Paulus aber und Barnabas verweilten in Antiochien und lehrten und verkündigten mit noch vielen anderen das Wort des Herrn (15,35).
Hier haben wir wieder eine einfache Schriftstelle, die den großen und aktiven Dienst des Wortes, der diese frühen Tage kennzeichnete, vollständig bestätigt. Wenn darauf geantwortet wird, dass eine solche Einfachheit zu den Tagen des Zeugnisses passte, bevor das Christentum zu einer hier auf der Erde etablierten Institution wurde, so lautet die Antwort, dass der Unfug genau darin liegt. Das Christentum sollte nie etwas anderes sein als eine Pilgerreise des Glaubens, und nie eine auf der Erde angesiedelte Sache sein, wie das Judentum es geworden ist. Gemeinschaft mit Christus und Trennung von der Welt sind die notwendigen Bedingungen der Treue. Unsere einzige rechte Niederlassung wird die heilige Stadt Jerusalem sein, die von Gott aus dem Himmel herabkommt und die Herrlichkeit Gottes hat, am Tag der Erscheinung Christi. Bis dahin weder Leichtigkeit noch Ehre noch Friede noch Macht in der Welt, sondern, wie der Apostel sagt, Rühmen im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch den jedem die Welt gekreuzigt ist, und jedem von uns die Welt. Daher ist der Dienst in der Schrift keine Frage des weltlichen Ranges oder des Verdienstes (obwohl der Arbeiter seines Lohnes wert ist), sondern des hingebungsvollen und liebevollen Dienstes entsprechend der Gabe Christi.
Hier können wir nichts Besseres tun, als einen Vorfall von lebhaftem, aber auch schmerzhaftem Interesseanzuführen, nämlich den Zusammenstoß zwischen dem großen Apostel der Beschneidung und dem jüngeren, aber noch größeren Apostel der Heiden (Gal 2,11ff.). Es scheint keinen wirklichen Grund zu geben, daran zu zweifeln, dass er sich in Antiochien um eben diese Zeit nach dem Konzil von Jerusalem und vor der Abreise des Barnabas ereignete, und so wird er von Ussher (Works, xi. 51) verstanden, wie von anderen von größtem Gewicht, von früher wie heute. Doch in der Tat wurde nie eine schlichte Angelegenheit so erschütternd verdreht wie von angesehenen Alten, und nie gab es eine größere Besorgnis, die Zeit unter den neueren Schriftstellern zu ändern, von denen einige ein früheres, andere ein späteres Datum vorziehen. Die eigentliche Moral ist der Widerwille der Menschen, sich der Wahrheit zu beugen, die umso eindrucksvoller ist, wenn wir der Zeit, in der sie geschah, das gebührende Gewicht geben. Sicherlich wird dadurch nicht der Mensch erhöht, sondern Gott, der es nicht versäumt, ein entsprechendes Zeugnis für seine eigene Herrlichkeit zu geben.
Kein Geringerer als der Führer der Zwölf versäumte es, nach allem, was die Gnade getan hatte, geradlinig nach der Wahrheit des Evangeliums zu wandeln; und nachdem er öffentlich gesündigt hatte, wurde er öffentlich für einen so gefährlichen Kompromiss und für eine höchst krasse Inkonsequenz in seinem Fall getadelt:„Als aber Kephas nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er dem Urteil verfallen war. Denn bevor einige von Jakobus kamen, hatte er mit denen aus den Nationen gegessen; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, da er sich vor denen aus der Beschneidung fürchtete. Und mit ihm heuchelten auch die übrigen Juden, so dass selbst Barnabas durch ihre Heuchelei mit fortgerissen wurde. Aber als ich sah, dass sie nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandelten, sprach ich zu Kephas vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, wie die Nationen lebst und nicht wie die Juden, wie zwingst du denn die Nationen, jüdisch zu leben? Wir, von Natur Juden und nicht Sünder aus den Nationen, aber wissend, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben an Jesus Christus, auch wir haben an Christus Jesus geglaubt“ (Gal 2,11-16).
Man sieht einerseits, was für eine Handhabe den Feinden nicht nur durch die Beschneidung selbst, sondern noch mehr durch die unauslöschliche Seite der Inspiration gegeben wurde; wie wir andererseits sicher sein können, dass der Heilige Geist es niemals für immer so aufgezeichnet hätte, wenn es nicht der Ehre Gottes geschuldet und eine höchst notwendige Lehre für die größten Diener des Herrn durch alle Zeiten wäre. Und so lernen wir, wie Porphyr über beides lachte (Hieron. vii. 371) und Marcion es zu seiner gnostischen Darstellung machte (Tertull. Adv. Marcionem, usw.), wie der Verfasser der Clementinen zu seiner bösartigen Verleumdung des Apostels Paulus.
Aber es gibt unvergleichlich mehr, um einen ernsthaften Christen zu demütigen, in der Art und Weise, wie die Wahrheit umgangen wurde, außer von sehr wenigen. Clemens Alex. wird von Eusebius H.E. i. 12 als Autorität für die Vorstellung erwähnt, dass der fragliche Kephas nicht Petrus, sondern einer der Siebzig (!) war – eine Vorstellung, die von alters her verbreitet wurde und aus der modernen Zeit nicht ganz verschwunden ist. Weit gewichtiger sind die, die sich der noch niederen Idee des Origenes beugten, der Streit sei eine bloße, von beiden, Paulus und Petrus, wissentlich geförderte Finte gewesen, in der Letztere den Irrenden spielt, um vom ersteren umso wirksamer zerschlagen zu werden! Der größte Prediger von Konstantinopel, Chrysostomos, vertritt mehr als einmal dieses monströse Hirngespinst; ebenso Hieronymus mit seiner üblichen Schärfe. Mit einer solchen Darstellung setzte sich Augustinus würdig auseinander, indem er argumentierte, dass es die gesamte Autorität der Schrift erschüttern würde, wenn man das Handeln inspirierter Männer als Lüge akzeptierte. Die Korrespondenz ist charakteristisch für beide und kann im brieftechnischen Teil ihrer Werke nachgelesen werden. Hieronymus war weder demütig noch großmütig genug, um den Widerruf zu singen, zu der Augustinus ihn anfangs eingeladen hatte, aber seine Autoritäten, echte oder vermeintliche, sowie seine Drohungen, seinen Gegner unter dem Gewicht seiner eigenen Schläge zu zermalmen, hielten den Bischof von Hippo nicht davon ab, den behaupteten Fall überwältigend zu stürzen und die eindeutige Haltung des Wortes Gottes treu zu verteidigen, das in der Tat niemals auch nur einen Augenblick in Frage gestellt werden sollte.