Behandelter Abschnitt Röm 4,22-25
Darum ist es ihm auch zur Gerechtigkeit gerechnet worden. Es ist aber nicht allein seinetwegen geschrieben, dass es ihm zugerechnet worden ist, sondern auch unsertwegen, denen es zugerechnet werden soll, die wir an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat, der unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist (4,22–25).
Wie also der Glaube dem Vater der Gläubigen zur Gerechtigkeit gerechnet wurde, so wird er auch dem Gläubigen jetzt angerechnet. Doch der Apostel achtet darauf, sowohl den Unterschied als auch die Ähnlichkeit hervorzuheben. Nicht nur der Glaube Abrahams, sondern aller alttestamentlichen Gläubigen wurde auf die Verheißung hin ausgeübt. Sie alle warteten in einem umfangreichen Sinn auf die Erfüllung dessen, was Gott in Aussicht stellte, in der Gewissheit, dass er nicht lügen konnte und auch in der Lage war, es zu erfüllen. Aber in dem großen anderen Gegenstand ihrer Hoffnung erwarteten sie den, der nur verheißen und noch nicht gekommen war.
Es ist nicht so mit dem Christen; denn obwohl er, wie die Ältesten, einen guten Bericht durch den Glauben erhält und sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet wird, ist doch der persönliche Gegenstand der Hoffnung gekommen und hat das unendliche Werk der Erlösung vollbracht. Das ist eine unabsehbare Veränderung und das mit gewaltigen Folgen. Es ist natürlich nicht so, dass nicht noch vieles zu bewirken wäre, wenn Christus wiederkommt (die dann lebenden Gläubigen zu verwandeln, die entschlafenen Gläubigen aufzuerwecken, die Lebenden zu richten und schließlich die Toten, die keinen Anteil an der ersten Auferstehung hatten, und alles im ewigen Zustand abzuschließen); aber was die Grundlage von alledem und mehr betrifft, was das Werk betrifft, das allein Gott verherrlichen und den sündigen Menschen rechtfertigen könnte, so ist es bereits so vollkommen vollbracht, dass es weder von Gott noch von den Menschen auch nur den Hauch einer Möglichkeit gibt, es noch vollständiger oder wirksamer zu machen. So ist das Evangelium der Gnade Gottes; es ist nicht Verheißung, sondern Vollendung; und das so absolut, dass wir kühn sagen können, dass es, wenn es nicht jetzt im Kreuz, im Tod und in der Auferstehung dessen, der dort hing, geschehen ist, niemals geschehen kann – nicht einmal durch Ihn. Da Christus von den Toten auferstanden ist, stirbt Er nicht mehr: Der Tod hat keine Herrschaft mehr über Ihn. Ohne seinen Sühnungstod wurde nichts getan, was Gott in Bezug auf die Sünde angemessen rechtfertigen könnte.
In seinem Tod ist Gott vollkommen und für immer verherrlicht. Er hat die Sünde durch sein Opfer weggetan. Durch sein einziges Opfer für unsere Sünden, sind sie für den Gläubigen weg. Dies ist keine Frage der Hoffnung, sondern des Glaubens an die Wirksamkeit seiner Erlösung, die wir durch sein Blut bereits besitzen, nämlich die Vergebung der Sünden. Daher werden wir in der Schrift so angesehen, als hätten wir das Ziel unseres Glaubens, nämlich die Errettung unserer Seelen, empfangen, obwohl wir auf die Verwandlung unserer Körper in sein herrliches Ebenbild bei seinem Kommen für uns warten müssen. Außerdem gibt es gnädige Verheißungen der Versorgung sowohl in natürlichen als auch in geistlichen Nöten auf dem Weg hier auf der Erde. Aber die große Tatsache bleibt für den Glauben, dass das Sühnungswerk vollbracht ist.
Es sei noch angemerkt, dass es hier nicht um das Blut des Erlösers geht wie in Kapitel 3, sondern um Gott, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat. Die Wahrheit, auf der bestanden wird, ist nicht seine Gnade, die alles für unsere Sünden erlitten hat. Es ist das mächtige Eingreifen Gottes zu unseren Gunsten in triumphierender Kraft, indem Er den aus den Toten auferweckte, der sich selbst gab, um unser Gericht zu tragen; oder vielmehr, wie es hier geschrieben steht, der unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist (V. 25). In Kapitel 3,26 geht es also um den Glauben an Jesus; hier geht es um den, der Jesus auferweckt hat. So ist der Gott, den wir kennen. Die Väter kannten Ihn so, wie Er sich damals gern offenbarte und sich mit ihnen verband. Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs war der Geber der Verheißungen, die sich zu seiner Zeit gewiss erfüllen sollten. Aber unser Gott, obwohl Er derselbe gepriesene und segnende Allmächtige ist, ist (wie wir sagen können) weit mehr als dies. Der Einziggeborene, der im Schoß des Vaters ist – Er hatte Ihn verkündet – Er, der voller Gnade und Wahrheit war. Und nicht nur das; denn Jesus, der den Satan im Leben besiegt hat, ist für uns in den Tod hinabgestiegen, wurde für unsere Vergehen hingegeben und hat darin Gott so verherrlicht, dass seine Gerechtigkeit Ihn nicht anders als von den Toten auferwecken konnte. Wo sind die Sünden, die Er trug? Sie sind für immer weg: ausgelöscht durch sein kostbares Blut. Konnte Gott Ihn im Tod zurücklassen, der auf diese Weise seine Herrlichkeit wiedererlangt und mit ihr die Mittel zu unserem ewigen Segen verbunden hatte? Unmöglich. Darum hat er Jesus von den Toten auferweckt und Ihm die Herrlichkeit gegeben, damit unser Glaube und unsere Hoffnung auf Gott sei.
Wie Gott also jetzt dem Gläubigen bekanntgemacht wird, so wird man bemerken, dass hier alles mit unserer Rechtfertigung abgeschlossen ist. In demselben Vers von Kapitel 3, den wir schon herangezogen haben, lesen wir, dass Er „gerecht sei und den rechtfertige, der des Glaubens an Jesus ist“ (V. 26). Denn wenn wir auf das zur Sühnung vergossene Blut Jesu schauen, hat Gott notwendigerweise einen gerichtlichen Charakter. Sünden müssen entsprechend der ganzen Heiligkeit einer Natur gerichtet werden, der sie unendlich zuwider sind. Hier wird also Gott als gerecht und als der gesehen, der den Gläubigen rechtfertigt. Aber am Ende von Kapitel 4 sehen wir, dass es nicht mehr um eine gerechte Genugtuung geht, da diese durch das Blut Jesu vollständig abgegolten wurde. Nicht so bei der Rechtfertigung. Diese erhält einen überaus gesteigerten Wert durch die Auferstehung Jesu, die in der Person des Erlösers den für uns errungenen Sieg herrlich darstellte. Er wurde unserer Übertretungen wegen hingegeben und zu unserer Rechtfertigung auferweckt. Er ist unser Rotes Meer, nicht nur unser Passahfest.