Dieser Vers 15 scheint eine Klammer zu sein, wenn auch voll von Belehrung. Aber die direkte Linie der Wahrheit verläuft weiter:
Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade (1,16).
Eine staunenswerte Wahrheit! Er ist die Gabe und der Geber – voller Gnade und Wahrheit; und aus seiner Fülle haben wir alle empfangen.7 Das ist das Teil des geringsten Gläubigen. Der Stärkste ist nur deshalb der Stärkere, weil er Ihn besser zu schätzen weiß. Denn es gibt keinen Segen außerhalb von Ihm, und folglich keinen Mangel für einen Menschen, der Jesus besitzt. Wenn die Gläubigen in Kolossä oder andere versuchten, dem Herrn irgendetwas anderes hinzuzufügen, ist das ein echter Verlust und kein Gewinn. Es ist nur ein Hinzufügen dessen, was von Ihm ablenkt. Denn Christus ist alles (τὰ π.) und in allem.
7 Bevor unser Apostel starb, säte der Gnostizismus seine verderbliche Saat, es scheint, sogar vor dem Tod des Apostels Paulus. Zu Beginn des zweiten Jahrhunderts wissen wir, dass Basileides das System so weit entwickelt hatte, dass er Jesus von Christus trennte, wobei letzterer eine Ausstrahlung [„Æon“] von Gott war, die mit Jesus bei seiner Taufe vereinigt wurde und vor seinem Tod am Kreuz zu der Fülle in der Höhe zurückkehrte. So wurde die Menschwerdung nicht weniger als das Sühnungsopfer annulliert. Aber selbst Christus war in dieser pietätlosen Träumerei nicht der wahre Gott, sondern nur eine Ausstrahlung, gesandt, um den guten Gott bekanntzumachen und den Demiurgen zu entlarven, der die Welt mit all ihren Übeln untrennbar von der Materie gemacht hat. Man sieht leicht, wie die Lehre der Apostel diese pietätlose und zerstörerische Unwahrheit vorwegnehmend bekämpft, indem sie die einfache Wahrheit der Person und des Werkes Christi vorstellt, obwohl damals nur die Keime erschienen sein mögen.↩︎