Behandelter Abschnitt Lk 9,28-36
Acht Tage danach, als die Herrlichkeit im Begriff war, zu erscheinen, betet der Herr: „Und während er betete, wurde das Aussehen seines Angesichts anders und sein Gewand weiß, strahlend“ (V. 29). Lukas ist der Einzige der Evangelisten, der hier sein Gebet erwähnt, und dass Er, während Er betete, verklärt wurde. „Und siehe, zwei Männer unterredeten sich mit ihm, welche Mose und Elia waren“ (V. 30), das waren die Repräsentanten der gestorbenen und auferweckten, der lebenden und verwandelten Gläubigen. Mose ist gestorben und wird hier als auferstanden gesehen, und Elia als das Vorbild derer, die verwandelt werden sollen. „Diese erschienen in Herrlichkeit und besprachen seinen Ausgang, den er in Jerusalem erfüllen sollte“ (V. 31). Dies ist das große Thema der himmlischen Reden. Es kann keine Tatsache darüber hinaus geben, die so kostbar ist wie der Tod Jesu. Er wird das große Thema in der ganzen Ewigkeit sein. Er ist die Grundlage aller Wege Gottes in der Erlösung, der höchste moralische Ruhm Gottes, wie Er der völligste Beweis seiner Liebe ist. Auf der Erde nimmt Jesus den höchsten Platz ein, wie leider auch den niedrigsten für uns und unsere Sünden, doch Er ist auch der Höchste in der Gnade, wie Er es in den Wegen Gottes sein wird. So wird es sein in den Tagen des Reiches Gottes, wenn Gottes Ratschlüsse für die Erde und auch für den Himmel erfüllt werden. „Petrus aber und die, die bei ihm waren, waren vom Schlaf beschwert“ (V. 32). Die Jünger schliefen im Garten, als Christus durch seinen Todeskampf ging, und sie waren vom Schlaf beschwert, als die Herrlichkeit Christi offenbart wurde. So ist der Mensch völlig wertlos für die Gemeinschaft, sei es mit dem Leiden oder der Herrlichkeit, und dies, nicht der Mensch ohne göttliches Leben, sondern die auserwählten Jünger, die zukünftigen Säulen des Werkes, die Würdigsten und Vorzüglichsten der Erde (vgl. Ps 16,3). Doch diese, wie sie nicht eine Stunde wachen konnten, als es um die Leiden Jesu ging, so waren sie vom Schlaf beschwert, als seine Herrlichkeit in seinem Reich offenbart wurde. So gänzlich unfähig ist der Mensch, innerlich eine Antwort auf die Darstellung Gottes und der Gnade Christi oder der Herrlichkeit zu geben, die Er für ihn vorsieht. „Als sie aber völlig aufgewacht waren, sahen sie seine Herrlichkeit und die zwei Männer, die bei ihm standen. Und es geschah, als sie von ihm schieden, dass Petrus zu Jesus sprach: Meister, es ist gut, dass wir hier sind; und wir wollen drei Hütten machen, dir eine und Mose eine und Elia eine; und er wusste nicht, was er sagte“ (V. 32.33). In der Tat, er wusste es nicht was er sagte. Es war schiere Vergesslichkeit der persönlichen Würde Jesu. Sie wollten drei Hütten machen, eine für seinen Meister und die anderen beiden für seine Diener, Mose und Elia.
Wollte Petrus also seinen Meister, den Herrn von allem, auf eine Stufe mit dem Haupt des Gesetzes und dem Obersten der Propheten stellen? Petrus dachte, das wäre eine große Ehre für Ihn! Er war ganz und gar auf dem Holzweg. Die Wurzel allen Unrechts ist die Abwertung Jesu. Die Kraft für alles Gute ist der Glaube an seine Herrlichkeit. So versucht Petrus auf menschliche Weise, Jesus zu ehren, und erniedrigt Ihn in Wirklichkeit; und das würde Gott, der Vater, niemals zulassen, besonders nicht bei einem Jünger. „Als er aber dies sagte, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie fürchteten sich aber, als sie in die Wolke eintraten“ (V. 34), das bekannte Symbol der Gegenwart des Herrn in Israel: Es war keine dunkle, sondern eine helle Wolke, wie uns in einem anderen Evangelium gesagt wird: Vermutlich fürchteten sie sich, als sie Mose und Elia in die Wolke hineingehen sahen. Sie konnten nicht begreifen, dass Menschen, selbst verherrlicht, im Kreis der besonderen Gegenwart des Herrn sein sollten. Der Aufenthaltsort seiner Herrlichkeit mochte über den Menschen sein; aber es schien ihnen zu viel, dass Menschen dort zu Hause sein sollten, auch wenn es verherrlichte Menschen waren.
Weiter folgt: „und eine Stimme erging aus der Wolke, die sagte: Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn hört“ (V. 35). Nun geht es nicht mehr um Mose und Elia. Das Gesetz und die Propheten waren bewundernswerte Vorläufer, und kein Strichlein wird unerfüllt zu Boden fallen; aber der Sohn Gottes kommt und hat notwendigerweise den Vorrang vor allem. „Dieser ist mein geliebter Sohn; ihn hört.“ Lasst uns Mose und Elia nicht auf eine Stufe mit Ihm stellen. Die Fingerzeige, die auf Christus hinweisen, sollten wir nicht übersehen; aber wenn Jesus, der Sohn Gottes, da ist, soll Er gehört werden. Das ist echtes Christentum. Fast jedes Werk des Unglaubens im Christentum besteht nun darin, Jesus auf die Stufe des Gesetzes und die Propheten herabzusetzen oder jedenfalls auf die Stufe der Menschen, des ersten Menschen. Niemand, der aus Gott geboren ist, würde das Gesetz und die Propheten geringschätzen. Doch es ist eine Sache, ihnen göttliche Autorität zuzugestehen, eine ganz andere, sie auf eine Stufe mit dem Sohn Gottes zu stellen. Sie waren Zeugen Gottes, aber der Sohn muss seine eigene Ihm gebührende Vorrangstellung haben. In allen Dingen muss Er den Vorrang haben (Kol 1,18). Und so beharrt Gott der Vater hier darauf. „Dieser ist mein geliebter Sohn; ihn hört.“ „Und als die Stimme erging, wurde Jesus allein gefunden“ (V. 36a). Das ist wirklich unsere eigentliche Stärke, dass wir nur eine Person haben, die die volle objektive Offenbarung des Geistes Gottes für uns ist oder sein kann. Wir ehren den Vater am meisten und wir zeigen die Kraft des Heiligen Geistes am besten, wenn wir Jesus vor uns haben und Ihm Tag für Tag nachfolgen. „Eins aber tue ich“, sagt der Apostel (Phil 3,13). „Und sie schwiegen und berichteten in jenen Tagen niemand etwas von dem, was sie gesehen hatten“ (V. 36b).