Behandelter Abschnitt Apg 28,23-28
Tatsache ist, dass die Juden, nachdem sie bei aufeinanderfolgenden Regierenden und sogar bei König Agrippa gescheitert waren, klug genug waren, um die Torheit zu erkennen, ihre Klagen über Paulus dem Kaiser vorzutragen. Sie hatten keine echte kriminelle Anklage. Und was würde sich ein römischer Kaiser für ihre religiöse Anklage interessieren? Die Juden beteuerten daher, dass sie weder durch Briefe noch durch Besucher eine förmliche Anklage gegen Paulus vorgebracht hätten, sondern dass sie hören wollten, was er über die Sekte zu sagen habe, die so allgemein als Christen verschrien sei. Das war genau das, was das Herz des Apostels begehrte.
Als sie ihm aber einen Tag bestimmt hatten, kamen mehrere zu ihm in die Herberge, denen er die Wahrheit auslegte, indem er das Reich Gottes bezeugte und sie zu überzeugen suchte von Jesus, sowohl aus dem Gesetz Moses als auch den Propheten, von frühmorgens bis zum Abend. Und einige wurden überzeugt von dem, was gesagt wurde, andere aber glaubten nicht. Als sie aber unter sich uneins waren, gingen sie weg, als Paulus ein Wort sprach: Treffend hat der Heilige Geist durch Jesaja, den Propheten, zu unseren Vätern geredet und gesagt: „Geh hin zu diesem Volk und sprich: Hörend werdet ihr hören und nicht verstehen, und sehend werdet ihr sehen und nicht wahrnehmen. Denn das Herz dieses Volkes ist dick geworden, und mit den Ohren haben sie schwer gehört, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren und ich sie heile.“ Es sei euch nun kund, dass dieses Heil Gottes den Nationen gesandt worden ist; sie werden auch hören (28,23–28).
Vers 29 im Textus Receptus, wie er in der Authorized Version wiedergegeben wird, findet sich nicht in den alten griechischen Handschriften. Eine Neuerung zu verwerfen ist das Gegenteil von erneuern.
So schenkte Gott seinem Diener eine offene Tür zu dem Volk, das er so sehr liebte und dessen Bosheit ihn zum Gefangenen machte, und zwar umso mehr, als es niemanden gab, der eine konkrete Anklage erheben konnte. Es war für den Geist des Apostels ein äußerst feierlicher Augenblick, als er dort in Rom einen langen Tag lang die Wahrheit über das Reich Gottes und die Person Jesu aus dem Gesetz und den Propheten darlegte; und mit dem Ergebnis, dass einige von den Dingen, die gesagt wurden, überzeugt wurden, während andere ungläubig wurden, ein stärkerer Ausdruck als ihr bloßes Nichtglauben. Das Wort Gottes im Licht Jesu kommt, um sie auf die Probe zu stellen, was es auch tut und tun soll.
Aber als sie unter sich uneins waren und sich verabschiedeten, wiederholte Paulus das lange aufgeschobene Urteil, das der Richter selbst bereits in Johannes 12,37-41 ausgesprochen hatte, sieben Jahrhunderte und mehr, nachdem Jesaja dazu inspiriert wurde, es aus der Vision im Tempel im Jahr, als König Ussija starb, auszusprechen (Jes 6). Welch ein Zeugnis der göttlichen Geduld sowie des sicheren Gerichts über sein eigenes Volk! Der Herr, der Gott Israels, sandte ursprünglich seinen Propheten mit dieser Botschaft. Dann ging Jahwe-Jesus gegen Ende seines verworfenen Zeugnisses der Liebe und des Lichts in ihrer Mitte weg und verbarg sich, nachdem er so viele Zeichen getan hatte, die das Wirken des Vaters und des Sohnes in Gnade offenbarten. Doch sie glaubten nicht an Ihn, gemäß Jesaja 53, ja mehr noch, sie konnten nicht glauben, denn der gerichtliche Bann wirkte, die Frucht der Verachtung jedes Wortes und Beweises Gottes selbst, des Sohnes, auf der Erde. „Dies sprach Jesaja, weil er seine [Christi] Herrlichkeit sah und von ihm redete“ (Joh 12,41). So lautet der Kommentar des eingeweihten Evangelisten. Nun wird das Wort wieder von Paulus zitiert, nur mit diesem nachdrücklichen Hinweis – „Treffend hat der Heilige Geist … gesprochen“ (V. 25). Derjenige, der dem Propheten einst gab, zu sehen, zu hören und zu schreiben, wurde nun vom Himmel herabgesandt, um die Herrlichkeit Christi zu verkünden, und wird als der erklärt, der damals und so sprach. Der Geist war von den Juden als der Zeuge des verherrlichten Sohnes des Menschen, so wahrhaftig wie der Sohn auf der Erde gewesen war, und der Herr als solcher von alters her abgelehnt worden. Auf dem Boden der Verantwortung war alles vorbei mit dem auserwählten Volk, das, nachdem es in der Gerechtigkeit versagt hatte, die souveräne Gnade im Evangelium verachtete. Aber die Gnade, die sie verachtet haben, wird ihr einziger Grund am letzten Tag sein, wenn sich das letzte heidnische Reich erhebt, um sich dem wiederkommenden Herrn bei seinem Erscheinen in Herrlichkeit entgegenzustellen, im Bündnis mit dem Antichrist im Land Israel. Diese sind das Tier und der falsche Prophet der Offenbarung.
Währenddessen wird der Jude endgültig abgeschnitten, und bevor der Abfall kommt und „der Mensch der Sünde“ offenbart wird, geht das Evangelium auf seinem Weg der himmlischen Barmherzigkeit zu den Heiden hinaus. „Sie werden auch hören“, sagte der Bote aus seinen Fesseln in Rom. Und so ist es gewesen; so ist es; obwohl sich die Schatten vertiefen, je näher das Ende des Zeitalters heranrückt. Dann wird eine undankbare Christenheit den Glauben verwerfen und mehr und mehr zum Naturalismus zurückkehren, in der Liebe nicht nur zu den gegenwärtigen Dingen, sondern zum Götzendienst, und im Menschen, der sich als wahrer Gott ausgibt, so dass der Zorn bis zum Äußersten über alle kommen wird, ob Jude oder Heide, die die Gnade verschmähen und sich vor dem Geschöpf niederbeugen, das von Satan in der Missachtung und Verleugnung des Vaters und des Sohnes zum Verderben erhoben wurde.
Aber inzwischen ist „dieses Heil Gottes den Nationen gesandt worden“ (V. 28). Denn die Gnade Gottes steigt hinab bis zum Äußersten, wenn das Licht der Erkenntnis seiner Herrlichkeit aufleuchtet, wie jetzt im Evangelium im Angesicht Jesu zu seiner Rechten. So wird Israel verstoßen, die Nationen hören und der Apostel war in Fesseln. So endet die Geschichte.