Behandelter Abschnitt Joh 11,11-16
Der Herr möchte die Herzen der Seinen üben. So wie sein Verweilen an demselben Ort zwei Tage lang nicht der Impuls eines menschlichen Gefühls war, so geschah sein Hingehen an den Ort des tödlichen Hasses gemäß dem Licht, in dem Er wandelte. Er hat noch mehr zu sagen, worüber sie nachdenken mussten. Er verharrt in der Abhängigkeit; Er wartet auf den Willen seines Vaters. Das allein bestimmt sein Handeln.
Dies sprach er, und danach sagt er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, ist eingeschlafen; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken. Da sprachen die Jünger zu ihm: Herr, wenn er eingeschlafen ist, wird er geheilt werden. Jesus aber hatte von seinem Tod gesprochen; sie aber meinten, er rede von der Ruhe des Schlafes. Dann nun sagte ihnen Jesus geradeheraus: Lazarus ist gestorben; und ich bin froh um euretwillen, dass ich nicht dort war, damit ihr glaubt; aber lasst uns zu ihm gehen! Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den Mitjüngern: Lasst auch uns gehen, dass wir mit ihm sterben! (11,11–16).
Nun beginnt der Herr zu offenbaren, was Er zu tun im Begriff stand; aber sie waren stumpfsinnig, einerseits an den Tod, andererseits an seine Auferstehungskraft zu denken. Die Verhinderung des Todes, die Heilung von Krankheiten, ist weit vom Triumph über den Tod entfernt. Die Jünger sollten durch den Anblick der Auferstehung gestärkt werden, bevor Er am Kreuz starb und auferstand.
Es ist wichtig zu beachten, dass hier, wie überall, vom Schlaf des Leibes die Rede ist. Es ist das geeignete Wort des Glaubens für den Tod: Wie finster ist der Unglaube, der es ins Gegenteil verkehrt, wie es einige tun, um die Seele zu materialisieren! Er, der die Wahrheit ist, spricht, wie die Sache wirklich ist. Er wusste, dass Er Lazarus auferwecken würde.
Aber der Herr, der den Glauben prüft, begegnet der Schwäche seiner Jünger und klärt die Schwierigkeit auf. Er sagt ihnen klar und deutlich: „Lazarus ist gestorben“, und drückt ihnen gegenüber seine Freude darüber aus, dass Er nicht da war (d. h. nur um zu heilen), damit sie glauben, obwohl sie seine Macht, Tote zu lebendigzumachen und aufzuerwecken, besser kannten. Der schwermütige Thomas sieht nur, dass Er sich in den Tod stürzen würde, als Er vorschlug, nach Judäa zu gehen, obwohl seine Liebe zum Herrn ihn zu der Aussage veranlasst: „Lasst auch uns auch gehen, damit wir mit Ihm sterben! (V. 16). Wie armselig sind die Gedanken eines Jüngers, sogar da, wo die Zuneigung zu dem Meister echt war, da Er in der Tat im Begriff war, in bereitwilliger Gnade für sie zu sterben – ja, für ihre Sünden –, damit sie ewig lebten, gerechtfertigt von allen Dingen; der aber, bevor Er starb, als Opfer beweisen wollte, dass Er nicht nur leben, sondern auch den Toten das Leben geben konnte, wie Er es wollte, und zwar im Gehorsam seinem Vater gegenüber und in Gemeinschaft mit Ihm! So ist unser Heiland.