Behandelter Abschnitt Apg 16,16-18
Vor einem solchen Urteil wie diesem schreckte Lydia nicht zurück, sondern forderte es demütig als dem Herrn gebührend. Paulus und seine Begleiter handelten danach, und der Heilige Geist hat es zu unserer Ermahnung aufgezeichnet. Es war also gewiss kein Mangel an Liebe, als Petrus Simon, den Samariter, nach seinen eigenen Worten verurteilte, und das, obwohl er ein getaufter Mann war, der sich in der Galle der Bitterkeit und Banden der Ungerechtigkeit befand (Apg 8,20-23). Es war zwar eher die schmerzliche Seite, aber unter den gegebenen Umständen absolut unentbehrlich, in jenem Urteil der Liebe, das die Erkenntnis Gottes seinen Dienern auferlegt; und wehe denen, die, um die Welt zu befriedigen oder um selbstsüchtiger Bequemlichkeit und Vorteile willen, eine so einfache und unbestreitbare Pflicht gegenüber ihrem Meister aufgeben! Das taten weder Petrus noch Paulus.
Es geschah aber, als wir zum Gebet42 gingen, dass uns eine gewisse Magd begegnete, die einen Wahrsagegeist hatte und ihren Herren viel Gewinn brachte durch Wahrsagen. Diese folgte Paulus und uns nach und schrie und sprach: Diese Menschen sind Knechte Gottes, des Höchsten, die euch den Weg des Heils verkündigen. Dies aber tat sie viele Tage. Paulus aber, tief betrübt, wandte sich um und sprach zu dem Geist: Ich gebiete dir im Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren! Und er fuhr aus zu derselben Stunde (16,16–18).
Satan versuchte ein neues Mittel des Unheils, indem er das Evangelium nicht angriff, sondern es bevormundete, und das viele Tage lang. Dadurch erschüttert, wandte sich der Apostel schließlich um und befahl dem bösen Geist, sie zu verlassen, was im Namen Jesu geschah.
Ach, nicht so haben die Diener des höchsten Gottes in Europa gehandelt. Sie haben die Gunst des Feindes angenommen, anstatt sie zu meiden, zu ihrer eigenen Schande und ihrem Verderben und zur Entehrung ihres Meisters. In Asien wurde dem Evangelium widerstanden, es wurde verleumdet und verfolgt. Keine Python folgte seinen Predigern; noch hörte man den Ruf: „Diese Menschen sind Knechte Gottes, des Höchsten, die euch den Weg des Heils verkündigen“ (V. 17). Offener Widerstand, nicht Schmeichelei, war der Weg des Teufels. Aber Europa hatte später keinen Paulus, der den unreinen Geist austrieb, ein unheiliger Pakt herrschte schließlich vor, und Diener Gottes beanspruchten die Ehre Jesu durch die Huldigung der Welt. Aber es war ein hohles Lippenbekenntnis, wie das Ereignis in Philippi bald bewies. Die Welt ist mit Gott wesentlich und immer verfeindet; und nichts liegt ihrem Fürsten so fern wie die Ehre seines Sohnes. Als Lügner und ihr Vater hasst er es, entdeckt zu werden; und sein Zorn entlud sich, als der treue Apostel, der seine Annäherungsversuche zunächst missachtet hatte, in Jesu Namen die Macht aus ihrem Instrument der Hochstapelei austrieb.
42 Da die besseren Autoritäten (ℵ ABCE, et al.) in Vers 16 den Artikel mit „Gebet“ einfügen, ist es erlaubt, dass „der Ort des Gebets“ die wahrscheinlichere Bedeutung ist. Aber wenn dies hier der Fall ist, würde es für den gleichen Sinn in Vers 13 sprechen, da der Artikel dort richtigerweise fehlt, da es sich um einen zuvor unbekannten und nicht erwähnten Ort handelte. Der aufgezeichnete Vorfall war in sich und in seinen Folgen wichtig.↩︎