Behandelter Abschnitt 1Kor 6,2-4
Hier aber begründet der Apostel seinen Tadel mit einem Abweichen, das Gericht bei denen aufzusuchen, die wir bei der Ankunft Christi richten werden.
Oder wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Und wenn durch euch die Welt gerichtet wird, seid ihr unwürdig, über die geringsten Dinge zu richten? Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden, geschweige denn Dinge dieses Lebens? Wenn ihr nun über Dinge dieses Lebens zu richten habt, so setzt diese dazu ein, die gering geachtet sind in der Versammlung? (6,2–4).
Der Apostel lässt also das Licht des kommenden Tages auf die gegenwärtigen Dinge scheinen. Das finden wir deutlich in Vers 8, falls jemand Vers 2 in Frage stellen könnte. Vergeblich sind die Bemühungen der Alten (Chrysostomus, Theodore von Mopsuestia, Theodoret usw.), es moralisch zu sehen, oder der Modernen (Mosheim, Rosenmüller usw.), es politisch und weltlich zu sehen. Das zukünftige Gericht der Lebenden im Reich unseres Herrn ist eine Realität, die jetzt auf den Apostel einwirkt. Er benutzt es, um das Verhalten jenes Tages zu beurteilen. Wie kann es eine lebendige Wahrheit sein, wenn es nicht so wirkt? Sogar die Korinther zweifelten nicht an der Tatsache, was die Zukunft betrifft; aber wie alle ungeistlichen Menschen hatten sie es jetzt unbeachtet gelassen, wo sie sich daran hätten erinnern müssen.
Es ist jedoch offensichtlich, dass „jener Tag“ eine Wahrheit war, die den Gläubigen so vertraut war und von allen Seiten zugegeben wurde, dass Paulus damit unzweifelhaft argumentieren konnte. Die Gläubigen haben jetzt das gleiche Leben und den gleichen Geist; sie haben auch das Wort Gottes. Wie ungeheuerlich ist es also, die Herrlichkeit mit Christus, zu der die Gnade sie beruft, zu ignorieren und in die Wege der Menschen zurückzufallen! Für den Glauben war es die gröbste Ungereimtheit; denn wenn die Welt von den Gläubigen gerichtet wird, sind sie dann jetzt „unwürdig, über die geringsten Dinge zu richten?“ Das waren und sind die Fragen, mit denen die Menschen gewöhnlich vor Gericht gehen. Auch ist es nicht nur die Welt, sondern auch andere Wesen, die die Gläubigen richten werden: „Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden, geschwiege denn Dinge dieses Lebens“ (V. 2).
Das zukünftige Gericht über die Welt und über die Engel ist den Christen im Allgemeinen nicht bekannt. Sie glauben an das Gericht der Toten, nicht an das der Lebenden; und daher ist der Grund des Aufrufs des Apostels für sie nicht mehr vorhanden. Schriftstellen wie diese werden für ihr Verständnis unwirklich. So weit sind sie praktisch ungläubig; und notwendigerweise ist ihre Praxis in dieser Hinsicht weltlich. Leider ist das nur ein Beispiel, keine Ausnahme. Die schweren Zeiten der letzten Tage sind gekommen, in denen die Menschen selbst- und geldliebend sind, prahlerisch und hochmütig, Lästerer und den Eltern ungehorsam, eher vergnügungssüchtig als gottesfürchtig, die eine Form der Gottseligkeit haben, aber ihre Kraft verleugnen. Und uns wird befohlen, sich von diesen wegzuwenden. Die Schrift ist das große Hilfsmittel; und das, ohne das Verhalten des Apostels, die Absicht, den Glauben, die Geduld, die Liebe, das Ausharren, die Verfolgung, das Leiden und die Gewissheit zu vergessen, dass alle, die gottselig in Christus leben wollen, verfolgt werden, während die bösen Menschen und Betrüger immer schlimmer werden und verführen und verführt werden. Es kommt die Zeit, da die Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, denen es in den Ohren kitzelt und die sich von der Wahrheit so entschieden abwenden, wie sie sich zu Fabeln hingewandt haben. Was gibt es für eine bösartigere Täuschung wie ein Friedensreich, das durch das Zeugnis und die Arbeit der Versammlung herbeigeführt werden soll? Es wird wirklich dem göttlichen Gericht folgen, wenn der Herr selbst kommt, der, nachdem Er es ausgeführt hat, den Geist erneut über alles Fleisch ausgießen wird, wenn sie das Heil Gottes sehen.
Die Korinther waren nicht so weit gegangen wie die Christen unserer Tage. Sie wussten sehr wohl, dass die Gläubigen die Welt richten werden; nur die Selbstsucht hatte ihre Erinnerung daran abgestumpft. Der Geist Gottes erinnert sie nun an die Wahrheit und appelliert an ihre Gesinnung wegen der offensichtlichen Unvereinbarkeit, dass die, die die Welt im größten Maßstab richten werden, sich selbst tatsächlich der kleinsten Urteile für unwürdig hielten. Solche waren zweifellos diejenigen, die damals vor den Brüdern in Korinth stehen konnten, während sie dereinst, wenn sie verherrlicht sind, die schwersten halten werden. Der Apostel macht die Ungereimtheit noch deutlicher spürbar, indem er die Welt als die „Ungerechten“ bezeichnet und sie selbst als „die Heiligen“ – ja, indem er sie daran erinnert, dass wir Engel richten werden. Sicherlich sollten dann die Dinge, die dieses Leben zwischen Brüdern betreffen, nicht fortgesetzt werden! Wo waren ihr Glaube und ihre Liebe? Wo ihre Hoffnung?
Einige Ausleger verstehen, wie wir wissen, Vers 4 als Frage, andere als sarkastisch. Für Ersteres scheint es keinen besonderen Grund zu geben: Angelegenheiten dieses Lebens erfordern nicht mehr als gesunden Menschenverstand und Ehrlichkeit; und sicherlich würde der Besitz dieser Eigenschaften keinen Anspruch auf Ehre in der Versammlung begründen. Brüder könnten beides haben und dort wenig geachtet werden, wo allein die Gnade und Macht Christi einen solchen Anspruch begründet. Die Entscheidung über diese Dinge verlangte in keiner Weise hohe Geistlichkeit. In der Tat sagt der Apostel: