So gibt es meines Erachtens einen ähnlich raschen Übergang in Jesaja 65,1.2, von dem der Apostel etwas später in eben dieser Argumentation Gebrauch macht und uns göttliche Gewissheit gibt, dass, wie Vers 1 sich auf die Berufung der Heiden bezieht, so geht Vers 2 noch weiter als die erste Hälfte von Hosea 2,1, denn er deutet die Verwerfung Israels an. Der vom Geist geleitete Apostel war mitfühlend im Blick auf seine Brüder nach dem Fleisch und wollte ihnen eine so ungenießbare Wahrheit noch nicht vorsetzen. All das, was er hier aus Hosea beweist, ist, dass, so wie das Verderben Israels den Ruf der Gnade im Evangelium an die Juden trotz ihres schrecklichen Zustandes nicht ausschließt, sondern vielmehr Anlass dazu gibt, so lässt derselbe Prophet in bemerkenswerter Weise Raum für die Heiden, um auf einer Grundlage einzutreten, die Israel noch über alle Maßen und über die Anzahl segnen wird.
Und es wird geschehen, an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk, dort werden sie Söhne des lebendigen Gottes genannt werden (9,26).
Ich sehe keinen Grund mehr, daran zu zweifeln, dass die Heiden in diesem bemerkenswerten Abschnitt nicht durch Anwendung, sondern direkt und primär gemeint waren, als im ersten Vers von Jesaja 65. Derselbe Apostel, der die Anwendung von zwei Versen aus Jesaja in Römer 10 rechtfertigt, rechtfertigt auch die Anwendung von zwei Versen aus Hosea in Römer 9. Die Berufung von Juden und Heiden bezeugt er in dort; das Hinzukommen der Heiden und die Rebellion Israels beweist er in Kapitel 9.
Es gibt also überhaupt keinen Grund für die Vorstellung, dass der inspirierte Paulus dem Propheten Gewalt antut, indem er auf die Heiden anwendet, was über die Juden geschrieben wurde; oder dass das Prinzip, nach dem er zitiert, nur das der Ähnlichkeit ist, statt der direkten göttlichen Autorität. Noch weniger ist es wahr, dass Gott den Boden, auf den Er Israel gestellt hat, so leicht macht, dass er die Theorie zulässt, dass die Nationen vor dem Ruf Israels jemals in einer ähnlichen Position gewesen wären, oder dass Israel sie unwiderruflich verloren hat, um die Heiden hineinzulassen und so alle für die Zukunft auf einer gemeinsamen Ebene zu verschmelzen. Nicht so: Die Nationen standen nicht im Glauben, sondern sind hochmütig geworden und werden sicher wegen Unglaubens aus dem Ölbaum ausgebrochen werden, in den sie jetzt eingepfropft sind; und ebenso sicher werden die Juden, die nicht im Unglauben verharren, sondern wahrhaftig Buße tun und den preisen, der im Namen des Herrn kommt, in souveräner Gnade wieder in ihren eigenen Ölbaum eingepfropft werden.
Dies wird nicht unter dem Evangelium sein. Denn was das Evangelium betrifft, so sind sie Feinde um unseretwillen, eifersüchtig darauf, dass wir inzwischen die Wahrheit empfangen, und hassen die Gnade, die die Schlechtesten durch den rettet, den sie verstoßen haben: „hinsichtlich der Auswahl aber Geliebte, um der Väter willen (Röm 11,28), wie es sich an jenem Tag zeigen wird, wenn es nicht mehr wie jetzt der Ruf wahlloser Güte sein wird, der alle irdischen Unterscheidungen außer Acht lässt und sich mit Christus im Himmel vereint, sondern die Erfüllung der herrlichen Absichten Gottes für die Welt, nach denen das Israel jenes Tages, bekehrt und wiederhergestellt in seinem Land, das innigste und gelehrteste und wichtigste Werkzeug hier auf der Erde für die allgemeine Glückseligkeit des Menschengeschlechts und der Erde sein wird. Wie die Erwählung Israels war, bevor das Evangelium ausgesandt wurde, so wird sie sein, nachdem das Evangelium sein himmlisches Werk vollendet haben wird. Dann werden die Absichten Gottes für Israel, die unter dem ersten Bund vereitelt wurden, unter dem Messias und dem neuen Bund wirksam werden und für immer bestehen.
In der Zwischenzeit, wenn einige aus Israel gesegnet sind, ist es aufgrund des Prinzips, dass Gott sie berufen hat, obwohl das Volk Lo-Ammi ist, und ihnen gibt, jetzt vorwegnehmend Barmherzigkeit zu erlangen, wie es der Überrest an einem anderen Tag am Ende dieses Zeitalters tun wird. Aber die Barmherzigkeit ist jetzt, wie wir von allen Menschen am besten wissen sollten, nicht auf sie beschränkt, sondern hat auch Menschen aus den Heiden gerufen. So waren die beiden Zitate aus Hosea jeweils gleichermaßen erforderlich; und nur das Letztere der beiden wurde von Paulus als Apostel der Heiden verwendet, der in der Tat an die Gläubigen in Rom schrieb, die sogar noch zahlreicher heidnisch als jüdisch waren. Daher der Grund und die schöne Angemessenheit, dass wir den letzten Teil von Hosea 2,1 nicht im Petrusbrief, sondern im Brief des Paulus finden.