Behandelter Abschnitt Joh 9,24-25
Sie riefen nun zum zweiten Mal den Menschen, der blind war, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. Da antwortete er: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; eins weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehe (9,24.25).
Sie nehmen nun den höchsten Standpunkt ein; sie halten wenigstens an der göttlichen Seite fest, wenn andere von dem scheinbar Guten, das dem Menschen getan wird, mitgerissen werden. Entsprechend fordern sie ihn auf, Gott die Ehre zu geben, während sie ihre uneingeschränkte Gewissheit bekräftigen, dass Jesus ein Sünder war. Es ist auch nicht ungewöhnlich gewesen von jenem Tag an bis heute, dass Menschen behaupten, Gott auf Kosten seines Sohnes zu ehren; wie der Herr seine Jünger gewarnt hat, bis zum Äußersten zu erwarten, wo der Vater und der Sohn unbekannt sind. Aber der Mann bringt in seiner Einfalt die Tatsache vor, die er tief empfand und die sie gern verbergen würden. „Da antwortete er: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; eins weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehe“ (V. 25). Kein Argument kann gegen die Logik der Realität bestehen – vor allem gegen eine solche Realität wie diese. Er wusste gewiss nicht, was sie zu wissen vorgaben; dass Jesus aber ein Sünder war, konnte nicht sein: Er behauptet den deutlichsten und unwiderlegbarsten Beweis; und dies aufgrund dessen, was Er vor allem war. Wenn die Vernunft unzeitgemäß und machtlos ist, was ist dann religiöse Abneigung angesichts einer unbestreitbaren Tatsache, die die mächtige Macht und Güte Gottes beweist? Ihre Bemühungen bewiesen ihren Unwillen gegen Ihn, der so gewirkt hatte: die gesegnete Wirklichkeit blieb, ungeachtet der Andeutungen oder der Angriffe des Unglaubens.
Es ist auch gut, zu bemerken, dass mit dem Glauben ein mächtiges Wirken Gottes verbunden ist, mit seinen eigenen charakteristischen Wirkungen, und wichtiger in jedem Menschen, der an das Evangelium glaubt, als selbst das, wovon der Mann, der einst blind war, aber jetzt sieht, so überzeugt war. Diejenigen, die glauben, werden vom Tod in Übertretungen und Sünden lebendiggemacht und leben fortan für Gott. Mit Christus gekreuzigt, leben sie dennoch, aber nicht sie selbst eigentlich, sondern Christus lebt in ihnen. Sie sind dadurch der göttlichen Natur teilhaftig, da sie aus Gott geboren sind. Es ist keine Verbesserung ihrer alten Natur als Menschen. Sie sind aus Wasser und Geist geboren; sie sind durch das Wort der Wahrheit gezeugt. Dieses neue Leben ist mit dem Glauben verbunden, das sich in völlig anderen Gedanken und Neigungen zeigt, wie auch in ihrem Wandel. Die Geschichte des blinden Mannes, der nun sehen konnte, ist ein passendes Beispiel für seinen allmählichen Fortschritt inmitten von Widerstand und Verfolgung.
Die Hartnäckigkeit der Pharisäer findet in dem Mann einen stillen Mut, der sich von den Ängsten seiner Eltern abhebt und sogar die Ansprüche dessen, der eine so gute und große Tat vollbracht hatte, auf seine Gegner in einer Weise drängt, der sie nicht widerstehen konnten. Wenn sie den Mann mit der Frage bedrängen: „Wie?“, antwortet er mit der Frage: „Warum?