Behandelter Abschnitt Apg 18,8-10
Die Schule des Tyrannus im folgenden Kapitel entspricht genau der Veränderung hier. Dort stellt niemand in Frage, dass ein Versammlungsort außerhalb der Synagoge gemeint ist. Wir brauchen also nicht zu folgern, dass der Apostel aufhörte, bei Aquila zu wohnen, weil das Haus des Justus einen geeigneten Ort zum Predigen bot, als die Synagoge nicht mehr zur Verfügung stand. Der Apostel beriet sich nicht für sich selbst, sondern für andere, ohne Calvins Idee zuzulassen, „dass er die Juden umso mehr ärgern könnte“ – ein kleinliches und böses Motiv, das ihm sehr fern lag, der sie gerade vor ihrer Verstocktheit und der Gefahr des Verderbens gewarnt hatte. Sie an die verderblichen Folgen der Unbußfertigkeit zu erinnern, war von Gott; sie zu „ärgern“, indem er das Haus seiner gottesfürchtigen Freunde Aquila und Priscilla für das eines heidnischen Proselyten verließ, scheint unvereinbar mit Christus, mit göttlicher Weisheit und rechtem Empfinden. Aber mit dem Leugnen und Lästern der Synagoge war es unmöglich, ohne ständigen Streit fortzufahren; und deshalb war es offensichtlich der richtige Schritt, das Haus von jemandem, der das Evangelium schätzte, zum Zeugnis zu benutzen, zumal es in der Nähe der Synagoge lag, von wo jeder, der bereit war oder es ernst meinte, leichter kommen konnte.
Bemerkenswerter Segen folgte der Entscheidung des Apostels nicht nur unter den Heiden, sondern auch unter den Juden selbst.
Krispus aber, der Synagogenvorsteher, glaubte an den Herrn mit seinem ganzen Haus; und viele der Korinther, die hörten, glaubten und wurden getauft. Der Herr aber sprach durch ein Gesicht in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen, um dir etwas Böses zu tun; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt (18,8–10).
Es ist keine Kleinigkeit, dass der Heilige Geist den Namen eines Menschen zur ewigen Aufzeichnung in der Schrift auswählt. So wird „Krispus“ erwähnt, dass er an den Herrn glaubte; und das umso mehr, als er „der Vorsteher der Synagoge“ gewesen war; und nicht nur das, denn „sein ganzes Haus“ glaubte ebenfalls, obwohl nichts über ihre Taufe gesagt wird. Ihr Glaube, die große Sache, war keine geringe Ermutigung für die Arbeiter, und ein mächtiger Aufruf an die Juden im Allgemeinen. Die Ausdrucksweise ist eigentümlich: Hier wird nicht „an“ den Herrn als Objekt des Glaubens geglaubt, obwohl das auch wahr war, sondern es wird geglaubt, was Er sagt. In 1. Korinther 1,14 heißt es, dass der Apostel ihn taufte, aber kein Wort über sein Haus, doch sicher wurden auch sie, die sein Zeugnis annahmen, getauft, wenn auch nicht durch den Apostel, der dabei nur wenig tat, wie er den Korinthern sagt. Unter der Obhut des Herrn war er vor jeglichem Anschein von persönlicher Prominenz bewahrt worden.
Und viele von den Korinthern, die es hörten, wurden gläubig und ließen sich taufen. Das Werk ging nun unter dem Segen des Herrn kräftig weiter. Es war eine Zeit des reichen Zulaufs. Diese waren eindeutig keine Juden, sondern Griechen, aber trotzdem hörten viele von ihnen das Evangelium und glaubten daran; und, wie es zu ihnen passte, unterwarfen sie sich dem äußeren Zeichen, das den Bekenner Christi von der achtlosen oder feindseligen Welt trennt. Sie wurden mit Christus durch die Taufe auf den Tod begraben. In dieser Handlung, wenn sie stumm gewesen wären, sagten sie, dass sie mit Christus der Sünde gestorben waren; nicht nur, dass Er für ihre Sünden gestorben war, die nun auf ihren Glauben hin erlassen wurden, sondern dass sie sich selbst als tot für die Sünde und lebendig in Ihm für Gott betrachten sollten. Die Sünde sollte also nicht mehr in ihrem sterblichen Körper herrschen. Welch ein Wandel und welche Befreiung für die Menschen, die einst der Sünde zum Tod verfallen waren und nun von der Sünde frei gemacht und zu Knechten der Gerechtigkeit, zu Knechten Gottes geworden sind, die ihre Frucht zur Heiligung und das Ende zum ewigen Leben haben! Denn in Korinth wimmelte es von Huren, Götzendienern, Ehebrechern, Weichlingen, Knabenschändern, Dieben, habsüchtigen, Trunkenbolden, Schmähern und Räubern: „Und solches sind einige von euch gewesen“, sagt der Apostel zu den gläubigen Korinthern (1Kor 6,11). In keiner Weise waren sie von diesen abscheulichen Verderbnissen ausgenommen gewesen.
Die Gnade findet die Gläubigen nicht, sondern formt sie nach einem neuen und himmlischen Muster, wie es offenbar werden wird, wenn sie mit Christus in der Herrlichkeit offenbart werden. Sie setzt alle in eine völlige Verdammnis, aber sie setzt alle, die glauben, frei und vollkommen in Christus, nach dem Wohlgefallen des Willens Gottes, den Er uns in dem Geliebten frei geschenkt hat, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung unserer Übertretungen, nach dem Reichtum seiner Gnade (Eph 1). Das hassen die Menschen, weil es nichts von menschlichen Unterscheidungen hält, in denen sich der Stolz des Menschen überhebt und verliert. Es verbietet alles Rühmen des Fleisches, damit das einzige Rühmen im Herrn sei. Denn es ist nur einer, der alles Gewicht hat in den Augen Gottes, nicht der Erste, sondern der Zweite, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld gab für alle, das Zeugnis zu seiner Zeit, das zum Wendepunkt jedes Menschen wird: Wer erhört wird, der lebt; wer verworfen wird, der geht in seinen Sünden zugrunde, was auch immer der Schein oder die Anmaßung sein mag.
Denn im Glauben bekennt sich der Mensch am besten zu seiner Schuld
und zu Gottes Gnade, indem er das Urteil der Welt umkehrt und die
Wertschätzung des Himmels für den Gekreuzigten bekräftigt. Getauft auf
seinen Namen wird er zu seinem Diener, wo er einst Satans Sklave war, in
nicht wenigen Fällen schamlos. Von nun an ist er kraft des Todes und der
Auferstehung Christi verpflichtet, Ihm in allen Dingen zu gefallen; wenn
er ein Sklave ist, ist er Christi Freigelassener; wenn er frei, edel und
königlich ist, ist er nichtsdestoweniger Christi Knecht. Man kann die
himmlischen und ewigen Vorrechte nicht ohne die Verantwortung haben, die
man inzwischen hier auf der Erde trägt. Davon ist für den Einzelnen die
Taufe das Zeichen; wie das Abendmahl das Zeichen der Gemeinschaft in der
Versammlung ist. Und niemandem war die Bedeutung des Letzteren so
vollständig offengelegt worden wie den Korinthern in
Aber der Herr hatte auch die Freude, seinem Diener eine außergewöhnliche Ermutigung zu geben. Paulus hatte eine Vision, in der er nicht nur sah, sondern auch hörte. Bei seiner Bekehrung hatte er den Herrn am Tag gesehen und gehört (Apg 9); wie danach in einer Verzückung oder Ekstase, als er nach Jerusalem zurückkehrte und im Tempel betete, sah er Ihn, der ihm befahl, aus Jerusalem hinauszugehen für seine Mission zu den Nationen (Apg 22,17-21). 2. Korinther 12,2-4 berichtet von seiner Entrückung (ob im Körper oder außerhalb des Körpers, wusste er nicht) in den dritten Himmel. Visionen und Offenbarungen waren also vergleichsweise häufig bei dem Apostel. Zu dieser Zeit war der Plan praktisch. Der Herr sagte zu ihm: „Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht“ (V. 9). Die Struktur des Satzes beinhaltet, dass er ängstlich war. Er brauchte eine Quelle des Mutes, die über das hinausging, was seine Mitarbeiter ihm geben konnten, und der Herr gab sie ihm. Natürliche Kühnheit ist eine Kraft, die für den geistlichen Kampf gänzlich ungeeignet ist, wo die Regel lautet: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Alles, um sicher und von Gott zu sein, muss in Abhängigkeit von der Gnade Christi sein. Dann sagte der Herr selbst zum Apostel: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“ (2Kor 12,9a). So konnte der Apostel mit Freuden sagen: „Daher will ich mich am allerliebsten viel mehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus über mir wohne“ (2Kor 12,9b). So war es auch jetzt: Statt sich weiterhin zu fürchten, sollte er im Reden verharren und nicht schweigen, denn er war in Gefahr, obwohl er (wie die Form des Satzes andeutet) noch nicht begonnen hatte, ihr nachzugeben.
Im nächsten Vers nennt der Herr zwei Gründe: den ersten:„Denn ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen, um dir etwas Böses zu tun“, den zweiten, „denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt“ (V. 10). Was könnte für den geprüften Knecht tröstlicher sein? Der Herr verpflichtete sich einerseits, ihm seine gnädige und mächtige Gegenwart gegen alle Widersacher zugeben, und andererseits, ihm eine große Tür zu öffnen und in seinem Werk wirksam zu sein. So zornig die Abgesandten Satans auch sein mochten, der Herr hatte in dieser verkommenen und gottlosen Stadt vor, viele zu sich als die Seinen zu holen.
Es ist bedauerlich, solche Bemerkungen wie die von Limborch zu hören, der den Herrn nicht so sehr als Objekt der bloßen und souveränen Gnade zur Verherrlichung seiner eigenen Barmherzigkeit in der Erlösung verstanden wissen will, sondern als tugendhafte und wohlgesinnte Brüder, die aus diesem Grund hier sein Volk und in Johannes 10,16 seine Schafe genannt werden. Zu Irrtümern sind wir alle geneigt, und nicht zuletzt die, die sich schmeicheln, vor ihnen am sichersten zu sein, aber ein Irrtum dieser Art untergräbt das Evangelium, da er den geringsten Sinn für das völlige Verderben des Menschen und für unsere Gnadenbedürftigkeit bis zum letzten Grad anzeigt. Niemand bezweifelt die Weisheit Gottes, jemanden wie Kornelius das Evangelium zu bringen, als er es zum ersten Mal durch Petrus öffentlich an die Nationen aussandte; aber der große Apostel der Nationen erzählt eine ganz andere Geschichte (1Kor 6,9-11) von den Personen, die die Gnade in Korinth zu segnen vermochte. Wiederum weist der Herr im Gleichnis vom Hochzeitsmahl für den Sohn des Königs seine Knechte an, auf die Landstraßen zu gehen und so viele, wie sie finden konnten, zum Fest einzuladen. So gingen sie hinaus auf die Landstraßen und versammelten alle, so viele sie fanden, Böse und Gute, und das Hochzeitsfest wurde mit Gästen gefüllt (Mt 22,1-10). Es sind Menschen, die sich trafen und durch den Glauben an das Evangelium unterschiedslos gerettet wurden, zum Preis des Reichtums der Gnade Gottes; denn die „Guten“ entdecken durch die Wahrheit Christi, dass auch sie gesündigt haben und der Herrlichkeit Gottes völlig unzureichend sind, während die „Bösen“ in seiner reichlichen Erlösung finden, dass seine Gnade umsonst rechtfertigt, da derselbe Herr reich ist für alle ist und gegen alle, die ihn anrufen. Es gibt keinen Unterschied, wie im Grunde im Verderben, so im Ergebnis in der Erlösung, dass, wie die Sünde im Tod herrschte, so auch die Gnade durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn, herrschen kann. In Korinth blieb der Apostel allen Schwierigkeiten zum Trotz länger, als wir bisher von anderen Orten gehört haben: