Behandelter Abschnitt Lk 14,25-35
Als der Her weggeht, gingen große Volksmengen mit Ihm, an die er sich mit den Worten wendet: „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter und seine Frau und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein“ (V. 26). Sie mögen gedacht haben, dass sie den Herrn auf jeden Fall besser behandeln würden als seine Botschaft – so wenig weiß der Mensch von sich selbst. Der Herr wollte nicht zulassen, dass die Volksmenge, die Ihm damals folgte, sich schmeichelte, dass sie wenigstens bereit war, am Gastmahl teilzunehmen, dass sie unfähig war, Gott mit der im Gleichnis beschriebenen Verachtung zu behandeln. Der Herr sagt ihnen also, was es bedeutet, Ihm zu folgen.
Der Jünger muss Christus so einfach und entschieden nachfolgen, dass es für andere Augen eine völlige Vernachlässigung der natürlichen Beziehungen und eine Gleichgültigkeit gegenüber den nächsten und stärksten Ansprüchen der Verwandtschaft wäre. Nicht, dass der Herr zu mangelnder Zuneigung aufruft; aber so kann und muss es bei denen aussehen, die in seinem Namen zurückgelassen werden. Die Anziehungskraft der Gnade muss größer sein als alle natürlichen Fesseln oder sonstige Ansprüche irgendwelcher Art an den, der sein Jünger sein will.
Und mehr als das: Es geht darum, sein Kreuz zu tragen und Ihm nachzufolgen. „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein“ (V. 27). Es reicht nicht aus, zunächst zu Ihm zu kommen, sondern wir müssen Ihm Tag für Tag nachfolgen. Wer das nicht tut, kann nicht sein Jünger sein. So sehen wir in Vers 26 das Verlassen von allem für Christus, und in Vers 27 die Nachfolge Christi mit Schmerz und Leid und das Weitergehen darin.
Auch hier verschweigt der Herr die Schwierigkeiten des Weges nicht, sondern legt sie in zwei Vergleichen dar. Der erste ist der eines Mannes, der einen Turm bauen wollte, der nicht die Weisheit hatte, die Kosten zu berechnen, bevor er begann. So würde es jetzt mit den Menschen sein. Zweifellos ist es eine große Sache, Jesus in den Himmel zu folgen, aber dann kostet es etwas in dieser Welt. Es ist nicht alles Freude; aber es ist gut und weise, auch die andere Seite zu betrachten.
Dann gibt der Herr einen weiteren Vergleich. Es ist wie ein König, der in den Krieg zieht gegen einen, der doppelt so viele Truppen hat. Wenn ich nicht gut ausgerüstet bin, ist es mir unmöglich, dem zu widerstehen, der mit der doppelten Zahl meiner Truppen gegen mich antritt; noch viel weniger kann ich mich gegen ihn durchsetzen. Die unvermeidliche Folge davon, dass wir Gott nicht auf unserer Seite haben, ist, dass wir, wenn der Feind weit entfernt ist, eine Gesandtschaft aussenden und Bedingungen des Friedens erbitten müssen. Aber ist es nicht Frieden mit Satan und ewiges Verderben? „So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein“ (V. 33). Ein Mensch sollte auf das Schlimmste gefasst sein, was Mensch und Satan tun können. Es ist immer wahr, wenn auch nicht immer offensichtlich; aber die Schrift kann nicht gebrochen werden, und im Lauf der Erfahrung eines Jüngers kommt eine Zeit, in der er auf die eine oder andere Weise erprobt wird. Es ist daher gut, uns alles gründlich anzusehen; aber dann Jesus und seinen Ruf zur Nachfolge abzulehnen, nicht sein Jünger zu sein, bedeutet, für immer verloren zu sein.
Der Herr schließt mit einer weiteren vertrauten Anspielung aus dem täglichen Leben. „Das Salz nun ist gut; wenn aber auch das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gewürzt werden?“ (V. 34). Hier wird die Gefahr gezeigt, dass das, was gut beginnt, schlecht wird. Was gibt es auf der Welt, das so nutzlos ist wie Salz, wenn es die eine Eigenschaft verloren hat, wegen der es geschätzt wird? „Es ist weder für das Land noch für den Dünger tauglich; man wirft es hinaus“ (V. 35a). Es ist schlimmer als nutzlos für jeden anderen Zweck.
So ist es mit dem Jünger, der aufhört, ein Jünger Christi zu sein. Er ist für die Zwecke der Welt nicht geeignet, und er hat die Zwecke Gottes aufgegeben. Er hat zu viel Licht oder Wissen, um sich auf die Eitelkeiten und Sünden der Welt einzulassen, und er hat keinen Genuss der Gnade und der Wahrheit, der ihn auf dem Weg Christi hält. „Man wirft es hinaus“, das bedeutet, dass man ausgestoßen wird, ohne zu sagen, von wem. Geschmackloses Salz wird zum Objekt der Verachtung und des Gerichts. „Wer Ohren hat, zu hören, der höre!“ (V. 35b; vgl. Mt 11,15), wie erst der Aufruf an das Gewissen!