Behandelter Abschnitt Joh 13,6-11
Er kommt nun zu Simon Petrus, [und] der spricht zu ihm: Herr, du wäschst mir die Füße? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen. Petrus spricht zu ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du kein Teil mit mir. Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! Jesus spricht zu ihm: Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle. Denn er kannte den, der ihn überliefern würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein (13,6–11).
In göttlichen Dingen ist die Weisheit des Gläubigen die Unterwerfung unter Christus und das Vertrauen auf Ihn. Was Er tut, sollten wir mit Dankbarkeit des Herzens annehmen und beachten, was Maria zu den Dienern beim Hochzeitsmahl sagte: „Was irgend er euch sagen magt, tut.“ Dies tat Simon Petrus nicht. Denn als der Herr sich ihm „in Knechtsgestalt“ näherte, lehnte er ab. War da nicht der Glaube, der durch die Liebe in dem Herzen des Petrus wirkte? Zweifellos beides, aber damals noch nicht in Aktion, sondern begraben unter einem überschwänglichen Gefühl menschlicher Art; sonst hätte er seinem Verstand nicht erlaubt, zu hinterfragen, was der Herr zu tun gedachte. Vielmehr hatte er sich der Liebe Christi gebeugt und zu lernen versucht, wie er lehren konnte, welche tiefe Not in ihm und seinen Mitmenschen sein musste, dass sein Meister einen solch niedrigen, aber notwendigen Dienst tat. Er wusste leider noch nicht, dass Jesus weit tiefer hinabsteigen musste, als sich zu bücken, um den Jüngern die Füße zu waschen, sogar bis zum Tod am Kreuz, wenn Gott verherrlicht und der sündige Mensch gerechtfertigt und mit einem unanfechtbaren Anrecht befreit werden sollte. Aber die Gnade, die dieses unendliche Werk der Versöhnung vollbrachte (die Grundlage für die Erfüllung jeder Anforderung der göttlichen Natur und Majestät und Gerechtigkeit angesichts unserer Schuld und zur Ehre Gottes), würde für jeden Schritt des Weges sorgen, wo es Verunreinigungen gibt. So könnten wir uns der Gemeinschaft erfreuen, trotz der Macht und List Satans und unserer eigenen Schwäche – ja, trotz des Versagens zur Gemeinschaft mit Ihm im Licht. So können wir zur Herrlichkeit Gottes wiederhergestellt werden, zu der Er zurückkehrte und in die wir Ihm zu gegebener Zeit folgen werden.
Petrus glaubte zwar, aber er glaubte noch nicht alles, „was die Propheten geredet haben“ (Lk 24,25). Er ging nur schwach auf das ein, was er selbst später die Leiden Christi und die Herrlichkeiten danach nannte. Er betrachtete den Herrn weiterhin zu ausschließlich als Messias und schätzte erst im Nachhinein die Tiefen, die mit dem Sohn des lebendigen Gottes verbunden waren, obwohl sein eigener Mund seine Herrlichkeit zuvor so bekannt hatte (Mt 16). Die Natur wurde in Petrus zu wenig verurteilt, so dass er ihre Bedeutung und Anwendung und Ergebnisse noch nicht so schätzte, wie es später unter der göttlichen Belehrung der Fall war, als das Kreuz ihren Wert, oder vielmehr ihre Wertlosigkeit, vor Gott und den Menschen offenbarte. Zu selbstsicher und in der Tat nicht nur über sich selbst und die verunreinigende Szene um ihn herum unwissend, sondern auch über die Tiefe und Beständigkeit der Liebe Christi, sagt Petrus zu ihm: „Herr, du wäschst mir die Füße?“ Wir räumen ein, dass er nicht wissen konnte, was noch nicht offenbart war; aber war es angebracht und ehrfürchtig, zu hinterfragen, was der Herr tat? Er mag es als Demut vor sich selbst und als Ehre für den Herrn betrachtet haben, einen so niederen Dienst mit seinen Händen abzulehnen. Aber Petrus hätte nie vergessen sollen, dass Jesus, so wie Er nie ein Wort gesagt hat, auch nie eine Tat getan hat, die nicht Gottes würdig und den Vater verherrlicht hätte; jetzt waren seine Worte und Wege mehr denn je eine Darstellung der göttlichen Gnade, als das menschliche Übel, das Satan nicht nur in den Außenstehenden, sondern auch im innersten Kreis der Seinen anrichtete, im Hinblick auf seinen Weggang erhöhte Deutlichkeit und Intensität verlangte.
Die Wahrheit ist, dass wir von Gott lernen müssen, wie wir Ihn ehren können, und dass wir lernen müssen, in seinem Sinn zu lieben. Wenn jemand meint, er wisse etwas, so weiß er noch nicht, wie er erkennen soll. Das war auch der Fehler des Petrus. Er hätte in Bezug auf seine Gedanken misstrauisch sein und in aller Unterwürfigkeit auf den warten sollen, der, wie viele bekannten, die weit weniger wussten als Petrus, „alles gut gemacht hat“ und absolut das war, was Er sprach, Wahrheit und Liebe in derselben gepriesenen Person. Die Gedanken des Menschen sind niemals so wie die unsrigen; und Gläubige schlüpfen in die des Menschen, es sei denn, sie werden von Gott durch den Glauben gelehrt, auch im Einzelnen und in der Hauptsache; denn wir können und sollen uns auf nichts verlassen. Gott der Vater will, dass der Sohn geehrt wird; und Er wird am meisten geehrt, wenn man Ihm in seiner Erniedrigung glaubt und folgt. Petrus war also ebenso fehlgeleitet, als er es einst wagte, den Herrn zu tadeln, weil Er von seinem Leiden und Sterben sprach, wie jetzt, wenn er fragt: „Du wäschst mir die Füße?“
Aber der sanftmütige Herr antwortete in der Fülle der Gnade und sprach zu ihm: „Was ich tue, weißt [οἰδας] du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen [γνώσῃ]“ (V. 7). War dies nicht ein ernster, aber barmherzige Hinweis an Petrus, wenn er in der Haltung gewesen wäre, zu lernen? Er hätte aus den Worten des Herrn, wenn er sich nicht sofort seinem Handeln beugte, schließen müssen, dass es eine Bedeutung hatte, die Ihm würdig war, der es in wahrer, niedrigster Liebe zu den Kindern Gottes als dem Vater gebührend erachtete, ihnen die Füße zu waschen; er hätte noch mehr daraus schließen müssen, dass er das, was er damals nicht von sich selbst wusste, später lernen würde: Ich nehme an, nach den Dingen, die jetzt geschahen, seine Verwerfung und sein Tod, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt, wenn der Heilige Geist gegeben werden wäre, der sie in alle Wahrheit leitet.
Doch Petrus gehörte noch nicht zu denen, die mit dem Auge des Herrn geleitet werden; er hatte nicht das Bedürfnis, unterwiesen und belehrt zu werden, welchen Weg er gehen sollte. Es war zu viel vom Pferd oder vom Maultier in ihm, Gebiss und Zaum waren noch zu sehr nötig (Ps 32,9); und da er nicht vom Herrn empfing, dass er sich jetzt unterwerfen und später lernen sollte, stürzte er weiter und kühner in den Irrtum mit sich selbst. „Niemals sollst du mir die Füße waschen“: die schärfste Ablehnung, und das nicht nur in diesem Leben, sondern auch für das kommende Leben in Ewigkeit.
Es war ein Gefühl, es war Unwissenheit, kein Zweifel; aber hätte er sich trauen sollen, so starke Worte über die gnädige Art und Tat seines Meisters auszusprechen? Wie gesegnet, dass Er, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der nicht schweigt, um die Person mit einem Band an sich zu binden, der weiß, wann und wie Er das törichte und sogar Gott verachtende Wort verbieten muss, damit es nicht bestehen bleibt und der Person vergeben wird (siehe 4Mo 30)! Der Herr machte die Worte des Petrus in dem Augenblick, in dem Er sie hörte, völlig wertlos, wie wir sehen werden, in der Gnade, die jeden Fehler korrigiert und all unsere Schuld trägt.
Jesus antwortete ihm: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du kein Teil mit mir“ (V. 8). Eine ernste Gewissheit, nicht nur für Petrus, sondern für alle, die dieselbe gnädige Vorsorge seinerseits geringschätzen, die ihre eigene Notwendigkeit vergessen oder nie begriffen haben. Es geht nicht so sehr um das Leben, sondern um die Gemeinschaft, um ein Teil mit Christus und nicht in Ihm, wenn auch nicht wirklich trennbar. Christus war auf dem Weg nach oben zu Gott, Petrus und die anderen waren noch auf der Erde und auf dem Weg von Verunreinigungen umgeben. Christus würde weder in seiner Liebe zu den Seinen nachlassen, noch würde Er ihr Versagen leichtnehmen. Daher die Notwendigkeit der Fußwaschung für die Jünger, die auf ihrem Weg durch die Welt beschmutzt werden können. Und dies geschieht durch das Wort, das der Geist auf das Gewissen anwendet. Der Gläubige beugt sich, richtet sich selbst und wird praktisch gereinigt. Seine Gemeinschaft ist wiederhergestellt, und er kann sich an den Dingen Christi erfreuen. Er hat Teil mit Ihm. „Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt“ (V. 9). Aufgeschreckt durch die Warnung des Herrn, geht sein Diener sofort ins andere Extrem über. Nun kann Petrus nicht genug haben. Er will von allen Seiten gebadet werden, als ob der ganze Wert seiner bisherigen Waschung verdampfen könnte und er sie nicht weniger nötig hätte, als wenn sie nie gewesen wäre. Aber es ist niemals so. Um das Reich Gottes zu sehen und hineinzugehen, muss man von neuem geboren werden, und zwar aus Wasser und Geist. Aber das wird nie wiederholt. Die neue Geburt lässt eine solche Wiederholung nicht zu. Es war falsch anzunehmen, dass man, wenn man aus Gott geboren ist, nichts anderes braucht und dass Verunreinigungen einen Gläubigen entweder nicht treffen können, oder dass sie, wenn sie es tun, nicht von Bedeutung sind.
Was Simon so in seiner Unwissenheit dachte und sagte, hat eine bestimmte theologische Schule in ihrer Anmaßung beschrieben. Aber das ist keine wahre Gotteserkenntnis. Wenn das Gesetz die Übertretung bestraft, verurteilt die Gnade die Sünde noch stärker. Unmöglich, dass irgendein System religiöser Dogmen von Gott sein könnte, das das Böse übergeht oder ignoriert. Aber Simon Petrus, der auf dieser Seite der Gefahr überführt ist, fällt auf dieser Seite in eine andere, und, aufgerüttelt, um die notwendige Waschung zu besitzen, um an Christus Teil zu haben, behauptet das alles sogar für den Gläubigen wie für den natürlichen Menschen. Und auch hier stellt eine entgegengesetzte Schule ihr entsprechendes Dogma vor, leugnet die Stellung des Gläubigen, wenn er unglücklich verunreinigt wird, und besteht darauf, dass er wieder von vorn anfangen muss, vielleicht viele Male in seinem Leben. So wird das ewige Leben als gegenwärtiger Besitz in Christus abgeschafft, und die ständige Verantwortung, die aus der ständigen Beziehung eines Kindes Gottes erwächst. So kann man oft verlorengehen und oft geistlich gerettet werden!
Der Herr korrigiert durch Vorwegnahme beider Schulen, indem er Petrus korrigiert. „Wer gebadet ist [λελουμένος], hat nicht nötig, sich zu waschen [νίψασθαι], ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle. Denn er kannte den, der Ihn überliefern würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein“ (V. 10.11).
So einfach, aber vollkommen, stellt der Herr jede Wahrheit an ihren Platz und in Beziehung zu allen anderen. Die Gnade wird aufrechterhalten, aber auch die Rechtschaffenheit. Nicht eine Sünde wird leichtfertig übergangen. Kein Gläubiger hat Grund zur Entmutigung; sein Versagen ist ein Grund neuer Fürsorge des Herrn, ein neuer Beweis der Liebe, die ihn nicht gehen lässt, sondern ihn segnet, trotz der Nachlässigkeit, womit er sich vom Herrn entfernte. Aber Er wird sich nicht entfernen. Er wäscht die Füße dessen, der schon ganz gewaschen ist, damit er ganz rein sei. So hält die neue Geburt und wird nie erneuert, weil sie wahr und gut bleibt; während das Versagen dessen, der von neuem geboren ist, unter Christi handelnde Liebe und Fürsprache kommt und er dazu gebracht wird, sich selbst zu richten, um die Gemeinschaft wiederherzustellen. Wiederum ist der Fall des Judas nicht einer, in dem er das Leben verlor, sondern in dem er offenbarte, dass er nie aus Gott geboren worden war, wie es in der Tat in keiner Schrift je behauptet wird. Er war kein Schaf Christi, das unrein wurde, sondern ein Hund, der zu seinem Erbrochenen zurückkehrte (2Pet 2,22) – ja, weit schlimmer, wegen einer solchen Nähe zu Ihm, dessen Nähe er für Profit missbrauchte, um Ihn an seine Feinde zu verraten.
Es ist von größter Wichtigkeit, neben der Buße auf der Waschung mit Wasser durch das Wort zu bestehen, sonst wird das Blut Christi von seinem wahren Ziel und seiner Wirkung vor Gott abgelenkt und praktisch als Mittel im Fall des Versagens benutzt.21
Es ist klar, dass diese Lehre Calvins falsch ist und nicht nur auf einer falschen Anwendung des Dienstes des Evangeliums an den Sündern auf die Gläubigen beruht, sondern infolgedessen die Versöhnung als eine große vollendete Tatsache ins Wanken bringt. Es ist nicht wahr, dass der Apostel den Gläubigen diese Botschaft jeden Tag verkündigt. Er erklärt im Gegenteil, dass das Werk vollbracht ist und die Gläubigen einmal gereinigt sind, so dass sie kein Gewissen mehr von Sünden haben (Heb 10,2). Von einer Zurechnung von Sünden oder Irrtümern ist nicht die Rede, auch nicht davon, dass Gott sie nach und nach verurteilt. Der Irrtum untergräbt oder schließt die beständige Beziehung des Christen auf der Grundlage des Friedens aus, die durch das Blut des Kreuzes Christi geschaffen wurde, und der gegenwärtigen und dauerhaften Eignung zur Teilhabe am Erbe der Heiligen im Licht aus (Kol 1,12).
Das eine Opfer Christi hat nicht nur einmal unsere Sünden gesühnt, sondern die Geheiligten in Ewigkeit vollendet (Ebd. 5,14). Der Katholik begegnet der durch das Versagen nach der Taufe entstandenen Not durch Buße mit Hilfe der Schlüssel; der Protestant durch erneute Annäherung an das Opfer Christi, wobei der eine so wenig wie der andere von der Waschung der beschmutzten Füße durch das Wort als Antwort auf die Fürsprache Christi beim Vater weiß. Die fortgesetzte Botschaft ist durch die Diener des Herrn in der Verkündigung des Evangeliums in der Welt. Es ist nicht so, dass Gott den Gläubigen durch einen täglichen Erlass in seine Gunst aufnimmt. Es mag die Notwendigkeit bestehen, die Unreinheit des Fleisches oder des Geistes zu beseitigen, die die Gemeinschaft behindert; aber das setzt voraus, dass die Grundlage der Versöhnung ungestört ist und die Gunst, in der wir stehen. Dass der Christ einer neuen Versöhnung bedarf, dass der Ruf „Lasst euch versöhnen mit Gott“ an die versagenden Gläubigen ergeht, beweist, dass Calvin, so fähig er auch war und selbst ein Heiliger, sogar die elementare und unterscheidende Wahrheit des Evangeliums nicht kannte. Dies öffnete die Tür für den entgegengesetzten Irrtum des Arminianismus, der konsequenter auf demselben Irrtum aufbaut, als ob das ewige Leben keine Bedeutung hätte und das Blut Christi keine ewige Wirksamkeit. Beide Systeme sind falsch.
Die Wahrheit stellt alles an seinen Platz. Das Blut Christi bleibt in seinem unveränderlichen Wert vor Gott als Opfer und juristisch bestehen; aber der versagende Gläubige ist unentschuldbar und seine Füße müssen gewaschen werden. Das Wort muss moralisch auf ihn einwirken, indem es Selbstgericht und Bekenntnis hervorbringt. Der Herr sieht in seiner ewig wachenden Gnade darauf, indem Er sich seiner Sache in lebendiger Liebe mit dem Vater annimmt. Auch der Geist hat seine eigene geeignete Funktion, indem er nicht die Freude der Gemeinschaft mit Christus in den Dingen Christi hervorbringt, sondern hier Kummer und Scham, Schmerz und Demütigung, indem er den Menschen an seine eigenen Wege erinnert – Hast, Leichtsinn, Stolz, Eitelkeit und vielleicht Verderbnis oder Gewalttätigkeit; denn wozu ist das Fleisch ohne Gericht nicht fähig? Durch jenes Wort der Wahrheit wurde er von Gott gezeugt und zum Selbstgericht vor Ihm erweckt; durch dasselbe Wort wird jede Verunreinigung Tag für Tag verurteilt, was sie umso schmerzlicher macht, weil der Geist den Gläubigen daran erinnert, wie Christus für die Sünden gelitten hat, die das Fleisch so leichtnimmt.
Aber weit davon entfernt, die Beziehung aufzulösen, ist das Gefühl der Unvereinbarkeit mit ihr und mit der Gnade, die sie uns mit so viel Aufwand und souveräner Liebe verliehen hat, das, was den Irrenden am meisten erprobt und demütigt. Das Fleisch möchte am liebsten seinen Weg gehen und seinen Lüsten frönen, und die Person würde wieder neu beginnen; aber Gott hält den Gläubigen in einem Verhältnis, das, wenn es echt ist, ewig ist, und macht deshalb jedes Vergehen zu einer umso schlimmeren Sünde, weil es nicht nur gegen das Gewissen und die Gerechtigkeit ist, sondern gegen die reichste Gnade, die Gott in Christus zeigen konnte. Wir wurden mit Gott versöhnt durch den Tod seines Sohnes. Es gibt keine Wiederholung der Versöhnung wie bei der neuen Geburt. Es gibt einen vollständigen Sündenerlass durch sein Blut und damit kein Opfer mehr für die Sünde. Das einzige Opfer, das von Nutzen sein könnte, ist dargebracht und angenommen worden. Aber es gibt, wann immer es nötig ist, eine neue Anwendung von „Wasser durch das Wort“. Und das betrifft immer den Gläubigen. Das Wort deckt auf, während es die Verunreinigung entfernt, indem es den Tod Christi so auf den Menschen anwendet, wie das Blut die Sünden vor Gott behandelt hat. So wird das Werk heilig ausgeführt, ohne die einzige Grundlage für den Frieden des sündigen Menschen wie auch für die göttliche Herrlichkeit zu schwächen.
21 Hören wir Calvin als einflussreichen Zeugen für den damit verbundenen Irrtum, wo er aus dem Versöhnungswort in 2. Korinther 5,20 („Lasst euch versöhnen mit Gott“) lehrt, dass Paulus sich hier an die Gläubigen wendet, statt der Welt die Botschaft der Gnade zu verdeutlichen. „Er verkündet ihnen jeden Tag diese Botschaft. Christus hat also nicht nur gelitten, um einmal unsere Sünden zu sühnen, noch wurde das Evangelium nur zur Vergebung der Sünden eingesetzt, die wir vor der Taufe begangen haben, sondern damit wir, so wie wir täglich sündigen, auch durch einen täglichen Erlass von Gott in seine Gunst aufgenommen werden. Denn dies ist eine fortgesetzte Botschaft, die in der Gemeinde bis zum Ende der Welt eifrig erklingen muss; und das Evangelium kann nicht gepredigt werden, wenn nicht Vergebung der Sünden verheißen wird. Wir haben hier eine ausdrückliche und geeignete Erklärung, um das ungläubige Vertrauen der Katholiken zu widerlegen, das uns auffordert, die Vergebung der Sünden nach der Taufe aus einer anderen Quelle zu suchen als aus der Sühnung, die durch den Tod Christi bewirkt wurde. Diese Lehre wird aber in allen Schulen des Papsttums allgemein vertreten, dass wir nach der Taufe den Sündenerlass durch Buße mit Hilfe der Schlüssel verdienen (Mt 16,19), als ob die Taufe selbst uns dies ohne Buße gewähren könnte. Mit dem Begriff Buße meinen sie aber die Genugtuung. Was aber sagt Paulus hier? Er ruft uns auf, nach der Taufe nicht weniger als vor der Taufe zu der einen Sühnung zu gehen, die Christus geleistet hat, damit wir wissen, dass wir sie immer unentgeltlich erhalten. Ferner ist ihr ganzes Geschwätz über die Verwaltung der Schlüssel sinnlos, da sie die Schlüssel getrennt vom Evangelium betrachten, während sie nichts anderes sind als das Zeugnis einer unentgeltlichen Versöhnung, die uns im Evangelium zuteilwird“ (Comm. Epp. to the Corinthians, Calvin Soc., ii. 240, 241).↩︎