Dies wird noch deutlicher aus der Stütze, die der Apostel Paulus in Vers 14 dem in Vers 13 Festgelegten hinzufügt:
Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Mose, selbst über die, die nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams, der ein Vorbild des Zukünftigen ist (5,14).
Die beiden Punkte werden genannt, als Gott ein ausdrückliches Gebot auferlegte. Adam hatte ein Gesetz. Mose machte das Gesetz bekannt. Dazwischen gab es kein Handeln mit den Menschen, weder durch den einen noch durch den anderen; dennoch sündigten die Menschen, wie die Schrift reichlich bezeugt. Daher herrschte der Tod, denn er ist der Lohn (nicht nur der Übertretung, sondern) der Sünde. Er herrschte bei Adam und Eva; er herrschte seit den Tagen Moses; aber nicht nur in einer der beiden Epochen, sondern auch dazwischen, als es noch kein Gesetz gab. Der Tod herrschte über alle, die sündigten; denn sie sündigten, wenn auch nicht in der Art der Übertretung unserer ersten Eltern. Ihre vorsintflutliche Nachkommenschaft, wie auch die, die der Sintflut bis zur Gabe des Gesetzes vom Sinai folgten, konnten nicht sündigen wie ihr Vater in Eden oder die Kinder Israels, nachdem sie die Zehn Gebote gehört hatten. Aber sie sündigten, sie taten ihren eigenen Willen, sie waren verdorben und gewalttätig, wie sie danach den Götzendienst zu ihren bösen Wegen hinzufügten. Daher herrschte auch über sie der Tod; denn sie waren Sünder, wenn auch nicht Übertreter, wie Adam am Anfang und Israel danach.
Es ist interessant, dass der Apostel sich hier auf Hosea 6,7 bezieht: „Sie aber haben den Bund übertreten wie Adam, haben dort treulos gegen mich gehandelt.“ Israel hatte das Gesetz, wie Adam ein Gesetz hatte; und beide übertraten die Verpflichtung, durch die sie gehalten wurden. Aber alle zwischen Adam und Mose standen auf einer anderen Grundlage. Sie waren nicht einen Deut weniger wahre Sünder, aber sie hatten kein Gesetz oder Gesetze, die ihnen von Gott vorgeschrieben wurden und die sie übertraten. So werden die Nationen im Gegensatz zu Israel immer als „Sünder aus den Nationen“ bezeichnet. Da sie ohne Gesetz sündigten, gingen sie ohne Gesetz zugrunde; während die Juden, die das Gesetz hatten, mit Gesetz sündigten und somit Übertreter waren, was die Nationen, die das Gesetz nicht hatten, nicht tun konnten. Aber die Juden waren nicht nur Sünder, sondern auch Übertreter. Deshalb steht geschrieben: „Hört dieses Wort, das der Herr über euch redet, ihr Kinder Israel – über das ganze Geschlecht, das ich aus dem Land Ägypten heraufgeführt habe –, indem er spricht: Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkannt; darum werde ich alle eure Ungerechtigkeiten an euch heimsuchen“ (Amos 3,1.2). Das Gesetz rechnete ihnen die Sünden an. Nicht so bei den Heiden: Gott übersah diese Zeiten der Unwissenheit.
Von den Heiden wird in unseren Versen jedoch nichts gesagt, denn wir werden hier in Zeiten geführt, bevor die Juden berufen wurden, oder die Heiden folglich beiseitegelassen werden konnten. Wir sehen die Söhne Adams bis zur Verkündigung des Gesetzes Gottes am Sinai. Wenn es auf der einen Seite kein Gesetz gab, das den Schuldigen die Sünde anrechnete, so gab es auf der anderen Seite die Herrschaft des Todes, und zwar über die Sünder, wenn nicht über die Übertreter, so doch über die, die nicht nach dem Vorbild der Übertretung Adams gesündigt hatten. Die Menschen waren insgesamt schuldig und starben entsprechend. Wir haben es hier also nicht mit dem Gesetz und seinen besonderen Zielen und seiner besonderen Sphäre zu tun, sondern mit der Sünde, die von ihrer ersten Quelle, Adam, durch alle Ströme herabfließt, die von dort kommen. Wenn das Gesetz nicht dazu da war, die Sünde zur Rechenschaft zu ziehen, wie es das genau und in Einzelheiten tut, so war ihr Tod das Zeugnis, dass sie alle Sünder waren, deren schrecklicher Lohn ordnungsgemäß bezahlt wurde. So ist Adam, wie wir bald ausführlicher sehen werden, ein Bild des Kommenden, des Christus (d. h. eines Bundeshauptes, das dem ersten folgen sollte).
Nachdem der Apostel über Adam als Vorbild von Christus gesprochen hat, fährt er sogleich fort, die Aussage zu bestätigen und zu verdeutlichen. Der Vergleichspunkt ist die Haltung eines Hauptes zu seiner Familie. Wer der Schrift glaubte (und jeder Jude hielt hartnäckig am Pentateuch fest), musste zugeben, dass Adams Fall einen Zustand der Sünde und ein Todesurteil über seine Nachkommenschaft brachte. So war der traurige Anfang des Alten Testaments, so der Schlüssel zur Geschichte des Menschengeschlechts seither. Es war also vergeblich, alles zu einer Frage des Gesetzes zu machen. Nicht so: zugegeben, dass das, was das Gesetz sagt, zu denen spricht, die unter dem Gesetz sind. Die Tatsache war klar, dass das grundlegende Buch des Gesetzes ein viel tieferes, breiteres, früheres Prinzip zeigt, ja, so früh, dass es alle Kinder Adams von Anfang an umfasst. Konnte irgendein Jude die Schrift, die Tatsachen oder den moralischen Grund leugnen? Es war damals gewiss und muss von jedem zugegeben werden, der dem ersten Buch Mose glaubte, dass Adams Fall alle, die von ihm abstammten, in das allgemeine Verderben hineinzog; denn er hatte, als er unschuldig war, keinen Sohn! Er wurde erst das Familienoberhaupt, nachdem er gesündigt hatte.
Wenn es nun ein gerechtes Handeln wäre, wie kein Jude bestreiten würde, ein ganzes Geschlecht in die Folgen dessen zu verwickeln, was ein Mann, ihr Vater, falsch gemacht hat, dann sollte ausgerechnet Israel der Letzte sein, der das Prinzip und die wunderbare Gnade Gottes in der Rolle des Hauptes des Herrn Jesus in Frage stellt. Was Adam für seine Nachkommen im Bösen und dessen Folgen war, ist Christus im Guten für alle, die Ihm durch den Glauben angehören. So ist der erste Mensch ein Bild von dem zweiten.