Behandelter Abschnitt 1Kor 5,3-5
Der Apostel spricht sehr ernst, als jemand, der mit der Gegenwart Gottes vertraut ist, und nicht wie jene, deren Selbstwertgefühl oder Eitelkeit sie zum Bösen in der Versammlung verleitet. Es war die Kraft Gottes, in der er gehandelt hätte, wenn er anwesend gewesen wäre.
Denn ich, zwar dem Leib nach abwesend, aber im Geist anwesend, habe schon als anwesend geurteilt, den, der dieses so verübt hat, im Namen unseres Herrn Jesus [Christus] (wenn ihr und mein Geist mit der Kraft unseres Herrn Jesus versammelt seid) einen solchen dem Satan zu überliefern zum Verderben des Fleisches, damit der Geist errettet werde am Tag des Herrn [Jesus] (5,3–5).
Es fiel durchaus in die Zuständigkeit des Apostels, der Versammlung in einer solchen Notlage zu helfen, wie es ja auch zu allen Zeiten seine Freude war. Denn ein Apostel regelte und leitete, und darin unterschied er sich von solchen, die Propheten waren, ohne dass sie Apostel waren. Aber hier war die Versammlung in Korinth, seine eigenen Kinder im Glauben, in die gröbste Schändung des Namens des Herrn verstrickt und dabei aufgeblasen, anstatt zu trauern, damit der Übeltäter aus ihrer Mitte entfernt würde. Er fährt daher fort, das einzige Urteil auszusprechen, das für einen solchen Fall zutrifft: „Denn ich, zwar dem Leib nach abwesend, aber im Geist anwesend, habe schon als anwesend geurteilt, den, der dieses so verübt hat“ (V. 3).
Die besten Autoritäten geben den Sinn so wieder. „Als“ kommt herein, um das zweite „anwesend“ zu modifizieren, nicht das erste, das durch „im Geist“ im Gegensatz zu „dem Leib nach abwesend“ ausreichend qualifiziert ist. Im zweiten Fall ist genau das Gegenteil gemeint, und „als“ ist unabdingbar (denn er meint, als ob er tatsächlich da wäre), während es im ersten Fall unpassend wäre. Er zeigt dann die Autorität und die Art und Weise des Umgangs mit der Person: „im Namen unseres Herrn Jesus [Christus] (wenn ihr und mein Geist, mit der Kraft unseres Herrn Jesus versammelt seid), einen solchen dem Satan zu überliefern zum Verderben des Fleisches, damit der Geist errettet werde am Tag des Herrn [Jesus]“ (V. 4.5).
Dies ist, besonders seit Calvin, mit Exkommunikation verwechselt worden. Aber das Ausliefern an Satan ist hier eine Macht, die mit der Versammlung verbunden ist, so wie die Verleihung einer Gabe in 1. Timotheus 4,14 mit der Handauflegung der Ältestenschaft verbunden ist. In beiden Fällen hängt das Ergebnis von der apostolischen Macht ab. Aber das Fehlen dieser entkräftet in keiner Weise die Pflicht, den schuldigen Bekenner hinauszutun, wie in Vers 13 deutlich dargelegt wird.
Unser Herr hatte in der Tat selbst das Prinzip in Matthäus 18 dargelegt und für seine Beachtung in den schlimmsten Zeiten gesorgt. Er hatte die Versammlung als letztes Mittel eingesetzt, sogar für einen Fall, der mit einer individuellen Übertretung begann; denn ich zweifle nicht, trotz der Auslassung von εἰς δέ, „gegen dich“, in Vers 15 (nach der Sinai- und der vatikanischen Handschrift, unterstützt von drei Kursiven und so weiter), dass sie echt sind, da sie sich auf die umfassendste antike Autorität stützen und genau in den Zusammenhang passen, der durch die Auslassung in Verlegenheit gebracht wird – eine Auslassung, die leicht durch die Ähnlichkeit ihres Klanges im Mund eines Griechen mit den letzten beiden Silben des vorhergehenden Wortes erklärt werden kann. Wenn die Sache dann der Versammlung gesagt würde und der Übeltäter sie nicht beherzigen würde, „sei er dir wie der Heide und der Zöllner“ (Mt 18,17). Aber der Herr gibt das, was allgemein und dauerhaft ist: „Wahrlich, ich sage euch: Was irgend ihr auf der Erde binden werdet, wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf der Erde lösen werdet, wird im Himmel gelöst sein“ (V. 18). Dies geht über die Vollstreckung oder Beseitigung eines Urteils über das Böse hinaus und bezieht sich auf die allgemeinere Autorität der Versammlung als für Christus Handelnde. Im Anschluss daran zeigt Er die Wirksamkeit ihres vereinten Gebets, selbst wenn nur zwei im Bitten übereinstimmen: „Wahrlich, wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden über irgendeine Sache, welche sie auch erbitten mögen, so wird sie ihnen zuteilwerden von meinem Vater, der in den Himmeln ist“ (V. 19), und dies auf einer Grundlage, die nicht nur eine Versammlung zur gerichtlichen Entscheidung oder zum Gebet einschließt, sondern jede Zusammenkunft der Versammlung als solche: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin in ihrer Mitte“ (V. 20). Denn die Autorität der Versammlung oder die Gültigkeit ihres Handelns in diesen Angelegenheiten der Praxis und des Verhaltens hängt in keiner Weise von ihrer Zahl oder dem Gewicht der Personen ab, aus denen sie besteht, sondern von Christus, der seine Gegenwart zusagt, wo nur zwei oder drei zu seinem Namen versammelt sind.
Dies wird vom Apostel in Vers 4 deutlich hervorgehoben. Hätte Satan versucht, die Korinther dem Paulus zu entfremden, so schließt er sich wenigstens im Geist mit ihnen zusammen, da sie in der Kraft unseres Herrn Jesus in seinem Namen versammelt sind, um den inzestuösen Korinther dem Satan zu übergeben. Wenn dem Fleisch schamlos gefrönt wurde, muss es unter der Hand des Widersachers zermürbt und zerbrochen werden, aber am Ende auf jeden Fall zum Guten: „damit der Geist errettet werde am Tag des Herrn Jesus“ (V. 5). In der Tat, wie der zweite Brief zeigt, war die Züchtigung für ihn auch in dieser Welt gesegnet; aber das angegebene Ende kann für alle aus Gott Geborenen nicht ausbleiben, was auch immer die Hindernisse hier sein mögen, oder die besondere Form des Umgangs Gottes mit der Person. Denn es gibt Sünde zum Tod, und in einem solchen Fall wäre es ein Irrtum, von Gott etwas zu erbitten (1Joh 5,16). Im vorliegenden Fall war es nicht so; so schrecklich die Sünde auch war: und der Mann schlief nicht nur nicht ein, sondern wurde in die tiefste Erniedrigung und Trauer gebracht, und der Apostel rief die Gläubigen zur Vergebung auf, was sie zweifellos taten.