Behandelter Abschnitt Joh 14,1-4
Nun war der Weg frei, um die Hoffnung des Christen vorzustellen. Der Herr hatte den Jüngern seinen Tod in seinem feierlichsten und gesegnetsten Aspekt vor Augen gestellt, wie wenig sie auch immer in der Lage waren, ihrem Meister gedanklich zu folgen, ja sogar unmöglich, wie der Herr den allzu Zuversichtlichen sagte, obwohl Petrus es erst erfuhr, als er seine eigene völlige Ohnmacht durch die gemeinste Verleugnung dessen, den er liebte, bewies. Wie viel müssen wir durch die schmerzliche und demütigende Erfahrung an uns selbst lernen, weil wir in der beständigen Unterordnung und Abhängigkeit von unserem Herrn versagen! Aber jetzt, nachdem dies geklärt ist, wendet sich der Heiland dem zu, was unfehlbar leuchtet, weil es in Ihm selbst seinen Mittelpunkt hat. Es ist kein Kommen als Sohn des Menschen, um zu richten, nicht seine Erscheinung in Herrlichkeit, um alles, was krumm ist, geradezurücken und über alles gerecht zu regieren. Es ist sein eigenes Kommen für seine Geliebten, damit sie bei ihm sind, wo Er ist, im Haus des Vaters im Himmel.
Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich! In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet. Und wohin ich gehe, [wisst ihr, und] den Weg wisst ihr (14,1–4).
Ein größerer Bruch mit den jüdischen Empfindungen konnte nicht sein als eine solche Hoffnung, ein Schock, der gewiss alles, was sie erwartet hatten, völlig veränderte, aber nur, um eine irdische Aussicht, wie gesegnet sie auch sein mochte, durch eine unvergleichlich gesegnetere und himmlische zu ersetzen. Wenn sein Weggehen durch den Tod, den sie weder in seiner Tiefe des Leidens noch in seinen Auswirkungen verstanden, sondern indem Er sie zurückließ auf der Erde, ihr Herz natürlich beunruhigen könnte, beginnt Er, seine ganze Bedeutung als Wegbereiter des Glaubens zu erklären. Er sollte nicht mehr, wie prophetisch angedeutet, als der Messias Israels auf der Erde sein, noch weniger dort in unbestreitbarer Herrlichkeit und widerstandsloser Macht erscheinen. Er steht im Begriff, als Mensch in den Himmel zu gehen und dort ein Gegenstand des Glaubens zu sein, der nicht mehr gesehen wird, so wie Gott nicht gesehen werden kann. „Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich!“ Das war eine neue Sicht auf den Messias, hier verworfen, im Himmel verherrlicht, auf der Erde geglaubt: einfach genug jetzt, aber dann ein seltsamer Klang und eine ganz neue Ordnung von Verbindungen, die für eine Zeit alles beiseiteschob, was Gläubige und Propheten erwarteten. Nicht, dass diese Dinge mehr als aufgeschoben waren, sondern dass diese ganz und gar unerwarteten und nie gehörten Dinge durch den Hinaufgehen des Herrn nach der Erlösung eintreten sollten. Das Alte Testament (wie z. B. in Ps 110,1) konnte den Mund eines Juden stopfen, der das Gesetz verdrehen könnte, um das Evangelium zu leugnen.
Dies ist also die zentrale Tatsache für den Christen wie für die Versammlung: Christus regiert jetzt nicht über die Erde, sondern ist in der Höhe verherrlicht als Frucht seiner Verwerfung hier auf der Erde. Aber das ist noch lange nicht alles, auch wenn alles andere nur Folgen der göttlichen Gnade oder Gerechtigkeit sind. Danach fährt Er fort, zu entfalten, dass es oben, wo Er ist, Platz für die Gläubigen gibt, die ihrem verworfenen Herrn folgen: „In dem Haus meines sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt, denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten“ (V. 2). Er hätte für diese Gläubigen keine Hoffnung geweckt, die sich nicht verwirklichen ließe. Wenn Er seine eigene strahlende Wohnung beim Vater offenbart, gibt es für sie wie für Ihn reichlich Platz; und seine Liebe, in der Er sich für sie hingegeben hat, würde nichts anderes zurückhalten. Seine Liebe und die Liebe des Vaters – denn in der Tat waren sie eins in den Absichten wie in der Natur – würden sie dort in seiner Nähe haben. Es gibt viele Wohnungen im Haus des Vaters. Es ist keine Frage von Kronen oder Städten oder einem Platz im Königreich. Es wird eine Belohnung nach dem Wandel geben, obwohl die Gnade ihre eigenen souveränen Rechte sichern wird. Aber hier verschwinden Unterschiede vor der unendlichen Liebe, die uns bei sich selbst vor seinem Vater haben wird. Wäre es zu viel, oder wäre es nicht so, hätte Er es uns gesagt, denn Er geht, um uns eine Stätte zu bereiten. Die Liebe könnte niemals, und tut es auch nicht, den absichtlich enttäuschen, den sie liebt.
Es gibt noch eine andere Sache von großer Bedeutung, die damit zusammenhängt, die aber deutlich offenbart wird, anstatt es uns zu überlassen, daraus Schlussfolgernugen zu zeihen. Er kommt, um die Seinen in den Himmel zu holen. Und das sollte immer auf das Herz einwirken, wie wir durch die nachfolgende Lehre des Heiligen Geistes im Rest des Neuen Testaments sehen. Unser neuer Ort, unsere neue Heimat ist dort, wo Christus ist, und wir wissen nicht, wie bald Er uns dorthin holen wird. Zeiten, Daten, Zeichen und Umstände sind absichtlich ausgeschlossen. Der Christ versteht sie durch eine gesunde Einsicht in das Wort, die alle Dinge zur Kenntnis nimmt, aber nichts davon für seine eigene Hoffnung weiß. Er liest sie über den Juden oder den Heiden für die Erde; aber seine sind himmlische Dinge, wo solche Maße nicht gelten. Er schaut über Sonne, Mond und Sterne, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt, und weiß, dass Christus wiederkommt, so gewiss, wie Er gegangen ist, und dies, um uns eine Stätte zu bereiten. Und bemerke: Er sendet keine Engel, um uns dorthin zu sammeln. Das wäre eine große Sache, aber wie unermesslich mehr ist die Liebe sowie die Ehre, dass Er, der Sohn Gottes, wiederkommt und uns zu sich selbst nehmen wird, damit, wo Er ist, auch wir sein können! Er kam für uns, um für unsere Sünden zur Ehre Gottes zu sterben; Er kommt wieder, um uns bei sich zu haben in demselben Haus der göttlichen Liebe und Nähe zum Vater, wo Er ist. Er konnte nicht mehr tun, Er würde nicht weniger tun. Es gibt keine Liebe wie die unseres Herrn Jesus; noch ist die vorhergesagte Erhöhung für Israel und noch weniger für andere, mit ihr zu vergleichen, ebenso wenig wie die Erde mit dem Himmel. „Und wohin ich gehe, wisst ihr, und den Weg wisst ihr“ (V. 4). Seine eigene Person, der Sohn des Vaters, der in Gnade und Wahrheit den Menschen vorgestellt worden ist und den Vater offenbart hat, ist der Weg, der nicht anders als in den Himmel führen konnte. Er kam von Gott und ging wieder zu Gott. Keine irdische Glückseligkeit könnte seine Herrlichkeit angemessen ausdrücken: Er könnte und würde die Herrlichtkeit annehmen und Gott in der Herrlichkeit wie in der Erniedrigung verherrlichen; aber der Gläubige fühlt ständig, dass es mehr und Höheres gibt und geben muss. Der Himmel ist sein, Er, der mit seinem Vater sprechen und über seine Hilfsquellen gebieten konnte, obwohl Er hier niemals den Platz des niedrigsten aller Menschen und des Dieners aller Not verließ. Doch wie Er der bewusste Sohn war, so wussten die Gläubigen, dass Er zum Vater gehen musste, da Er der Weg dorthin war und ist.
Der Herr hatte das innere bewusste Wissen der Jünger nach Gott und die Herrlichkeit seiner eigenen Person dargelegt, zu der sie sich bekannten, damit sie bald durch die Erlösung und die Gabe des Geistes in voller Einsicht erblühen könnten. Aber darin waren sie noch träge, seine Bedeutung zu begreifen; und Thomas, der unter ihnen durch seine düsteren Gedanken auffiel, drückt diese seine Schwierigkeit für alle aus: