Behandelter Abschnitt Röm 1,13-15
Einer der Weisen dieser Welt hat es gewagt, dem heiligen Apostel fromme List und heilige Schmeichelei zu unterstellen; aber das war zweifellos ein Urteil, das auf seinem eigenen Geist und seiner Unfähigkeit beruhte, die zarten Gefühle zu schätzen, die die Gnade leicht und gewöhnlich macht. Nicht so! Obwohl der Apostel seinen Auftrag vom Herrn an die Heiden hatte, wollte er ihn Christus gemäß ausüben. Es ist das Feingefühl der zärtlichen Liebe zu denen, die an einem solchen Ort Heilige Gottes waren, nicht das Manövrieren eines geschickten Parteiführers, das wir hier sehen, wenn er ihnen von seinem starken Wunsch erzählt, sie zu sehen – damit er ihnen irgendeine geistliche Gabe vermitteln könne, um sie zu befestigen, das heißt, wie er erklärt, um gegenseitig durch den Glauben der anderen getröstet zu werden, sowohl durch ihren als auch durch seinen. Doch der Wille Gottes leitete seine Schritte, wie groß auch sein liebevolles Verlangen nach ihrem Wohl sein mochte.
Dieses Verlangen, sie zu sehen, war auch nichts Neues:
Ich will aber nicht, dass euch unbekannt sei, Brüder, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen (und bis jetzt verhindert worden bin), um auch unter euch etwas Frucht zu haben, wie auch unter den übrigen Nationen. Sowohl Griechen als Barbaren, sowohl Weisen als Unverständigen bin ich ein Schuldner. So bin ich denn, soviel an mir ist, bereitwillig, auch euch, die ihr in Rom seid, das Evangelium zu verkündigen (1,13–15).
Was auch immer die besondere Sorge sein mochte, die den Apostel an der Ausführung dessen, was in seinem Herzen war, hinderte, Gott wollte offensichtlich nicht, dass die große westliche Stadt, die Hauptstadt der Welt, einen frühen Besuch von jemandem mit der Stellung des Paulus bekam. Da er sich als Schuldner in der Liebe zu allen Nationen und Bedingungen betrachtete, konnte Rom gewiss nicht anders als Anziehungspunkte haben, zumal sich dort bereits einige aus der Welt Herausgerufene befanden. Von seiner Seite aus gab es also kein Zögern, sondern alle Bereitschaft, nach Rom zu gehen.