Behandelter Abschnitt Lk 1,39-56
Daraufhin steht Maria auf, geht in das Haus des Zacharias und grüßt ihre Verwandte, Elisabeth, was Anlass zu der wunderbaren Ehrerbietung gibt, die sogar das ungeborene Kind, Elisabeths Kind, ihr, der auserwählten Mutter des Messias, zu Ehren des Messias selbst erwies. Die Folge war, dass Elisabeth, erfüllt vom Heiligen Geist, in eine Anerkennung des Platzes ausbricht, den Gott Maria gegeben hatte. „Und woher geschieht mir dieses, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (1,43).
Es ist bemerkenswert, wie schön es anerkannt wird, dass sogar das Kind, das noch geboren werden sollte, der Herr war. Genau dasselbe finden wir bei Maria selbst. Sie hat keine Ahnung, dass sie aus dem Platz einer bedürftigen Sünderin herausgenommen wurde, während die wunderbare Geburt von Johannes Elisabeths Sinn für den Messias nicht schmälert, sondern eher verstärkt. Zugleich erkennt sie, dass Gott der Maria eine einzigartige Gunst erwiesen hat. „Und glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!“ (V. 45). Sie weiß, dass das, was ihrem Mann widerfahren ist, auf Unglauben zurückzuführen ist, und stellt dem das sanfte, weil gläubige Herz Marias gegenüber.
Maria antwortet: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heiland; denn er hat hingeblickt auf die Niedrigkeit seiner Magd; denn siehe, von nun an werden mich glückselig preisen alle Geschlechter“ (V. 46–48).
Es ist bemerkenswert, wie einfach die Schrift dem ungeheuerlichen Unglauben des Menschen begegnet, der Gott ebenso herabsetzt wie er einen Menschen erhöht. Maria hatte keinen Gedanken an die Verherrlichung. Sie sagt: „Von nun an werden mich glückselig preisen alle Geschlechter“, aber nicht als Segensperson. Sie war die Empfängerin des Segens, nicht die Spenderin oder Mittlerin desselben. „Denn große Dinge hat der Mächtige an mir getan, und heilig ist sein Name; und seine Barmherzigkeit ist von Geschlecht zu Geschlecht für die, die ihn fürchten. Er hat Macht ausgeübt mit seinem Arm; er hat die zerstreut, die in der Gesinnung ihres Herzens hochmütig sind. Er hat Mächtige von Thronen hinabgestoßen und Niedrige erhöht“ (V. 49–52). Das war eine Anspielung auf ihre eigene Stellung und die der Elisabeth. „Hungrige hat er mit guten Gaben erfüllt und Reiche leer fortgeschickt. Er hat sich Israels, seines Knechtes, angenommen, um seiner Barmherzigkeit zu gedenken (wie er zu unseren Vätern geredet hat) gegenüber Abraham und seiner Nachkommenschaft in Ewigkeit (V. 53–56). Es ist bemerkenswert, wie jüdisch der Charakter der Freude und der Anerkennung der Barmherzigkeit ist.