Behandelter Abschnitt Apg 7,1-3
Das bemerkenswerte Zeugnis des Stephanus kommt nun vor uns. Es war passend, dass der hingebungsvolle Hellenist, eher als irgendeiner der Zwölf, neues Gebiet betreten und den Weg für die weitere Verbreitung der Wahrheit ebnen sollte, gerade nach der Erwähnung eines so eindrucksvollen Zeugnisses für ihre anziehende Kraft aus dem Schoß des Judentums im Glauben einer Schar von Priestern (Apg 6,7).
Stephanus wurde beschuldigt, das, was in den Augen der Hebräer am heiligsten war – das Heiligtum und das Gesetz –, herabgesetzt zu haben. Er wurde beschuldigt, dem Nazarener die Absicht zuzuschreiben, „diesen Ort“ zu zerstören und die ihnen von Mose überlieferten Bräuche zu verändern. Was kann von größerem Interesse und Belehrung sein als seine Art, einer so bösartigen Verdrehung seiner Bedeutung zu begegnen? Die Gnade ist niemals der Feind des Gesetzes, obwohl sie unvergleichlich höher ist, sie bestätigt vielmehr das Gesetz. Das prophetische Wort verhehlte nicht, dass von den stattlichen Gebäuden des Tempels nicht ein Stein auf dem anderen bleiben würde; aber war Jesus ein Zerstörer, weil Er ein Prophet und weit mehr als ein Prophet war? Unter seiner Herrschaft wird das Gesetz aus Zion ausgehen, und sogar in der Erniedrigung kam Er nicht, um es zu zerstören, sondern um es zu erfüllen. Aber der Unglaube ist taub und blind und neigt dazu, denen, die die Wahrheit lieben, seine eigenen Übel zuzuschreiben. Sicherlich sagte Stephanus nichts anderes als das, was die Propheten und Mose verkündet hatten, dass es kommen würde.
Der Hohepriester aber sprach: Ist dies so? Er aber sprach: Brüder und Väter, hört! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte, und sprach zu ihm: „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und komm in das Land, das ich dir zeigen werde“ (7,1–3).
Der „Gott der Herrlichkeit“ ist kein bloßer Hebraismus für den „herrlicher Gott“, sondern lenkt das Herz von Anfang an auf den, der ganz und gar über der Welt steht, nicht nur in sich selbst, sondern in seinen Absichten, was auch immer seine Wege inzwischen auf der Erde sind. „Eure Väter wohnten vor alters jenseits des Stromes, Tarah, der Vater Abrahams und der Vater Nahors, und sie dienten anderen Göttern“ (Jos 24,2). Es war souveräne Gnade, dass Gott so erschien. Sogar das Geschlecht Sems, des Vaters und Verwandten Abrahams, waren Götzendiener. Gnade gibt, sie findet nicht, was gut ist. Der Gott der Herrlichkeit erschien nicht nur Abraham, als er sich in Mesopotamien befand und damit am weitesten von „dem Land“ entfernt war, sondern auch in götzendienerischen Verbindungen. Wie wenig verstanden die Juden den Gott der Herrlichkeit oder seinen Knecht Mose! Stephanus, voll von Gnade und Kraft, tat es. Nichts war ihm fremder, als Lästerworte gegen Mose und Gott zu reden (6,11).
Sogar Abraham, gesegnet wie er war, bewegte sich anfangs langsam auf dem Weg des Glaubens. Er verließ nicht Mesopotamien, um auf einmal in Kanaan zu wohnen. Zuvor hielt er sich in Haran auf. Er kam aus seinem Land heraus, aber nicht so schnell „aus seiner Verwandtschaft“, so dass es eine bemerkenswerte Verzögerung gab, in das Land zu kommen, das Gott ihm zeigen würde.