Ist es möglich, dass ein Mensch so spricht? Es ist gleichermaßen pietätlos und unheilig. Wie diese Anfechtung, warum Gott (dessen Vorsatz so fest, unnachgiebig und sicher in der Erfüllung ist) überhaupt noch Fehler finden sollte, die moralische Regierung auslöscht und den Unterschied von Gut und Böse leugnet, so geht die Kühnheit, die gegen Gott streitet und praktisch sein Recht, Unrecht zu verurteilen, herausfordert, von der Annahme aus, dass Er verpflichtet sei, alle gleich zu retten oder wenigstens keinen zu bestrafen. Das heißt, Er sei verpflichtet, schlimmer zu sein als die niederträchtigsten derer, die Ihn verachten und sich gegen Ihn auflehnen, Er sei zu einer moralischen Gleichgültigkeit verpflichtet, die Menschen bei ihren Frauen oder Kindern, bei seinen Familienangehörigen, bei seinen Dienern oder seinen Geschäftspartnern nicht dulden würde! Das ist der Wert der menschlichen Vernunft, wenn sie sich nicht dem Wort Gottes unterwirft. Der Sündenfall und seine verderblichen Folgen werden ignoriert. Gott hat den Menschen nicht so geformt, wie er ist, sondern gut und aufrecht. Und Er hat ihn vor seiner Gefahr und vor dem unvermeidlichen Ausgang des Ungehorsams gewarnt. In jeder Hinsicht ist also der Grund des Unglaubens ebenso falsch, wie er auch eine Missachtung der Majestät Gottes und der gebührenden Haltung des Geschöpfes Ihm gegenüber ist.
Der Apostel nimmt die Gelegenheit wahr, den souveränen Anspruch Gottes auf die uneingeschränkteste Weise zu bekräftigen.
Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse das eine Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen? (9,21).
Bei aller heiligen Kühnheit dieser Sprache, bei aller Unbefangenheit, mit der sie weder nach rechts noch nach links abweicht, wäre es ein Leichtes, durch zahllose Zeugen zu beweisen, wie sehr sich die besten und weisesten nicht inspirierten Menschen geirrt haben, sogar mit dieser göttlichen Karte vor Augen, die sie leitete. Aber es ist leicht, auf beiden Seiten herabzufallen: Das Schwierige ist, sich nur an die Wahrheit der Schrift zu halten und nicht zu reden, wo sie schweigt. Der Apostel sagt nicht, dass Gott das Recht ausgeübt hat, das Er zweifellos besitzt; doch der göttliche Anspruch wird in seiner Integrität aufrechterhalten. Wir werden in den nächsten beiden Versen sehen, wie das Recht gebraucht wird. Doch es war Gottes würdig und für den Menschen heilsam, dass sein absolutes Recht anerkannt wird. Wie selten scheinen die, die von Rechten sprechen, zu denken, dass Gott solche hat! Sie sind in sich selbst vertieft, in den Menschen: Gott ist in keinem ihrer Gedanken. Doch wenn irgendwelche Rechte zu respektieren sind, dann sicher die seinen, deren souveräner Wille uns das Dasein und alle Dinge gegeben hat. Wenn wir uns für berechtigt halten, mit dem Unsrigen zu tun, was wir wollen, was können wir dann von dem sagen, dem wir selbst und alles, was wir haben, gehören?