Behandelter Abschnitt Apg 13,26-31
Dann folgt der Appell des Paulus, aber ein Appell, der auf neuen Tatsachen von wichtigster und ergreifender Bedeutung beruht.
Brüder, Söhne des Geschlechts Abrahams, und die unter euch Gott fürchten, euch ist das Wort dieses Heils gesandt worden. Denn weil die, die in Jerusalem wohnen, und ihre Obersten diesen nicht erkannten, haben sie auch die Stimmen der Propheten erfüllt, die jeden Sabbat gelesen werden, indem sie ihn verurteilten. Und obschon sie keine Todesschuld fanden, baten sie Pilatus, dass er umgebracht würde. Als sie aber alles vollendet hatten, was über ihn geschrieben steht, nahmen sie ihn vom Holz herab und legten ihn in eine Gruft. Gott aber hat ihn aus den Toten auferweckt, und er ist mehrere Tage hindurch denen erschienen, die mit ihm von Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren, die jetzt seine Zeugen an das Volk sind (13,26–31).
Der Aussendung des Wortes dieses Heils nach Israel (denn nicht weniger enthält das Evangelium) steht feierlich die hartnäckige Unwissenheit derer gegenüber, die sich am meisten rühmten, die Bewohner Jerusalems und ihre Herrscher zu sein, die die Stimmen der Propheten Sabbat für Sabbat lesen ließen, sie aber im Unglauben erfüllten und weder sich selbst noch den kannten, den sie zu richten sich anmaßten, den Richter Israels, der auf die Wange geschlagen war, den Richter der Lebenden und der Toten, der am Holz hing, den sanftmütigen und hochheiligen Träger allen Fluches seitens Gottes und der Menschen am Kreuz. Ja, sie erfüllten blind alles, was von Gott über Ihn geschrieben war, im Gesetz, den Psalmen und den Propheten, die in Ihm zentriert waren, den sie am meisten von allem hätten kennen sollen, den sie am wenigsten kannten. Ihr Auge war nämlich nicht einfältig, und ihr Leib voller Finsternis, vollendet im Tod ihres eigenen Messias, der von dem widerstrebenden Pilatus erpresst wurde, zwar blind und nicht ohne Warnung und moralisches Zeugnis, das Gegenteil der falschen Zeugen, die sich gegenseitig zerstörten, aber nicht so blind wie sie, die sagten, dass sie sahen, und so blieb und bleibt ihre Sünde, leider bis zum heutigen Tag (Joh 10)!
Gott aber hat Ihn von den Toten auferweckt. Paulus unterscheidet sich nicht von Petrus, wenn er diese Grundwahrheit des Evangeliums verkündigt. Welch eine durch alle denkbaren Beweise bewiesene Tatsache, die die Gnade bereitstellen konnte, wollte und tat, von der eine solche Sache sowohl Gottes Charakter und Herrlichkeit als auch der Sünde und Torheit des Menschen angemessen zugegeben wird! Es ist auch nicht nur die große Ausnahme, um die Eitelkeit, den Stolz und den Willen des ungläubigen Menschen zurechtzuweisen; sondern was für eine Quelle und Darreichung von Frieden, Licht, Freude und Segen für alle, die glauben!
Hier wird aber nicht der Sieg der Gerechtigkeit, den Gottes Gnade dem Glauben zusichert und frei gibt, dargelegt, und den der Apostel gern auf die Gläubigen ausdehnte, sondern die Entlarvung der Verblendung der Welt und insbesondere Israels, als sie unbewusst alles erfüllten, was über Ihn geschrieben stand, bis sie Ihn vom Kreuz herabnahmen und in eine Gruft legten. Aber Gott hat Ihn aus den Toten auferweckt. Es war nicht nur der Gegenstand der Verheißung gekommen, sondern auch, als alles durch den Unglauben in seiner Verwerfung und seinem Tod verloren schien, das Eingreifen Gottes, indem Er Ihn aus den Toten auferweckte. Darauf antwortet nahezu der Anfang des Römerbriefs, wo der Herr Jesus zuerst als Sohn Davids nach dem Fleisch, dann als Sohn Gottes in Kraft durch Auferstehung aus den Toten nach dem Geist der Heiligkeit vorgestellt wird. Eine Frohe Botschaft vom Sieg über alles, was die Sünde tun konnte, bis hin zum Tod selbst. Der Sieg über das Böse wird in der letzten Festung Satans durch Gottes Gnade in Christus errungen, damit der Mensch glauben und gerettet werden kann, bevor Er das Gericht an seinen hartnäckigen ungläubigen Widersachern vollzieht. Es ist also keine Frage des Verlassenseins des Menschen, denn er hat keine Gerechtigkeit vor Gott, aber viel Ungerechtigkeit in jeder Hinsicht. Die Gerechtigkeit Gottes allein ist von Nutzen, denn Gott ist gerecht in seiner Einschätzung der Wirksamkeit Christi und vor allem seines Todes für die, die in sich selbst völlig verloren sind.
Aber hier weist der Apostel auf die gnädige Fürsorge und Weisheit Gottes hin, indem er den auferstandenen Christus vorstellte, und das nicht nur einmal oder zweimal, sondern „viele Tage“. Wer könnten nun die gültigen Zeugen für diese erstaunliche Tatsache sein? Vergleichsweise oder absolut Fremde in Bezug auf seine Person, oder die, die am meisten mit Ihm vertraut waren, als Er noch lebte? Zweifellos die Letzteren; und solchen erschien Er daher, als Er auferstanden war, den Trägsten von allen, die schließlich glaubten, dass Er wieder lebendig geworden war, im Verhältnis zu ihrer tiefen Trauer und Enttäuschung über sein Kreuz und Grab. Seine Feinde erinnerten sich an seine Worte, dass Er nach drei Tagen auferstehen würde, und versuchten vergeblich, alles durch das Versiegeln des Steins, der das Grab verschloss, und durch die Wache abzusichern, was aber nur zu ihrer eigenen Verwirrung führte, als die Wächter zitterten und wie Tote wurden aus Furcht vor dem Engel, nachdem der Herr auferstanden war.
Doch gerade die unentschuldbare Trägheit seiner Freunde zu glauben, wandte sich zum Guten: „und er ist mehrere Tage hindurch denen erschienen, die mit ihm von Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren, die jetzt seine Zeugen an das Volk sind“ (V. 31). Der gewöhnliche Text mit mehr als einem ausgezeichneten Manuskript der Antike lässt das Adverb weg, obwohl es wirklich betont und wichtig ist. Sie sind jetzt, sagt der Apostel, seine Zeugen für die Juden; und nicht weniger besteht er darauf, weil er nicht einer von ihnen war. In der Tat stellt er sich selbst und Barnabas dieser Klasse gegenüber; denn die Gnade sorgte für einen anderen Charakter des Zeugnisses, wenn auf irgendeine Weise der Mund der Verleumder gestopft werden sollte. Es wurden Zeugen erweckt, die Ihn in den Tagen seines Fleisches nicht gekannt hatten. Nein, Paulus selbst war ein erbitterter Feind, bis der Herr sich an und in seinem Feind, fortan seinem ergebenen Knecht, vor Damaskus offenbarte. Welches mögliche Zeugnis anders oder mehr könnte weise gegeben oder gewünscht werden? Der Unglaube gegenüber Gott ist leider ebenso tödlich in seinem Wesen und Wirken, wie in seinem Ursprung, seinen Zielen und seinen Folgen.