Behandelter Abschnitt Lk 20,9-19 „Er fing aber an, zu dem Volk dieses Gleichnis zu sagen: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und verpachtete ihn an Weingärtner und reiste für lange Zeit außer Landes. Und zur bestimmten Zeit sandte er einen Knecht zu den Weingärtnern, damit sie ihm von der Frucht des Weinbergs gäben; die Weingärtner aber schlugen ihn und schickten ihn leer fort. Und er fuhr fort und sandte einen anderen Knecht; sie aber schlugen auch den und behandelten ihn verächtlich und schickten ihn leer fort. Und er fuhr fort und sandte einen dritten; sie aber verwundeten auch diesen und warfen ihn hinaus. Der Herr des Weinbergs aber sprach: Was soll ich tun? Ich will meinen geliebten Sohn senden; vielleicht werden sie sich vor diesem scheuen. Als aber die Weingärtner ihn sahen, überlegten sie miteinander und sagten: Dieser ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten, damit das Erbe unser werde. Und als sie ihn aus dem Weinberg hinausgeworfen hatten, töteten sie ihn. Was wird nun der Herr des Weinbergs ihnen tun? Er wird kommen und diese Weingärtner umbringen und den Weinberg anderen geben. Als sie aber das hörten, sprachen sie: Das sei ferne! Er aber sah sie an und sprach: Was ist denn dies, das geschrieben steht: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden“? Jeder, der auf jenen Stein fällt, wird zerschmettert werden; auf wen irgend er aber fällt, den wird er zermalmen“ (V. 9–18).
Über die Wahrheit, die allen gemeinsam ist, brauchen wir jetzt nicht zu sprechen. Aber der vergleichende Leser möge die größere Fülle der Einzelheiten bei Matthäus und Markus als bei Lukas in Bezug auf den Umgang mit Israel bemerken, wie auch die größere Genauigkeit bei Markus in Bezug auf den Empfang, den die Knechte und der Sohn erhielten. Man beachte andererseits auch, dass Markus und Lukas einfach davon sprechen, den Weinberg anderen zu geben, Matthäus davon, ihn an andere Weingärtner zu verpachten, die ihm die Früchte zu ihrer Zeit liefern sollen. Die Verantwortung ist also bei Matthäus am stärksten ausgeprägt, die Gnade bei Lukas, beides ist wahr und von großer Bedeutung. Wiederum ist es bei Matthäus „wer auf diesen Stein fällt“, bei Lukas „jeder“ und so weiter. Es gibt eine Weite im Gericht wie in der Gnade. Markus hat den Vers gar nicht, da er nichts mit dem Dienst zu tun hat, dem Thema des Geistes durch ihn. „Und die Schriftgelehrten und die Hohenpriester suchten in derselben Stunde die Hände an ihn zu legen, doch sie fürchteten das Volk; denn sie erkannten, dass er dieses Gleichnis im Blick auf sie geredet hatte“ (V. 19). Wieder bemerkt der Heilige Geist ihr schlechtes Gewissen, ihren Hass auf Jesus und ihre Furcht vor dem Volk. Gott war in keinem ihrer Gedanken, sonst hätten sie Buße getan und an Jesus geglaubt. Was für ein Kommentar zu dem Gleichnis war ihr Wunsch, ihm die Hände aufzulegen! So sollten sie bald die Stimme der Propheten und das Gleichnis des großen Propheten selbst erfüllen.