Behandelter Abschnitt Lk 14,12-14
Dann finden wir weiter, dass es nicht nur um Gäste geht, sondern um einen Gastgeber: Er hat für jeden Menschen ein Wort. Gott sucht die Liebe in dieser Welt, und das auch abseits der Natur. Seine Liebe gilt nicht nur den Freunden oder der Familie, sie gilt überhaupt nicht nach diesem Prinzip. „Wenn du ein Mittagsmahl oder ein Abendessen machst, so lade nicht deine Freunde noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche Nachbarn, damit nicht etwa auch sie dich wieder einladen und dir Vergeltung werde“ (V. 12). Ein Zeugnis für Christus ist durch das Übernatürliche gekennzeichnet. Es gibt kein Zeugnis für seinen Namen in bloß natürlicher Freundlichkeit oder familiärer Zuneigung, aber wo es Liebe ohne ein menschliches Motiv oder irgendeine Hoffnung auf Belohnung gibt, gibt es ein Zeugnis für Ihn. Genau das tut Gott jetzt im Evangelium, und wir sind aufgerufen, Nachahmer Gottes zu sein. Es soll nicht nur darum gehen, ein Mittagsmahl oder ein Abendessen zu machen, sondern die Gnade soll unserem ganzen christlichen Leben ihren Stempel aufdrücken. Die ganze Zeit der Verkündigung des Evangeliums wird, wie wir weiter unten sehen werden, mit einem Festmahl verglichen, zu dem die Aktivität der Liebe aus dem Elend dieser Welt einlädt.
Daher fügt der Herr hinzu: „Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Krüppel, Lahme, Blinde, und glückselig wirst du sein, weil sie nichts haben, um dir zu vergelten; denn dir wird vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten“ (V. 13.14). Wie göttlich schön und doch wie anders als die Welt und ihre soziale Ordnung, aus der der Christ herausgerufen ist! Wenn wir so in selbstloser, aufopfernder Liebe handeln, wird Gott sicher nach allen seinen Mitteln und seinem Wesen vergelten. Das wird bei der Auferstehung der Gerechten sein, der großen und endgültigen Begebenheit, wenn alle, die von der Welt getrennt sind und sein werden, wenn die menschliche Selbstsucht für immer verschwunden sein wird, wenn die, die Christus angehören, durch den einen, Christus Jesus, im Leben herrschen werden. Alles, was dem nicht entspricht, ist nicht die Ausübung des Lebens Christi, sondern unserer Natur in dieser Welt; und das ist genau das, was bei der Auferstehung der Gerechten keinen Platz hat.
Der Herr spricht hier von einer besonderen Auferstehung, an der die Ungerechten keinen Anteil haben. Nicht, dass diese nicht auch aus ihren Gräbern auferstehen werden; denn sie müssen ja zum Gericht auferstehen. Aber unser Text spricht von der Auferstehung des Lebens, an der keiner teilhaben kann außer denen, die durch die Gnade Gottes gerecht sind – gerechtfertigt, zweifellos, aber auch gerecht –, die das Gute taten, im Gegensatz zu denen, die das Böse taten. Andere Schriftstellen beweisen, dass diese beiden Auferstehungen sich zeitlich deutlich unterscheiden wie in ihrem Charakter; und die große neutestamentliche Prophezeiung bestimmt, dass mehr als tausend Jahre die eine von der anderen trennt, obwohl die Wirkungen für beide nie vergehen. Es ist auch offensichtlich, dass nur die Auferstehung der Gerechten eine Belohnung zulässt. Für die Ungerechten kann es nur ein gerechtes Gericht geben.