimität einzulassen, ja sich zu vereinen! Es war umso notwendiger, dies einer Stadt einzuschärfen, die mehr als jede andere für diese Art von Freizügigkeit bekannt war, abgesehen von der allgemeinen Tatsache, dass die Heiden im Allgemeinen Unzucht als eine unbedeutende Handlung wie Essen betrachteten und nicht als eine Sünde an sich. „,Denn es werden‘, spricht er, ,die zwei ein Fleisch sein.‘ Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm“ (V. 16.17).
Aber ihre Unvereinbarkeit mit unserer Beziehung zu Christus ist nicht alles, worauf der Apostel besteht. Die Unzucht möchte er ernsthaft vermeiden, wegen ihres besonderen Charakters, der sich von jeder anderen Sünde dadurch unterscheidet, dass sie sich gegen den Leib selbst richtet, während andere sich äußerlich gegen ihn richten. Wie schrecklich ist es dann, wenn man nicht nur an den Leib denkt, der so missbraucht wird, sondern an den Leib des Christen, der der Tempel des Heiligen Geistes ist, und zwar nicht durch irgendeine bloße Weihe an Ihn, sondern durch sein Wohnen in uns, und dies von Gott, aufgrund des Erwerbs durch das Blut Christi. Daher der Aufruf des Apostels, Gott in ihrem Leib zu verherrlichen.
Nur aufgrund des Werkes Christi konnte der Heilige Geist uns also gegeben werden und in uns wohnen. Er gab den Gläubigen Leben, bevor Christus sein Blut vergoss, aber Er versiegelte sie erst danach. Jesus, der Heilige Gottes, ist das einzige Beispiel eines Menschen, der ohne Blut versiegelt wurde. Aber Er ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Adam war es nicht, denn obwohl er unschuldig war, war er nicht heilig, und es wird auch nicht behauptet, dass er es jemals war; der zweite Mensch war es, und nur Er, abgesehen von der Erlösung; und deshalb wurde Er von Gott, dem Vater, versiegelt (Joh 6,27), kraft und zum Zeugnis seiner inneren Vollkommenheit. Wenn wir versiegelt werden und es sind, dann nur aufgrund der Vervollkommnung durch seine eine Hingabe als Opfer, und deshalb werden wir ermahnt, den Heiligen Geist Gottes nicht zu betrüben, durch den wir versiegelt sind auf den Tag der Erlösung unseres Leibes. Der Geist, der uns gegeben wird, ist der Ausdruck der Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen ist; Er ist auch der Maßstab, an dem wir unser Verhalten prüfen müssen, und die Kraft, Christus richtig zu genießen und darzustellen. Erkauft also, so dass wir nicht uns selbst gehören, sondern das Eigentum Gottes sind. So sind wir daher dazu berufen, Gott in unserem Leib zu verherrlichen. Es ist eine wunderbare Tatsache, durch göttliche Autorität bestätigt, dass solche wie wir aus Gnade Gott verherrlichen können und sollen!
Dies sind also die Beweggründe für uns. Wir sind mit einem Preis erkauft und haben den Heiligen Geist, der in uns wohnt. „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden“ (V. 19.20). Das unterstreicht die Gegenwart des Geistes in uns, wenn uns gesagt wird, dass wir Ihn von Gott haben. Es könnte natürlich nicht anders sein; aber es so gesagt zu bekommen, ist wertvoll und ernst. Gott möchte, dass wir uns daran erinnern und empfinden, dass es von Ihm ist, dass wir den Geist so bekommen haben.
Doch lasst uns nicht vergessen, dass es unser Leib ist, in dem wir Gott verherrlichen sollen. Manch einer betrügt sich selbst mit dem Gedanken, dass es ihm im Geist gut geht, obwohl er nicht zu sagen wagt, dass er seinen Leib zügelt und ihn in Unterordnung bringt. Der Christ ist verpflichtet, Gott in seinem Leib zu verherrlichen.
So können wir bei der Priesterweihe unter dem Gesetz sehen (3Mo 8), dass die Waschung mit Wasser dem Aufbringen des Blutes vorausging und die Salbung mit Öl die Sache abschloss. Es ist genau dieselbe Reihenfolge, die hier zu erkennen ist und die auch für den Christen gilt. Von früher her erfolgten die Pflichten des priesterlichen Amtes nach den Anweisungen des Herrn; wie wir sehen, wird der Christ hier ermahnt, Gott zu verherrlichen. Welch ein Anspruch! Wie sehr schätzt Gott die Gesinnung, die Wege, die Gemeinschaft und das Verhalten des Christen! Wie sehr sinkt der Maßstab, wenn wir wie die Korinther vergessen, dass wir nicht mehr Menschen sind, die danach streben, mit Anstand in der Welt zu leben, sondern dass unser Leib der Tempel des Heiligen Geistes und wir selbst durch das Blut Christi erkauft sind, und dass wir ein solches Ziel vor Augen haben, Gott zu verherrlichen! Der Unglaube der Gläubigen ist die Freude des Widersachers und das traurigste Hindernis für seine Herrlichkeit in und durch uns. Er ist die fruchtbare Quelle jedes Versagens und der schwersten Sünden bei den Gläubigen. Sie ist der größte Stolperstein für jeden ernsthaften Menschen in der Welt. Sie macht die Verherrlichung Gottes unmöglich. Mögen wir also befähigt werden, den einfachsten Dingen im Glauben täglich angemessen zu begegnen, die wir mit den reichsten und höchsten Erweisungen der Gnade Gottes in der Erlösung Christi und der Gabe des Geistes vertraut sind!