Danach fasst Er diese wichtige Wahrheit der Gemeinschaft mit Ihm zusammen und wendet sie an, und zwar in ihren großen positiven Elementen und in starkem Gegensatz dazu, dass man Ihn verlässt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, denn außer mir könnt ihr nichts tun (15,5).
Nichts ist präziser. Der Herr lässt keine Ungewissheit in einer Angelegenheit, die sowohl Ihn selbst als auch sie so sehr betrifft. So sicher, wie Er der Weinstock war, waren sie die Reben. Es gibt und konnte kein Versagen von seiner Seite aus geben. Es ist leicht für uns, in der Abhängigkeit zu versagen und das Vertrauen in Ihn zu verlieren. In Ihm zu bleiben bedeutet nicht nur, uns selbst zu misstrauen, sondern an Ihm festzuhalten und mit Ihn zu rechnen. Jeder Einfluss um uns herum ist dem entgegengesetzt; jedes natürliche Gefühl nicht weniger. Der Glaube, der allein durch die Liebe wirkt, sichert es, denn dann werden das Ich und die Welt gleichermaßen im Licht Gottes beurteilt. Es ist nicht nur so, dass wir Ihn für die kleinsten Dinge ebenso wahrhaftig brauchen und nicht ohne Ihn auskommen können wie für die größten, sondern Er zieht uns durch seine positive Vortrefflichkeit an. Wenn Er die einzige Quelle der Frucht ist, die dem Vater gefällt, kann Er nicht ungestraft vernachlässigt werden, am wenigsten von denen, die Ihn bekennen. Es ist nicht die Gnade, die ewiges Leben in Ihm gibt, von der der Herr spricht, sondern in diesen Versen spricht Er über die Verantwortung der Jünger. Daher besteht, wie wir sogleich sehen werden, die Gefahr des Verderbens, nicht weniger als der Fruchtlosigkeit, wen jemand nicht in Ihm bleibt.
Dies ist also das Geheimnis des Fruchtbringens. Es liegt nicht an den Gläubigen, sondern im Bleiben in Christus und Christus in uns. Dann gibt es mehr als eine vielversprechende Blüte, Frucht folgt. Wo Er aus unserem Blickfeld verschwindet oder wir woanders hinschauen, gibt es keine solche Kraft: Wir offenbaren unsere Natur, nicht Christus. Auch der Charakter der Umstände hat keinen Einfluss auf das Ergebnis: Er ist allen überlegen, trotz unserer Schwäche. Wenn wir in Christus bleiben, können wir dem Feindlichsten sicher entgegentreten; und wenn Fallen gestellt und Anfechtungen gegeben werden, was macht das schon, wenn wir nach seinem Wort gefunden werden, wenn wir in Christus bleiben und Christus in uns bleibt. Denn dass beides zusammenhängt, garantiert Er, und wir wissen es. Folgt Frucht, weil wir mit lieben Kindern Gottes zusammen sind? Ach, wie oft wird gerade das Gegenteil bewiesen, und die Leichtfertigkeit, wenn nicht die Bitterkeit, im Herzen kommt umso mehr zum Vorschein, weil wir Gläubige sind, die nicht in Christus bleiben. Denn das Gerede von Gläubigen über Gläubige ist noch schmerzlicher als unter den Söhnen dieses Zeitalters, von denen nicht wenige darüber erhaben zu sein scheinen, wenn auch aus Gründen der Natur – natürlich nicht von Christus. Trübsale wiederum können geistliche Frucht nicht verhindern, noch können verderbliche Einflüsse eindringen, wenn wir in Christus bleiben und Christus in uns; aber je größer der Druck, desto mehr Frucht, wo wir so bleiben. Und das Herz empfindet, dass es so sein sollte, wie es ist. Denn da die Verordnungen versagen und das Gesetz die Kraft der Sünde ist (nicht der Heiligkeit, da das Fleisch nichts taugt), hat Christus hier wie überall die Herrlichkeit durch den Glauben und zum Glauben; „denn außer mir könnt ihr nichts tun.“ Auf der anderen Seite ist die Gefahr verhältnismäßig größer.