Behandelter Abschnitt Röm 15,22-29
Deshalb bin ich auch oftmals verhindert worden, zu euch zu kommen. Jetzt aber, da ich keinen Raum mehr habe in diesen Gegenden, seit vielen Jahren aber großes Verlangen, zu euch zu kommen, wenn ich nach Spanien reise –; denn ich hoffe, euch auf der Durchreise zu sehen und von euch dorthin geleitet zu werden, wenn ich mich zuvor ein wenig an euch erquickt habe. Jetzt aber reise ich nach Jerusalem im Dienst für die Heiligen. Denn es hat Mazedonien und Achaja wohlgefallen, einen gewissen Beitrag zu leisten für die Bedürftigen unter den Heiligen, die in Jerusalem sind. Es hat ihnen nämlich wohlgefallen, auch sind sie ihre Schuldner. Denn wenn die Nationen ihrer geistlichen Güter teilhaftig geworden sind, so sind sie schuldig, ihnen auch in den leiblichen zu dienen. Wenn ich dies nun vollbracht und ihnen diese Frucht versiegelt habe, so will ich über euch nach Spanien abreisen. Ich weiß aber, dass ich, wenn ich zu euch komme, in der Fülle des Segens Christi kommen werde (15,22–29).
Es gibt eine Zeit für alle und einen Ort für jeden, über den der Herr allein absoluter Richter ist; doch Er versäumt es nicht, seinen Dienern das bewusst zu machen: nach dem Maß ihres geistlichen Empfindens werden sie es verstehen. Da das Ziel, das der Meister durch den Apostel im Auge hatte, nun erreicht war, hatte er keinen Platz mehr im Osten; und die alte Sehnsucht, die Gläubigen in Rom zu besuchen, woran er oft gehindert worden war, kam wieder auf, als er beabsichtigte, nach Spanien weiterzureisen. Denn, wie man sehen wird, war Spanien, nicht Rom, der Ort, den er anstrebte, zweifellos nach dem Maß des Wirkungskreises, den Gott ihm zuwies. Sein Auge war auf die jenseitigen Gegenden gerichtet, aber er hoffte, auf dem Weg die Gläubigen in Rom zu sehen und von ihnen dorthin geleitet zu werden, „wenn ich mich zuvor ein wenig an euch erquickt habe“ (V. 24), denn er will nicht zulassen, dass irgendeine Zeit seine Liebe zu ihnen oder den Genuss des Gesprächs mit ihnen erschöpfen könnte: Daher sagt er, wenn ich mich zum Teil „an euch erquickt habe“. In der Zwischenzeit war er mit einer Aufgabe der Barmherzigkeit für die Armen der Gläubigen in Jerusalem beschäftigt. Die Gläubigen in Mazedonien und Achaja (damals die beiden Provinzen, in die die Römer Griechenland lange zuvor politisch aufgeteilt hatten) hatten Mittel gespendet, um ihren Brüdern zu helfen; und das behandelt der Apostel eher als eine Schuld der Liebe, als ihre einfachen Freigebigkeit.
Wenn die Nationen an den geistlichen Vorrechten der Juden teilhatten, sollten sie dann nicht auch an ihre armen Gläubigen in materiellen Dingen denken? Sie waren erfreut, wiederholt er, aber sie sind ihre Schuldner. Die Gnade bittet mächtig, denn sie sieht mit einfältigem Auge und wünscht die Erwiderung der Liebe, die das Herz in allem, was von Gott ist, übt und eint. Das Geringste wie das Größte bietet das Material dazu. Und wer den Dienst eines Diakons nicht für geringer hält als den eines Apostels, der wurde inspiriert, über alles zu unserer Erbauung zu schreiben, in der Gewissheit, dass Christus den Gläubigen in Rom eine Fülle von Segen bringen wird, wenn er kommt.