Vers 11: „Unser Freund Lazarus schläft; aber ich gehe hin, daß ich ihn aufwecke." Er wußte also um die Not der Schwestern; Er wußte, daß es zum äußersten mit Lazarus gekommen war, und dennoch tat Er keinen Schritt zu ihrer Hilfe. Er wartete ohne die geringste Nervosität und Bangigkeit auf Weisung von oben. Ihm war alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden, und Er gebrauchte diese Macht unter der Leitung des Vaters und des Heiligen Geistes. Was man auch von Ihm erwarten konnte, welches auch die Folgen sein mochten, Er blieb unerschüttert in dem Vertrauen, daß der Vater alles recht machen und Ihm zur rechten Zeit die nötigen Winke zukommen lassen werde. Es war das die Stellung der Anbetung einem Vater gegenüber, der sich nie verrechnet, und dem der Sohn zur Verfügung stand, ohne sich von irgend einer Seite drängen zu lassen. Das ist Majestät und königlicher Sinn. Daß er ein Herz für die Geschwister hatte, sieht man aus allem. War doch das Geschwisterheim der Ort, wo Er sich — wenn irgendwo auf Erden — zu Hause fühlte, wo man Ihm Verständnis entgegenbrachte — aber Er ging nicht öfter und nicht früher hin, als der Vater Ihn schickte. So geschah es denn, daß Lazarus schließlich starb und begraben wurde. Hätten die Schwestern den Herrn wirklich verstanden, so hätten sie den Bruder wahrscheinlich nicht ins Grab gelegt.
In Vers 9 redet Jesus im Bilde, wenn Er sagt: „Sind nicht des Tages zwölf Stunden? Wer des Tages wandelt, der stößt sich nicht; denn er siehet das Licht der Welt." Vers 10 findet sich die Anwendung. Im Bilde ist von unserem natürlichen Lichte der Welt die Rede — in der Anwendung — Vers 10 — spricht der Herr vom innern Licht. Das innere Licht kann aber nicht leuchten, wenn der Mensch anderes auf sich einwirken läßt — sonst hat ja der Geist nicht mehr das Wort.