Behandelter Abschnitt Lk 24,36-49
Und so wird es uns hier gelehrt: „Während sie aber dies redeten, trat er selbst in ihre Mitte und spricht zu ihnen: Friede euch! Sie aber erschraken und wurden von Furcht erfüllt und meinten, sie sähen einen Geist. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr bestürzt, und warum steigen Gedanken auf in eurem Herzen? Seht meine Hände und meine Füße, dass ich es selbst bin; betastet mich und seht, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Gebein, wie ihr seht, dass ich habe. Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße. Als sie aber noch nicht glaubten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? Sie aber reichten ihm ein Stück gebratenen Fisch und von einer Honigscheibe; und er nahm es und aß vor ihnen“ (V. 36–43). Es ist der Herr selbst, auferstanden von den Toten, aber ein wirklicher Mensch, mit Händen und Füßen, fähig, angefasst und gesehen zu werden, nicht ein Geist, sondern ein geistiger Leib (1Kor 15,44). Dafür gab Er den besten Beweis, indem Er in ihrer Gegenwart aß. Da Er einen Leib hatte, konnte Er essen; da Er einen geistigen Leib hatte, brauchte Er nicht zu essen. So hatte die Auferstehung des Leibes ihre herrliche Bestätigung in seiner eigenen Person, die notwendige und wichtigste mögliche Unterstützung ihres Glaubens. Das Christentum gibt sowohl dem Leib als auch der Seele einen unermesslich erweiterten Raum; denn unsere Leiber sind nun der Tempel des Heiligen Geistes, so sicher wie wir mit einem Preis erkauft sind, und die Ermahnungen zur christlichen Heiligkeit gründen sich auf diese eine wundersame Tatsache. Christus war das große Vorbild des Menschen; sein Leib war der Tempel Gottes. Wir sind nur durch seine Erlösung dazu ausgerüstet.
Aber darüber hinaus gibt es eine Botschaft. „Er sprach aber zu ihnen: Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht in dem Gesetz Moses und den Propheten und Psalmen. Dann öffnete er ihnen das Verständnis, die Schriften zu verstehen, und sprach zu ihnen: So steht geschrieben, dass der Christus leiden und am dritten Tag auferstehen sollte aus den Toten und in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden sollten allen Nationen, angefangen von Jerusalem. Ihr aber seid Zeugen hiervon; und siehe, ich sende die Verheißung meines Vaters auf euch. Ihr aber, bleibt in der Stadt, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe“ (V. 44–49).
Es war keine neue Sache für den Herrn, seinen Tod und seine Auferstehung zu offenbaren. Er hatte es von der Verklärung an mit zunehmender Deutlichkeit angekündigt; aber sie hatten eine Wahrheit, deren Notwendigkeit sie für sich selbst nicht empfanden und deren moralische Herrlichkeit sie für Gott noch nicht sehen konnten, wenig beachtet. Es war unmöglich, mit Wahrheit zu behaupten, dass es eine Überraschung für Jesus war, oder dass Gesetz, Psalmen und Propheten es übersehen hatten, denn an dieser Wahrheit seines Todes und seiner Auferstehung hängen die Vorbilder als Ganzes, und dies ist die tiefste Botschaft der Propheten und des Psalmisten. Aber nun war der leidende Christus von den Toten auferstanden, und Buße und Vergebung der Sünden musste in seinem Namen allen Nationen gepredigt werden, mit Jerusalem als Ausgangspunkt. Welche wunderbare Gnade! Die Nationen hatten Ihn auf Betreiben Jerusalems erschlagen, aber Gott ist in seiner Liebe über alles Böse der Menschen oder seines eigenen Volkes hinweg tätig.
Es ist jedoch gut zu beachten, dass die Buße mit der Vergebung der Sünden gepredigt wird. Wir können ihre Bedeutung nicht übertreiben, wenn wir sie nicht missbrauchen, um das Gnadenwerk Gottes durch Jesus Christus, unseren Herrn, abzuwerten. Zweifellos wird es von vielen missbraucht und noch mehr missverstanden; aber die Buße bleibt eine Notwendigkeit für jeden, der von seinen Sünden auf den Erlöser schaut. Er hat das Werk vollbracht, durch das dem Gläubigen Vergebung der Sünden zuteilwird; aber es ist nicht der Glaube der Auserwählten Gottes, wo jemand seine Sündhaftigkeit übersieht, wo der Heilige Geist nicht durch das Wort Gottes, das auf das Gewissen angewandt wird, Selbstgericht bewirkt. Der Glaube, ohne eine solche Anerkennung und Selbstverachtung und Bekenntnis unserer Sünden und unseres Zustandes, ist nur intellektuell und wird uns in der Trauer nicht helfen, wenn wir am meisten festen Boden und Frieden mit Gott brauchen. Die Reue hingegen ist keine Vorbereitung auf den Glauben, sondern die Begleitung desselben, und sie ist allein wirklich, wo der Glaube von Gott ist. Sie wird auch vertieft, wenn der Glaube klarer sieht.
Es ist auch gut zu beachten, dass die Verheißung des Vaters von der Buße und der Vergebung der Sünden zu unterscheiden ist, wie sie wiederum von der Öffnung des Verstehens zum Verständnis der Schrift ist. Diese hatten die Jünger bereits; sie mussten auf die Verheißung des Vaters warten. Bis zum Herabkommen des Geistes wurden sie nicht mit Kraft aus der Höhe ausgestattet. Dann wurde der Heilige Geist vom Himmel herabgesandt und wirkte auf verschiedene Weise zur Ehre des Herrn.